Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart (NF 10.1899)

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DIE WIENER SECESSION UND [HR „VER SACRUM«

auch unverbrüchlich treu geblieben. Ihr nächstes
Ziel ist, dem Publikum das Schlechte abzugewöhnen,
indem man es durch Gutes gleichsam verwöhnt.
Dies ist aber nur zu erreichen, wenn man es in fort-
gesetzter unmittelbarer Verbindung mit der internatio-
nalen Kunstströmung erhält und ihm nach und nach
alles zeigt, was im Auslande Gutes geschaffen wird.
Im Wettstreit mit diesem mag dann auch das inländische
Niveau sich heben und durch Anregung unser eigenes
Schaffen sich steigern. Je mehr Verständnis es im
Publikum findet, desto fühlbarer für die Kunst wird
die Wechselwirkung zwischen Schaffenden und Auf-
nehmenden sich gestalten. Denn nicht die Künstler
werden mehr zum Publikum hinabsteigen müssen,

sondern das Publikum wird sich künstlerisch erzogen
fühlen und zum Künstler emporzugelangen suchen.
Als letztes praktisches Ziel schwebt der V. B. K Ö.
die Errichtung einer modernen Galerie in Wien vor.
Einem „Wiener Luxembourg" sollen die Reinerträgnisse
aller ihrer Veranstaltungen gewidmet sein. Das nach-
wachsende Geschlecht soll der modernen Kunst nicht
mehr fremd gegenüberstehen, aber es soll auch eine
Stätte vorhanden sein, an der sich österreichische
Kunst ansammeln kann. Ist es doch heutzutage in
Ermangelung einer „österreichischen" Sammlung selbst
dem Specialforscher äusserst unbequem, ja fast un-
möglich, einen historischen Überblick der Kunst
seines eigenen Vaterlandes zu gewinnen.

Hauptsaal des neuen Ausstelhuigsgebäudes der Vereinigung bildender Künstler Österreichs (Secession) in Wien.