Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 10.1899

DOI Artikel:
Kleine Mitteilungen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4879#0218
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
KLEINE MITTEILUNGEN

211

des allgemeinen Aufschwunges, den die
deutsche Industrie und der Handel neh-
men. Eine Reihe von grösseren Auf-
trägen, die teils aus Münchener Kreisen
erteilt wurden, sowie auch viele nam-
hafte auswärtige Bestellungen und solche
aus dem Auslande brachten den Kunst-
gewerbetreibenden das ganze Jahr hin-
durch lohnende Beschäftigung. Nach-
dem das Jahr i8g8 von Anfang an besser
war als das Vorjahr, brachte der Mai
infolge des Schreinerstreiks einen kurzen
Rückschlag. Nach dessen Beendigung
erholte sich das Geschäft rasch, um
bei dem Ausbruch des spanisch-ameri-
kanischen Krieges abermals zurückzu-
gehen. Der gegen die Vorjahre sehr re-
duzierte Umsatz im August und Septem-
ber ist auf das Fernbleiben der reichen
Amerikaner und auf die Unterbrechung
des Absatzes nach Amerika zurückzu-
führen. Der Jahresschluss gestaltete sich

Akelei.

durch das Weihnachtsgeschäft wieder sehr
günstig. -u-

MUSEEN

LONDON. Die Grundsteinlegung zum
Neubau des South Kensington-Mu-
I seums erfolgte, wie wir dem „Cen-
tralblatt der Bauverwaltung" entnehmen,
am 17. Mai im Beisein der Königin Victoria
und mehrerer Mitglieder des Kgl. Hauses.
Hiermit ist ein Unternehmen in die Wege
geleitet, das endlich Übelständen abhelfen
wird, die zu den schreiendsten in London
gehörten. Denn die wertvollen Sammlun-
gen des Museums waren teilweise in höl-
zernen Baracken untergebracht, die nicht
nur in ihrer äusseren Erscheinung höchst
unwürdig auftraten, sondern auch die grösste
Feuersgefahr in sich bargen. Bereits vor
acht Jahren fand ein allgemeiner Wettbewerb
unter englischen Architekten für einen Neu-
bau statt, aus dem Aston Webb als Sieger
hervorging. Da sich von den parlamen-
tarischen Parteien jedoch niemand recht
für die Sache interessierte, so blieb sie

Aquilegia.

Helleborus viridis.

Convolvulus.

Pflanzenstilisierungen von Architekt
C- Wolbrandt, Krefeld.

wieder liegen, und erst als vor zwei
Jahren ein Regierungsausschuss in einem
Dringlichkeitsberichte auf die grosse
Feuergefährlichkeit des Gebäudes hin-
wies, wurde sie wieder aufgenommen.
Für den Neubau wurden 16 Millionen
Mark bewilligt und Webb erhielt den
Auftrag zur Ausarbeitung des beson-
deren Entwurfes. Zunächst entstanden
jedoch noch bedeutende Schwierigkeiten
durch die Frage, ob der ganze Inhalt
der jetzt zu dem Begriff „South Ken-
sington-Museum" gehörigen verschie-
denen Gebäude, oder nur die Kunst-
abteilung allein in dem Neubau Unter-
kunft finden solle. Ausser der letzteren
handelt es sich noch um die wissen-
schaftliche Abteilung, die allerhand tech-

Aesculus Hippokastanus.

nische und wissenschaftliche Sammlungen
und eine vielbesuchte technische Schule ent-
hält. Dem thatkräftigen Einspruch der
Royal Society ist es zu verdanken, dass
die Absicht der Behörden, beide Abteilungen
in dem einen Gebäude zu vereinigen, nicht
zur Ausführung gelangte. Man schritt zu
einer Trennung, die um so leichter war, als
gegenüber der westlichen Strassenfront noch
freies Bauland zur Verfügung stand. So
wird der wissenschaftliche Teil des Instituts
in Zukunft vollständig abgesondert werden,
und der Museumsneubau lediglich der
kunstgewerblichen Sammlung und der
Kunstgewerbeschule dienen. Die Bausumme
von 16 Millionen teilt sich dementsprechend
in 10 Millionen für das Museum, das in
Zukunft den Namen Victoria- und Alberi-
Museum führen wird, und in 6 Millionen
für das wissenschaftliche Institut des South
Kensington-Museums, das in einem Neubau
unmittelbar gegenüber dem Imperial Insti-
tute seine Unterkunft finden soll. Die
Grundsteinlegung am 17. Mai bezog sich
lediglich auf das Victoria- und Albert-
Museum. -u-

32*
 
Annotationen