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KLEINE MITTEILUNGEN
1897 festgesetzten Programms drei Preisaufgaben gestellt.
Wie in den Vorjahren behielten die jährlichen ordentlichen
Subventionen aus Staats- und Landesmitteln, sowie auch der
Beitrag der Handelskammer ihre frühere Höhe. Unter den
ausserordentlichen Einnahmen ist auch für 1898 der be-
deutende Betrag der böhmischen Landessparkasse mit 5000 fl.
zu verzeichnen. -U-
ZÜRICH und WINTERTHUR. Dem XXIV. Jahres-
bericht der Centralkommission der Gewerbemuseen
für i8g8 entnehmen wir folgendes: Die vom Bunde
für 1898 nachgesuchte Subvention wurde bereitwilligst ge-
währt, jedoch daran der Wunsch geknüpft, dem Jahresbericht
Reproduktionen von typischen Objekten der beiden Samm-
lungen beizulegen und als wirksames Mittel, das Inter-
esse für die Museen zu wecken, öffentliche Vorträge zu ver-
anstalten. Als Propaganda für die beiden Museen wurde
der in letzter Konkurrenz prämiierte Plakatentwurf von
Hermann Abegg in Paris nach den Aussetzungen der Jury
umgearbeitet und in Reproduk-
tionen in die weitesten Kreise
verbreitet. Das technologische
Gewerbemuseum und seine
räumlich sehr ausgedehnte
Sammlung zeugt von der steten
Weiterentwicklungdieser Schul-
anstalt mit ihren mannigfachen
praktischen Lehrkurscn. Die
Anstalt umfasst: a) Fachschulen
mit ganztägigem Unterricht,
b) Meisterkurse für das Klein-
gewerbe, c) Specialkurse mit
Abend- und Sonntags-Unter-
richt. Ähnlich früheren Jahren
fand auch im Berichtsjahr ein
Wettbewerb statt zur Erlangung
von Entwürfen und ausgeführ-
ten Arbeiten des Kunstgewer-
bes.Verlangt wurden : einWand-
kalender-Rahmen, eine Haus-
apotheke, ein Ofenschirm, ein
Ex-libris und ein Fächer. Den
Schluss desJahresberichts bildet
der Bericht des Direktors C.
Zehnder über eine Reise nach München, Augsburg, Nürn-
berg, Rothenburg ob der Tauber und Stuttgart. -u-
LEIPZIG. Der mit einer Reihe von Abbildungen aus-
gestattete Jahresbericht des Kunstgewerbe-Museums
* zu Leipzig für 1898 bespricht im Eingange den statt-
gehabten Personenwechsel in den Vorstandsämtern, ferner
finanzielle Angelegenheiten, das Ergebnis von vier, im
März des Berichtsjahres zur Entscheidung gelangten Wett-
bewerben, den Damenkursus für kunstgewerbliches Zeichnen,
und erwähnt endlich, dass die Veranstaltung regelmässiger
Vereinsabende zur Anbahnung näherer Beziehungen zwischen
Kunsthandwerkern und Freunden des Museums bessere Er-
folge aufzuweisen hatte als im Vorjahre. Der Bericht über
die eigentliche Museumsthätigkeit beginnt mit einer Über-
sicht über die stattgehabten wechselnden Ausstellungen von
einheimischen und ausländischen neuzeitigen Erzeugnissen
aus allen Gebieten des Kunstgewerbes. Die vom Museum
in der Pflege der modernen Kunstrichtung zunächst zu er-
reichenden Ziele werden dahin präcisiert, dass dasselbe ledig-
lich als Mittelsperson zwischen Publikum und Gewerbe-
Goethe-Medaille, entworfen von Huao Kaufmann - München
treibenden zu betrachten ist, dass aber gerade der kaufkräftige
Teil des ersteren sich bisher so teilnahmlos verhalten hat, dass
es unmöglich war, die für letztere erhofften materiellen Er-
folge zu erreichen und ihnen so den Wettbewerb mit den
in anderen grossen deutschen Städten unter günstigeren
Verhältnissen arbeitenden Kunsthandwerkern zu ermöglichen.
Von der Bestellung von sogenannten Ausstellungsstücken,
d. h. von Arbeiten, die am Orte selbst lediglich für das
Museum angefertigt werden, wurde nicht allein wegen
mangelnder Mittel, sondern auch wegen der bei anderen
Museen und bei Ausstellungen gemachten Erfahrungen ab-
gesehen. Bei derartig kostspieligen Unternehmungen ist zu
erwägen, dass bisher fast in allen Kunstgewerbe-Museen,
namentlich in denen Deutschlands, die auf den letzten Welt-
ausstellungen gemachten Ankäufe neuzeitiger Arbeiten ver-
fehlt waren und nur zur Füllung der Depots gedient haben.
Bei der wachsenden Ausbildung des Gewerbes und der sich
steigernden Anteilnahme auch der deutschen Künstler ist indes
zu hoffen, dass die nächsten Jahre den Wirkungskreis des
Museums nach dieser Richtung
erweitern werden, insbesondere
dann, wenn auf thatkräftige Bei-
hilfe des Publikums und der
öffentlichen Institute zu rechnen
ist. Zur Vergrösserung der
Sammlungen hat der Rat der
Stadt Leipzig während des Be-
richtsjahres zweimal ausser-
ordentliche Zuschüsse gewährt,
ausserdem aber auch einen
Fonds für diesen Zweck be-
gründet. Bedeutungsvolle An-
käufe für die Stoffsammlung
waren koptische und saraze-
nische Gewebe aus Funden von
Fayum, welche die bereits im
Besitze des Museums befindlich
gewesenen Proben dieser Ar-
beiten durch vorzügliche Stücke
ergänzt haben. Die wichtigste,
neue Gruppe dieser Erwerb-
ungen bilden zahlreicheSchleier-
stoffe aus durchsichtigen,einfar-
bigen Streifen gemusterter Seide
oder aus Linnen; ferner stammenebendaher Seidenwebereien
sarazenischer Herkunft mit figürlichen Darstellungen und
sehr wertvolle Brokate mit arabischen Inschriften. Im ganzen
umfasst diese Erwerbung 191 Nummern aus der Zeit vom
5. bis zum 13. Jahrhundert. Die Versteigerung Hirth in
München ermöglichte die Ausfüllung von Lücken in der
Sammlung von Stoffen des 15. bis 18. Jahrhunderts durch
Erwerbung von etwa 76 Nummern Sammeten, Brokaten,
Seidendamasten u. s. w. In der keramischen Abteilung
wurde vorzugsweise die Porzellansammlung vermehrt, wobei
der leitende Gesichtspunkt war, den künstlerischen Charakter
des Meissener Porzellans zu seiner Anfangs- sowohl wie zu
seiner Blütezeit durch gewählte Beispiele zu veranschaulichen,
ohne darum bemerkenswerte Arbeiten der übrigen bedeuten-
deren Porzellanmanufakturen zur Vervollständigung des Ge-
samtbildes ausser acht zu lassen. Im Anschluss an die im
Vorjahre erworbenen guten Arbeiten der Herold'schen Zeit
gelang es, dieselben zu einer charakteristischen Gruppe ab-
zurunden. Von den bekannten Tafelgeschirren aus der ersten
Hälfte des 18. Jahrhunderts wurden Teller aus dem SulkowskL
Geschirr, aus dem der Warschauer Hofkonditorei und andere
KLEINE MITTEILUNGEN
1897 festgesetzten Programms drei Preisaufgaben gestellt.
Wie in den Vorjahren behielten die jährlichen ordentlichen
Subventionen aus Staats- und Landesmitteln, sowie auch der
Beitrag der Handelskammer ihre frühere Höhe. Unter den
ausserordentlichen Einnahmen ist auch für 1898 der be-
deutende Betrag der böhmischen Landessparkasse mit 5000 fl.
zu verzeichnen. -U-
ZÜRICH und WINTERTHUR. Dem XXIV. Jahres-
bericht der Centralkommission der Gewerbemuseen
für i8g8 entnehmen wir folgendes: Die vom Bunde
für 1898 nachgesuchte Subvention wurde bereitwilligst ge-
währt, jedoch daran der Wunsch geknüpft, dem Jahresbericht
Reproduktionen von typischen Objekten der beiden Samm-
lungen beizulegen und als wirksames Mittel, das Inter-
esse für die Museen zu wecken, öffentliche Vorträge zu ver-
anstalten. Als Propaganda für die beiden Museen wurde
der in letzter Konkurrenz prämiierte Plakatentwurf von
Hermann Abegg in Paris nach den Aussetzungen der Jury
umgearbeitet und in Reproduk-
tionen in die weitesten Kreise
verbreitet. Das technologische
Gewerbemuseum und seine
räumlich sehr ausgedehnte
Sammlung zeugt von der steten
Weiterentwicklungdieser Schul-
anstalt mit ihren mannigfachen
praktischen Lehrkurscn. Die
Anstalt umfasst: a) Fachschulen
mit ganztägigem Unterricht,
b) Meisterkurse für das Klein-
gewerbe, c) Specialkurse mit
Abend- und Sonntags-Unter-
richt. Ähnlich früheren Jahren
fand auch im Berichtsjahr ein
Wettbewerb statt zur Erlangung
von Entwürfen und ausgeführ-
ten Arbeiten des Kunstgewer-
bes.Verlangt wurden : einWand-
kalender-Rahmen, eine Haus-
apotheke, ein Ofenschirm, ein
Ex-libris und ein Fächer. Den
Schluss desJahresberichts bildet
der Bericht des Direktors C.
Zehnder über eine Reise nach München, Augsburg, Nürn-
berg, Rothenburg ob der Tauber und Stuttgart. -u-
LEIPZIG. Der mit einer Reihe von Abbildungen aus-
gestattete Jahresbericht des Kunstgewerbe-Museums
* zu Leipzig für 1898 bespricht im Eingange den statt-
gehabten Personenwechsel in den Vorstandsämtern, ferner
finanzielle Angelegenheiten, das Ergebnis von vier, im
März des Berichtsjahres zur Entscheidung gelangten Wett-
bewerben, den Damenkursus für kunstgewerbliches Zeichnen,
und erwähnt endlich, dass die Veranstaltung regelmässiger
Vereinsabende zur Anbahnung näherer Beziehungen zwischen
Kunsthandwerkern und Freunden des Museums bessere Er-
folge aufzuweisen hatte als im Vorjahre. Der Bericht über
die eigentliche Museumsthätigkeit beginnt mit einer Über-
sicht über die stattgehabten wechselnden Ausstellungen von
einheimischen und ausländischen neuzeitigen Erzeugnissen
aus allen Gebieten des Kunstgewerbes. Die vom Museum
in der Pflege der modernen Kunstrichtung zunächst zu er-
reichenden Ziele werden dahin präcisiert, dass dasselbe ledig-
lich als Mittelsperson zwischen Publikum und Gewerbe-
Goethe-Medaille, entworfen von Huao Kaufmann - München
treibenden zu betrachten ist, dass aber gerade der kaufkräftige
Teil des ersteren sich bisher so teilnahmlos verhalten hat, dass
es unmöglich war, die für letztere erhofften materiellen Er-
folge zu erreichen und ihnen so den Wettbewerb mit den
in anderen grossen deutschen Städten unter günstigeren
Verhältnissen arbeitenden Kunsthandwerkern zu ermöglichen.
Von der Bestellung von sogenannten Ausstellungsstücken,
d. h. von Arbeiten, die am Orte selbst lediglich für das
Museum angefertigt werden, wurde nicht allein wegen
mangelnder Mittel, sondern auch wegen der bei anderen
Museen und bei Ausstellungen gemachten Erfahrungen ab-
gesehen. Bei derartig kostspieligen Unternehmungen ist zu
erwägen, dass bisher fast in allen Kunstgewerbe-Museen,
namentlich in denen Deutschlands, die auf den letzten Welt-
ausstellungen gemachten Ankäufe neuzeitiger Arbeiten ver-
fehlt waren und nur zur Füllung der Depots gedient haben.
Bei der wachsenden Ausbildung des Gewerbes und der sich
steigernden Anteilnahme auch der deutschen Künstler ist indes
zu hoffen, dass die nächsten Jahre den Wirkungskreis des
Museums nach dieser Richtung
erweitern werden, insbesondere
dann, wenn auf thatkräftige Bei-
hilfe des Publikums und der
öffentlichen Institute zu rechnen
ist. Zur Vergrösserung der
Sammlungen hat der Rat der
Stadt Leipzig während des Be-
richtsjahres zweimal ausser-
ordentliche Zuschüsse gewährt,
ausserdem aber auch einen
Fonds für diesen Zweck be-
gründet. Bedeutungsvolle An-
käufe für die Stoffsammlung
waren koptische und saraze-
nische Gewebe aus Funden von
Fayum, welche die bereits im
Besitze des Museums befindlich
gewesenen Proben dieser Ar-
beiten durch vorzügliche Stücke
ergänzt haben. Die wichtigste,
neue Gruppe dieser Erwerb-
ungen bilden zahlreicheSchleier-
stoffe aus durchsichtigen,einfar-
bigen Streifen gemusterter Seide
oder aus Linnen; ferner stammenebendaher Seidenwebereien
sarazenischer Herkunft mit figürlichen Darstellungen und
sehr wertvolle Brokate mit arabischen Inschriften. Im ganzen
umfasst diese Erwerbung 191 Nummern aus der Zeit vom
5. bis zum 13. Jahrhundert. Die Versteigerung Hirth in
München ermöglichte die Ausfüllung von Lücken in der
Sammlung von Stoffen des 15. bis 18. Jahrhunderts durch
Erwerbung von etwa 76 Nummern Sammeten, Brokaten,
Seidendamasten u. s. w. In der keramischen Abteilung
wurde vorzugsweise die Porzellansammlung vermehrt, wobei
der leitende Gesichtspunkt war, den künstlerischen Charakter
des Meissener Porzellans zu seiner Anfangs- sowohl wie zu
seiner Blütezeit durch gewählte Beispiele zu veranschaulichen,
ohne darum bemerkenswerte Arbeiten der übrigen bedeuten-
deren Porzellanmanufakturen zur Vervollständigung des Ge-
samtbildes ausser acht zu lassen. Im Anschluss an die im
Vorjahre erworbenen guten Arbeiten der Herold'schen Zeit
gelang es, dieselben zu einer charakteristischen Gruppe ab-
zurunden. Von den bekannten Tafelgeschirren aus der ersten
Hälfte des 18. Jahrhunderts wurden Teller aus dem SulkowskL
Geschirr, aus dem der Warschauer Hofkonditorei und andere