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Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner u. Sammler — 15.1918

DOI Heft:
XV. Jahrgang (1917 / 1918)
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Nr. 14 (11. Januar 1918)
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https://doi.org/10.11588/diglit.54654#0103
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DER KUNSTMARKT
XV. Jahrgang 1917/1918 Nr. 14. 11. Januar 1918

Die Kunstchronik und der Kunstmarkt erscheinen am Freitage j.der Woche (im Juli und August nach Bedarf) und kosten halbjährlich 10 Mark.
Man abonniert bei jeder Buchhandlung, beim Verlage oder bei der Post. Für Zeichnungen, Manuskripte usw., die unverlangt eingesandt werden,
leisten Redaktion und Verlagshandlung keine Gewähr. Alle Briefschaften und Sendungen sind zu richten an E. A. Seemann,. Leipzig, Hospitalstr. 11a.
Abonnenten der Zeitschrift für bildende Kunst erhalten Kunstchronik und Kunstmarkt kostenfrei. Anzeigen 30 Pf. die Petitzeile; Vorzugsplätze teurer

BEVORSTEHENDE AUKTIONEN

Januar
15.—16.
Amsterdam. 7?. IT. P. de Vries. Bibliothek
Vincent van Gogh.
22.
Berlin. *R. Lepke. Gemälde alter und neuer
Meister.
28.
Wien. * Franz Malota. Bibliothek Kielmans-
egg: Kupferwerke, Austriaca usw.; Gemälde,
Aquarelle, Handzeichnungen.
Januar
München. Hugo Helbing. Antiquitätensamm-
lung, vorwiegend aus Münchener Privatbesitz.
Januar
Berlin. Paul Cassirer und Hugo Helbing.
Sammlung Wilhelm Gumprecht.
Januar
Aachen. Ant. Creutzer. Bedeutende Kupfer-
stichsammlung aus westfälischem Adelsbesitz.
Januar
Aachen. Ant. Creutzer. Wertvolle Kunst-
sammlung aus schlesischem Adelsbesitz.
Januar
Aachen. Ant. Creutzer. Bibliothek: Schöne
illustrierte und wertvolle Werke alter und
neuerer Zeit und Oeschichtswerke.

Januar
Aachen. Ant. Creutzer. Bibliothek Pfarrer Jos.
Lantin-Aachen: reichhaltige Kunstliteratur.
Februar
Anfang
Berlin. Max. Perl. Moderne Graphik.
12.
Berlin. R. Lepke. Galerie Brandts-Wiesbaden:
Gemälde alter Meister.
19.
Berlin. R. Lepke. Antiquitäten aller Art,
Möbel, Orientteppiche aus verschiedenem
Besitz.
26.
Berlin. R. Lepke. Gemälde alter Meister.
März
5.
Berlin. R. Lepke. Modernes Mobiliar und
Kunstgewerbe.
19.
Berlin. */?. Lepke und H. Helbing. Gemälde-
sammlung des verstorbenen Barons Albert
von Oppenheim (Cöln).
26.
Berlin. R. Lepke. Gemälde moderner Meister.

lieber die mit Sternchen versehenen Versteigerungen ist im Anzeigenteil dieser Nummer Näheres zu finden.

DIE SAMMLUNG GUMPRECHT

Wilhelm Gumprecht war in der Tat ein Samm-
ler, so streng man, durch das nicht immer natürliche
Sammelgebaren der letzten Zeit zur Vorsicht gemahnt,
den Begriff auch umgrenzen, so mißtrauisch man
nach den Motiven forschen mag. In dem unproduk-
tiven Dasein des berufs-, ehe- und kinderlosen Mannes
steht die Sammeltätigkeit als das allein Aufbauende
da, hier liegen die einzig sichtbaren Ergebnisse eines
83jährigen Daseins. Gumprechts beste Jahre waren
mit dem Zusammenbringen der verschiedenartigen
Objekte ausgefüllt; sein langes Greisenalter blieb ihm,
das erworbene Gut liebevoll zu pflegen und zu be-
wahren.
Es besteht innerhalb der Sammlung eine Art von
Gegensätzlichkeit des Geschmacks: als Bildersammler
stand Gumprecht auf dem Boden des Berlin seiner.
Generation, mit der Bevorzugung der niederländischen
Meister des 17. Jahrhunderts. Als solcher erwarb er
eine Reihe schöner normaler Stücke, wie sie reichen
Bürgerhäusern als Schmuck wohl anstehen. Eine
persönlichere Geschmacksnote zeigt sich schon in der
Wahl der gotischen Holzskulpturen, während erst das

Kunstgewerbe Gumprechts eigenstes Sammelwollen
zu enthüllen scheint. Eine verwirrende Menge reiz-
voller Kuriosa tut sich hier auf und füllt Glasvitrinen
und Wände, Schränke und Ständer, mit der Bürger-
lichkeit der geordneten Behausung des alten Berliner
Westens seltsam kontrastierend. Man glaubt, der skur-
rilen Erfindung eines E. T. A. Hoffmann gegenüber-
zustehen, dem ein solches Vermengen von Phantastik
mit berlinischer bürgerlicher Nüchternheit am ehesten
entspricht. Gumprecht war zunächst weltbekannt als
der Sammler der Porzellanzwerge: die bizarren Formen-
gebilde sind aus allen Gegenden, aus Meißen und
Höchst, aus Venedig und Wien in reicher Fülle ver-
treten. Auch Tiere der verschiedensten Landstriche
finden sich hier vereint: ein braunornamentiertes per-
siches Fayencekamel, ein blaues persisches Fabeltier,
ein chinesischer Hund. Von weiteren Seltsamkeiten
seien die Delfter Fayencen — zwei Bajazzi und ein
Dieb am Pranger in reicher Bemalung — hervorge-
hoben. Dem gewohnten Zeitgeschmack von 1870
bis 1890 entsprechen wiederum eher die Steinzeug-
krüge der deutschen Renaissance, namentlich die Gat-
 
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