Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner u. Sammler — 15.1918

DOI Heft:
XV. Jahrgang (1917 / 1918)
DOI Artikel:
Nr. 40 (30. August 1918)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.54654#0279
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
DER KUNSTMARKT
XV. Jahrgang 1917/1918 Nr. 40. 30. August 1918

Die Kunstchronik und der Kunstmarkt erscheinen am Freitage jeder Woche (im Juli und August nach Bedarf) und kosten halbjährlich 10 Mark.
Man abonniert bei jeder Buchhandlung, beim Verlage oder bei der Post. Für Zeichnungen, Manuskripte usw., die unverlangt eingesandt werden,
leisten Redaktion und Verlagshandlung keine Gewähr. Alle Briefschaften und Sendungen sind zu richten an E. A. Seemann, Leipzig, Hospitalstr. 11a.
Abonnenten der Zeitschr. f. bild. Kunst erhalten Kunstchronik u. Kunstmarkt kostenfrei. Anzeigen 40 Pf. für die dreigespalt. Petitzeile; Vorzugsplätze teurer.

BEVORSTEHENDE AUKTIONEN

Ueber die mit Sternchen versehenen Versteigerungen ist im Anzeigenteil dieser Nummer Näheres zu finden.

Sept.
Leipzig. *v. Bossänyi. Gemälde des 15. bis
20. Jahrhunderts.
Okt.
Frankfurt a. M. Rud. Bangel. Gemälde und
Holzschnitzereien alter Meister u. a. aus der
Sammlung Thomann.
2.
2.-3.
16.
Berlin. *Paul Oraupe. Moderne Graphik,
Handzeichnungen.
7.-9.
Wien. Dorotheum. Ostasiatisches Kunstge-
werbe, Ägyptische Ausgrabungen.
23.-28.
Berlin. * Martin Breslauer. Bibliothek Schüdde-
kopf.
16.-18.
Wien. Dorotheum. Alte und neue Meister,
Miniaturen.
24.-25.
Frankfurt a. M. Rud. Bangel. Ältere und
moderne Meister, Möbel, Antiquitäten.
22.-23.
Frankfurt a. M. Rud. Bangel. Gemälde und
Antiquitäten.
24.-28.
Wien. Dorotheum. Ölgemälde, Aquarelle,
Zeitungen und Antiquitäten.
Okt.
Hamburg. Galerie Commeter. Sammlung
Carl Schmitt-Hamburg. Moderne Graphik:
Haden, Bone, Zorn, Stauffer, Liebermann usw.
Sept.
München. * Galerie Helbing. Antiquitäten,
Möbel, ostasiatisches Kunstgewerbe.
Okt.
München. *Galerie Helbing. Antiquitäten,
Möbel, Gemälde aus Schloß Mindelburg.
Nov.
Frankfurt a. M. Frankfurter Kunstverein.
Nachlaß Carl Morgenstern.
Anfang
Mitte

SOMMER-AUKTION BEI MULLER IN AMSTERDAM

Versteigerung alter und neuer Gemälde
bei Fred. Muller & Co. in Amsterdam am 2. Juli 1918.
Bei Fred. Muller gelangten am 2. Juli die kleine, aber
verschiedene Meisterwerke umfassende Privatgalerie von
Frau L. van Alphen-Hovy, sowie eine Reihe moderner Ge-
mälde verschiedener Herkunft zur Versteigerung. In der
Sammlung der Frau van Alphen-Hovy befand sich nur ein
altes Gemälde, ein Werk von Jan Steen, das neben seinem
künstlerischen Werte deshalb von Interesse war, weil hier
offenbar ein Jordaenssches Motiv vom Künstler bearbeitet
worden ist. Jordaens hat bekanntlich die Fabel von dem
Satyrn und dem Bauern mit besonderer Vorliebe behandelt,
und zwei verschiedene Fassungen dieses Motivs liegen
der Jan Steenschen Komposition zugrunde; aber nicht in
sklavischer Nachahmung hat Steen hier Details aus einem
anderen Werke verwendet, es handelt sich um eine freie
Übertragung, so daß ein lebensvolles und zugleich echt
holländisches kleines Werk daraus entstanden ist. Die Figur
des Satyrs stammt aus dem von Vorsterman jun. gesto-
chenen Werke; es ist ein sehr verwandter Typus, auch
mit dem gleichen langen, struppigen Bart, den Eselsohren,
derselben Geste, und gleichfalls im Begriff, seinen Platz
an der gastlichen Tafel zu verlassen; auf dem Stich hat er
mit der einen Hand den Schemel ergriffen, der ihm den
Weg versperrt, auf dem Gemälde von Steen stützt er sich
mit der einen Hand auf den Stuhl, von dem er sich soeben

erhoben hat. Der Ausdruck ist ein anderer, bei Jan
Steen drückt das Gesicht nur Mißtrauen und Besorgnis
aus, die Sache scheint ihm nicht geheuer, bei Jordaens ist
es mehr Bauernschlauheit und gutmütiges Lächeln darüber,
daß er nicht so dumm ist mit einem so gefährlichen
doppelzüngigen Menschen länger unter einem Dache zu
bleiben. Trefflich charakterisiert ist bei Jan Steen d&r
Bauer, der mit dem ernstesten Gesicht seinen Löffel Suppe
kalt bläst, um gleich in das ausgelassenste Gelächter aus-
zubrechen über diesen dummen Satyr, der sich wunder
wie klug und vorsichtig vorkommt, wie überhaupt Steen
ungleich größere psychologische Begabung bekundet. Aus
einem anderen Werke von Jordaens, das durch einen Stich
von Jacob Neefs vervielfältigt ist, sind der Innenraum mit
dem Kamin links und dem kleinen Fenster rechts oben
entnommen; auch die Figur des im Hintergrund stehenden
grinsenden Bauernlümmels ist zweifellos eine Reminiszenz
an den ungeschlachten Caliban bei Jordaens, der hinter
der Gruppe steht und dem beim Lachen der Brei, den er
eben eingelöffelt hat, aus dem offenen Munde tropft.
Das Jan Steensche Werk läßt sich bis in den Anfang
des vorigen Jahrhunderts zurückverfolgen. Auf der
Auktion Burggraf (1811) brachte es 681 Fr. John Smith
erwarb es dann für 2500 Francs in Paris; er beschreibt es
auch in seinem Catalogue raisonne von 1833 unter Nr. 72.
Im Jahre 1901 kommt es auf der Versteigerung Arthur
 
Annotationen