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Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner u. Sammler — 15.1918

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XV. Jahrgang (1917 / 1918)
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Nr. 25 (29. März 1918)
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https://doi.org/10.11588/diglit.54654#0163
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DER KUNSTMARKT

XV. Jahrgang

1917/1918

Nr. 25. 29. März 1918

Die Kunstchronik und der Kunstmarkt erscheinen am Freitage jeder Woche (im Juli und August nach Bedarf) und kosten halbjährlich 10 Mark. Man
abonniert bei jeder Buchhandlung, beim Verlage oder bei der Post. Für Zeichnungen, Manuskripte usw., die unverlangt eingesandt werden, leisten
Redaktion und Verlagshandlung keine Gewähr. Alle Briefschaften und Sendungen sind zu richten an E. A. Seemann, Leipzig, Hospitalstr. 11 a. Abonnenten
der Zeitschrift für bildende Kunst erhalten Kunstchronik und Kunstmarkt kostenfrei. Anzeigen 40 Pf. für die 3gespalt. Petitzeile; Vorzugsplätze teurer.

Die nächste Nummer des Kunstmarktes erscheint der Osterfeiertage wegen am 12. April zusammen mit
dem Aprilheft der Zeitschrift für bildende Kunst.

DIE VERSTEIGERUNG DER GEMÄLDE DES BARONS ALBERT OPPENHEIM AM 19. MÄRZ 1918
IM KUNSTAUKTIONSHAUSE R. LEPKE, BERLIN

Der Verkauf der berühmten Bildersammlung, der
schon seit Jahren geplant, wegen des Kriegszustandes
aber immer wieder verschoben worden war, vollzog sich
nicht so laut und stürmisch wie die Versteigerung
der Kaufmannschen Sammlung, wohl aber mit dem er-
warteten guten Ergebnis (Gesamtresultat 4 222 500 M.).
Die allgemeine Preissteigerung wurde bestätigt, doch
verständig nach der Qualität unterschieden, sodaß Über-
raschungen und Übertreibungen ausblieben. Die bren-
nende Tagesfrage nach der Beteiligung des Auslandes sei
zuerst beantwortet. Da fast alle Zuschläge an diskrete
Agenten und Händler erfolgten, sind die wirklichen
Käufer nicht ohne weiteres bekannt. Immerhin darf an-
genommen werden, daß fast alle Stücke in deutschem
Privatbesitz Unterkunft gefunden haben, abgesehen von
mehreren ausgezeichneten Bildern, die der ungarische
Sammler Herr v. Nemes an sich brachte. Die Museen
sowie die holländischen und skandinavischen Privat-
leute bekamen anscheinend nichts. Wenn also die
Kaufmann-Auktion eine etwas unklare Agitation zu-
gunsten einer Ausfuhrbeschränkung angeregt hat, lassen
sich aus diesem Verkauf Argumente zur Begründung
gesetzlicher Maßnahmen schwerlich gewinnen.
Hier ein Verzeichnis aller Bilder: 1,2. Ambr. Benson,
Bildnispaar (94500 M.). Vergl. meine Notiz über diese
früher Holbein genannten Bilder im Jahrbuch d. pr.
Ksts., 1910, S. 139 ff. — 3. Berchem, Die Rast vor dem
Wirtshaus (21 000 M.). — 4. Pieter de Bloot, Dorffest
(16500 M.). — 5. B. Bruyn, Altarflügel (32000M.).
Keineswegs von B. B., vielmehr auffallend zarte nieder-
ländische Arbeit von 1550. — 6. Petrus Christus, Dar-
stellung aus der Eligius-Legende (800 000 M.). Das be-
rühmte Bild mit der Signatur und dem Datum 1449
wurde, wie zu erwarten stand, seiner Bedeutung nach
bezahlt. Es scheint in einem deutschen Privathaus Platz
gefunden zu haben. — 7. G. Coques, Familienporträt
(35000 M.). Ungewöhnlich groß im Figurenmaßstab
und deshalb etwas leer, ging das stattliche Stück ver-
hältnismäßig billig fort. — 8. A. Cuyp, Hirtenszene
(35200 M.). — 9. G. David, Maria mit dem Kind
(82 500 M.). Durchaus nicht von Gerard David, son-
dern von einem leicht kenntlichen, um 1480 tätigen
Meister, der sich an ältere Motive hält, von dem andere
Tafeln im Museum zu Lille, bei Herrn Onnei van
Nyenrode u. a. a. O. bewahrt werden. Vergl. meine
Notiz in der Besprechung der Brügger Leihausstellung

von 1902 im Repertorium. Der Maler ist namentlich
kenntlich an dem schematisch punktierten Baum-
schlag.— lo.v.Dyck, Porträt des Frans Hals (54 500 M.).
Nicht von v. Dyck und gewiß kein Porträt von Frans
Hals, Selbstporträt eines tüchtigen Meisters, der zu
den Nachfolgern v. Dycks gehört. — 11. v. Dyck,
Porträt von Martin Ryckaert (20 100 M.). Aus der
bekannten für die »Monographie« geschaffenen Folge,
die v. Dyck als Vorlage für die Kupferstecher her-
stellen ließ. — 12. Jan Fyt, Rebhühner (13500 M.).
— 13. Aert de Gelder, Männerporträt (26500 M.).
Eher G. Flinck. — 14. Frans Hals, Frauenporträt
(230000 M., Berliner Privatsammler). Etwas schwarz
im Fleisch, doch gediegen und sicher in Zeichnung und
Ausdruck. Signiert und 1635 datiert. — 15. Frans Hals,
Lachendes Kind (79 000 M., Berliner Privatsammler).
Signiert, sehr frisch, von 1640 etwa. — 16. Frans Hals,
Kinderkopf (186 000 M., Berliner Privatbesitz). Eben-
falls signiert und Gegenstück zu Nr. 15, aber besser
geglückt in der Zeichnung, mit Recht höher bewertet
als jener Kopf. — 17. Jan D. de Heern, Stilleben
(23500 M.). — 18. Hobbema, Dorf unter Bäumen
(171 000 M., Münchener Kunsthandel). Signiert, etwas
schwer in der Farbe. Eine verständige Reinigung wird
die Wirkung des bedeutenden Bildes wahrscheinlich
erheblich steigern. — 19. Hobbema, Die Wassermühle
(150000 M. Budapest, von Nemes). Signiert. Zarte,
lichte, besonders anmutige Arbeit. — 20. Pieter de
Hoogh, Mutter mit zwei Kindern (450000 M.,
Berliner Privatsammler). Signiert, datiert 1658; ein
Meisterwerk, glühend, farbig, mit natürlicher Anmut
in den Figuren und reichem Lichtspiel, makellos er-
halten. — 21. Jan van Kessel, Die Bleiche bei Haarlem
(71 100 M.). Dieses Bild des sonst nicht sehr hoch
geschätzten Ruisdael-Nachahmers wurde mit Recht so
hoch bewertet. Signiert. — 22, 23. Th. de Keyser,
Bildnispaar (206 000 M.). Signiert und 1639 datiert.
Auch hier entsprach der auffallend hohe Preis der
ungewöhnlich guten Qualität. — 24. Quentin Massys,
Maria mit dem Kind (92 000 Mk., deutscher Privat-
besitz). In der Figur der Madonna, namentlich im
Typus des Kopfes, dem großen Antwerpener Meister
sehr nah. Die Landschaft abweichend und in etwas
jüngerem Charakter. Im ganzen hat die Malweise
nicht das feine Email, nicht die Leuchtkraft Quentins,
sodaß wohl ein ausgezeichneter Nachfolger in Be-
 
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