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- 96 —

linearer Verve, ganz in Rhythmus aufgelöst und
doch von einem starken Stilgefühl gebändigt, — Auch
der Münchener Ludwig K a i n e r hat das
Russische Ballet gezeichnet, in einer mehr malerisch-
impressionistischen Art, Diese Blätter sind bei
Reuß und Pollack ausgestellt. Zum Schluß
sei auch der motivisch sehr reichen Oelbilder aus
Algier von John Höxter gedacht, die in der
Schillerbuchhandlung zu sehen sind. Das Sonnen-
leben des Orients hat der Maler hier in starken
Farben schön aufblühen lassen. In dem Char-
lottenburger Salon Neuner fallen neben Bildern
bekannter Impressionisten der Müncher Hans
Haider mit großzügigen Berglandschaften und
Hede v. Trapp auf, eine phantasievolle Zeich-
nerin, die von Beardsley herkommt, aber in ihren
Visionen und Symbolismen über ihn hinaus-
trachtet.

Die große Berliner Kunstausstellung 1915.
Die Vorbereitungen für die nächste Kunstausstel-
lung sind bereits im Gange, Zum ersten Vorsitzen-
den der Kommission ist Professor Karl Lang-
hammer und zum zweiten Fritz Burger ge-
wählt worden.

Auswärtige Ausstellungen. Im Kaiser
Friedrich - Museum zu Posen findet eine
Ausstellung von Zeichnungen Adolf v. Menzels
statt. - - In Heidelberg findet bis zum 15. Sep-
tember eine vom Konservator der städtischen Samm-
lungen Karl Lohmeyer veranstaltete Ausstellung von
Meisterporträts aus dem reichen privaten und öffent-
lichen Besitz der Stadt statt. In acht verschiedenen
Gruppen bietet sie einen Ueberblick über die Ent-
wicklung der Porträtkunst vom Mittelalter bis zur
Gegenwart, — Im Tübinger Kunst- und Alter-
tumsverein sind etwa 200 graphische Blätter von
Emil O r 1 i k ausgestellt. — Im M u s e u m der
Schönen Künste zu Budapest sieht man jetzt
eine sehr wertvolle Ausstellung von Graphiken der
Deutschen Kleinmeister des Mittelalters,

Eine Ausstellung alten schleswig-holsteini-
schen Kunstbesitzes. Innerhalb der Altonaer
Gartenbau-Ausstellung findet jetzt eine Ausstellung
alten schleswig-holsteinischen Kunstbesitzes statt,
und zwar lediglich aus dem Besitze der adligen
Familien des Landes. Der Fideikommißbesitz dieser
Familien ist ungeheuer reich an Kunstschätzen jeder
Art. Besonders reich ist die Malerei vertreten, doch
auch Arbeiten in Silber, Gold und Bronze, Gobelins
und Möbelstücke fehlen nicht.

Museen und öffentliche Sammlungen.

Zeichnungen Georg Romneys in Berliner
Museen. Die graphische Sammlung der Berliner
Museen erhält etwa 69 Bleistift- und Federzeichnun-
gen George Romneys. Es dürfte dies die umfang-
reichste Sammlung von Zeichnungen eines englischen
Malers auf dem Festlande sein, die ein Museum
besitzt.

Ein neues Thüringer Museum, ausgestattet
mit einem bisher unbekannten Reichtum von Kunst-
werken meist thüringischer bezw. mitteldeutscher
Provenienz, ist vor wenigen Tagen im altehrwür-
digen Dom zu Erfurt der Oeffentlichkeit zugäng-
lich gemacht worden. Das, was hier zusammen-
gebracht worden ist, übertrifft alle Vorberichte. Es
erfüllen sich alle Hoffnungen, die man an das Dom-
museum knüpfte. Es war ja Fachleuten nicht unbe-
kannt, daß der Dom zu Erfurt in seinen Neben-
gebäuden Kunstschätze von größtem Werte enthielt,
doch die jetzt im Südflügel des Kreuzgangs unter-
gebrachte Sammlung geht weit über alle Vermutun-
gen und Schätzungen hinaus. Durch kunstvolle,
farbige Glasfenster, die, ebenfalls Jahrhunderte alt,
einer frühen Kunstepoche Thüringens ihre Ent-
stehung verdanken, fällt das Licht gedämpft in den
Raum, in dem Kostbarkeit an Kostbarkeit steht. Viel-
leicht läßt es sich einmal ermöglichen, daß neben
den hier ausgestellten Meisterwerken der Textilkunst,
der Plastik, der Bildschnitzerei, Schmiedekunst und
Malerei auch der überaus reiche Silberschatz
des Domes Aufstellung findet und das Kloster
der Ursulinerinen seine berühmten, aber nur sehr
seifen einem fremden Auge zugängigen Schatz-
kammern, die viele Unika und Kunstwerke von
größtem Werte enthalten, öffnet. Das Resultat würde
sein: daß Erfurt eine der bedeutendsten
Kunstkammern Deutschlands besäße.
Nach den Erläuterungen von Professor Dr. Over-
mann-Erfurt sind in dem neuerrichteten Museum
alle Kunstepochen vertreten, vom romanischen Stil
bis zum Ausgang des Rokokos, vom 11. bis zum 18.
Jahrhundert, am wertvollsten aber ist die Kunst des
Mittelalters.

Entdeckungen und Restaurierungen.

Sterbende Kunstwerke. Aus Rom wird
dem ,,B. T." gemeldet: Die altberühmten Fresken des
Benozzo Gozzoli im Camposanto zu Pisa be-
finden sich, wie amtlich festgestellt ist, in so ver-
zweifeltem Zustande, daß sie binnen kurzem fast
völlig verschwunden sein dürften. Schon jetzt ist die
Farbe vieler Figuren abgebröckelt. Die Regierung
entsandte einige Kunstgelehrte nach Pisa, um die
Mittel zur Erhaltung der Kunstwerke zu beraten.
Voraussichtlich erhält Professor Cavenaghi,
dem die Rettung von Leonardo da Vincis Abend-
mahl gelang, den Auftrag, auch die Fresken in Pisa
dem Verderben zu entziehen.

Entdeckung alter Erfurter Renaissance-
Malereien. Bei der Restaurierung eines zwischen
1560 und 1570 erbauten Hauses wurden an der
Fassade zwei alte Wandgemälde aufgedeckt, die offen-
bar den Rest einer umfangreichen Fassadenmalerei
darstellen und nur durch eine früher darüber an-
gebrachte Holzverschalung der Zerstörung ent-
gangen sind. Die verhältnismäßig gut erhaltenen
Gemälde zeigen zwei allegorische Frauenfiguren,
 
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