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Kurth, Ferdinand Max [Mitarb.]; Reichard, Mea [Mitarb.]
Das Kunsttheater: Zeitschrift für künstlerische Kultur — 1902

DOI Artikel:
Reichard, Paul: Die Berliner Sezession von 1902
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https://doi.org/10.11588/diglit.65889#0093

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es diefer künſtler / die haar⸗ und fetlerbekleidung ſeiner Tiere heraus-
zubringen- Die feclern des Straußes ſcheinen von der leichtigkeit wirk-
licher federn zu ſein. Ganz befonders war ihm das ſchon bei dem
vorjahrigen laufenden Strauß geglückt. durch einfaches Abpolieren der
oxidſchichte iſt es ihm gelungen / bei tlen Augen des Straußes den cin-
clruck hervorzurufen / als ſeien dieſelben wirklich durchſcheinend. die
Tierftücke von George bardet / paris/ ſind auch vorzüglich gearbcitet /
haben aber etwas Süßliches ˖ Sehr kräftig ſind die bciden kleinen
Sachen von George swan / ebenfalls Tierſtücke. George Minne / ein
Belgier / hat etwas Archaiſierendes groteskes in ſeinen Skulpturen / das
uns am wenigſten bei ſeinem ochnitzer gefällt- die Krbeiten zeigen bei
eminentem Können manieriertheit · zum Schluſſe wollen wir auch noch des
plakates der Sezeffion Erwähnung thun; es iſt mit unleugbarem beſchick
in feinem künſtleriſchen Empfinden ſtimmungsvoll gezeichnet und auch
ſehr fein in den farben und jedenfalls beſſer als die große Mehrzahl
der in den Räumen der Sezeffion ausgeftellten Bilder-

die Leiter der Sczeſſionsausſtellung haben durch die Auswahl des
Gebotenen in dieſem Jahr ein gefahrliches Erperiment gemacht. Man
yat ganz außer Acht gelaffen, daß uns die Kunft über die alltãglichen
empfindungen hinausheben foll- von neunzehntel der ausgeftellten
Bilder kann man dies nicht fagen- Ruch in bezug auf den Inhalt muß
der Beſchauer befriedigt werden und wenn die Technik in der Weife ver-
nadcläffigt wird / wie man es bei den meiſten ausgeftellten Bildern
beobachtet / ſo kann dies beinahe beleidigend wirken. Man komme
nicht mit der abgedroſchenen Phrafe, daß der oder jener Künftler gtqdc
fo die natur ſche. Unter zehn fallen verſteckt er darunter nur ſeine
Unfäbigkeit- noch eines möchten wir hervorheben- bei der geringen
zahl der Bilder gerät die Sezeffion leicht in Gefahr auf die dauer In
fofern eintönig zu werden, als man immer wieder denfelben nan}cn
begegnet- Einige Künftler ſollten ſich daher immerhin eine gewillt
beſchrankung auferlegen zu öunſten neuer Kräfte und lich ein Beiſpiel
an liebermann nehmen. Im Übrigen haben wir, trotzdem die ies-
lahrigt Sezeffion nicht gut ausgefalltn / keine belorgnis für dcren weiter-
entwicklung / da ſie auf geſunder brundlage ruht. Wic ein Yendel nicht
in den ertremen Ausſchiagyunkten beharren kann und immer wiecler
der mitte zuſtrebt / wird auch die Sezeffion ſich wieder ſelblt finden und
die früher fo erfolgreich betretenen Bahnen weiter wandeln-


 
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