Lose Blätter
Vor Dürers heiligem Hieronymus
^.ier bin ich eingetreten,
^/Mir Frieden zn erbeten
Und Ruhe vor der Welt.
O inniges Entzücken,
Von hicr in Eott zu blicken,
Dcr Einsamkeit gesellt!
Die Zell ist sanft und trübe,
Durchs Fenster dringt die Liebe
Der Erdenlichter ein;
Dah er mit seiner Süße
Die Bücher keusch umschließe,
Strömt rosger Abendschein.
Nicht wahr, es ist, der dorten
Sitzt mit den klaren Worten,
Ein Iüngling und kein Greis?
Er lebt des reinen Brotes,
And auf den Kopf des Todes
Lächelt ein lichter Kreis.
Die Tiere aus den Wüsten
Schlafen samt ihren Lüsten
Vor dieser Schwelle gern.
Es ruht die Glut der Sinnen,
Hier quillt die Kraft aus innen,
Die süße Kraft des Herrn.
Du sinnig heilge Zelle,
Vergönn an deiner Schwelle
Dem Pilger fromme Ruh.
Du hast, wonach er trachtet,
Dir quillt, wonach er schmachtet,
O schließ um ihn dich zu!
Otto Heinrich Graf von Loeben
Aus Carl Hauptmanns „EinharL dem Lächler"
s^Tiefe Lebensschau gibt das neue Dichterwerk von Carl Hauptmann,
der zweibändige Roman „Einhart der Lächler", der in Berlin bei Mar-
quardt L Co. erschienen ist. Er zeichnet das Seelcnbild eines Mcnschen,
der ein Künstler ist, von frühen Iugendtagen herauf bis zum späten
Vergehen, in einzelu herausgegriffenen Erlebniszeiten. Wie er es tut,
das macht die Goethe-Frage wach: „Ist nicht der Keru der Natur
88 Kunstwart XXII, 2
Vor Dürers heiligem Hieronymus
^.ier bin ich eingetreten,
^/Mir Frieden zn erbeten
Und Ruhe vor der Welt.
O inniges Entzücken,
Von hicr in Eott zu blicken,
Dcr Einsamkeit gesellt!
Die Zell ist sanft und trübe,
Durchs Fenster dringt die Liebe
Der Erdenlichter ein;
Dah er mit seiner Süße
Die Bücher keusch umschließe,
Strömt rosger Abendschein.
Nicht wahr, es ist, der dorten
Sitzt mit den klaren Worten,
Ein Iüngling und kein Greis?
Er lebt des reinen Brotes,
And auf den Kopf des Todes
Lächelt ein lichter Kreis.
Die Tiere aus den Wüsten
Schlafen samt ihren Lüsten
Vor dieser Schwelle gern.
Es ruht die Glut der Sinnen,
Hier quillt die Kraft aus innen,
Die süße Kraft des Herrn.
Du sinnig heilge Zelle,
Vergönn an deiner Schwelle
Dem Pilger fromme Ruh.
Du hast, wonach er trachtet,
Dir quillt, wonach er schmachtet,
O schließ um ihn dich zu!
Otto Heinrich Graf von Loeben
Aus Carl Hauptmanns „EinharL dem Lächler"
s^Tiefe Lebensschau gibt das neue Dichterwerk von Carl Hauptmann,
der zweibändige Roman „Einhart der Lächler", der in Berlin bei Mar-
quardt L Co. erschienen ist. Er zeichnet das Seelcnbild eines Mcnschen,
der ein Künstler ist, von frühen Iugendtagen herauf bis zum späten
Vergehen, in einzelu herausgegriffenen Erlebniszeiten. Wie er es tut,
das macht die Goethe-Frage wach: „Ist nicht der Keru der Natur
88 Kunstwart XXII, 2