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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 22,1.1908

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Heft 1 (1. Oktoberheft 1908)
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Pfordten, Hermann von der: Mozart
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Gregori, Ferdinand: Ein Kongreß für Theaterästhetik: eine Anregung
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https://doi.org/10.11588/diglit.7704#0027
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vorläufigen Gipfel angelangt ist und eiu neuer Fortschritt gährt,
desseu Ziel und Nichtung wir noch nicht kennen. Nicht Beethovens
überragende Größe allein ist unser Hort; Mozarts Sonne muß uns
dazu leuchten. Wie nach Kraft und Seelentiefe, so ruft und dürstet
unsere Zeit nach Iugend und Schönheit. Hier ist der Meister, der
sie uns zeigt, uein, noch viel mehr: der sie uns schenkt, der
uns daran glauben läßt, der sie für uns uud in uns er-
neuert. Mozart hören — das muß uns je und je eine Her-
zensfeier sein, und nicht gar so selten sollten wir sie uns be-
rciten. Wollen seine Werke in den modernen Musikbetrieb uicht
recht hineinpassen, so sei das eine Mahnung mehr zur Besserung.
Längst sind alle Kundigen darüber eiuig, daß musikalische Abschlach-
tung und musikalischer Massenmord unkünstlerisch sind zum er-
schreckeu. Aberall ertönt der Ruf zur Sammluug, zur Verinner-
lichung, zur Wiedergewinnung der Intimität. Zum mindesten müßten
neben riesengroßen Veranstaltungen auch kleinere eiugerichtet werden,
die es ermöglichteu, gerade Mozart in seiner ganzen Herrlichkeit
zu genießen. Es bedürfte nur des Wagemuts, einmal damit Ernst
zu machen; der Anfang allein wäre schwer — bald würde es sich
reichlich lohnen. Aber Zeit zu versäumen haben wir nicht mehr;
sonst geheu die verborgenen Schätze unrettbar verloren. Nnd damit
würden wir uns zu Mitschuldigen machen an Mozarts Märtyrertum,
dann hätte er umsonst gelitten für das Ideal seines Lebens. Dahin
soll es nicht kommen; Treue um Treue wollen wir ihm halten.

„Dcnn will die Menschheit greisenhaft gcbaren,

Zum Heilquell dciner Knnst laß sic uns laden,

Im uncrschöpftcn Strome dicser klaren
Iungbrunncnflut sich wieder jung zu badeu.

Dcs tröstct sich, wer dcincn Namcn nennt,

In fester Treue sich zu dir bckcnnt.

And was zum Dank für solche Wohltat blicbe
Dem Sterblichen, als grenzenlose Liebe?

So, wenn das hohe Fest bcginnen soll,

Wo dcines Geistes Fkttiche uns umrauschcn,

Im tiefsten Innern froh und andachtsvoll
Laß uns dcm Zauber deiner Tönc lauschcn!"

Hcrmann von dcr Pfordten

Ein Kongreß für TheaterästheLik

Eine Anregung

^»^ie alljährlicheu Delegierteutage der ^Genossenschaft deutscher
^^^Bühnenangehöriger" haben die soziale Stellung des Schauspiclers
nach innen und außcn geklärt und gehoben/ Allerlei rein mensch-
liche Mißstände sind dort erörtert und beseitigt wordeu, ein annehm-
bares Vertragsformular ist zustande gekommen, und die Pensionsanstalt
hat dem bislang unsicherstcn Bcrufe seine Schrecken genommen: aus
den Zinsen eines stattlichen, markweis zusammengcsparten Vermögens
von sieben Millionen wächst dcm altcrnden, crwerbsunfähigen Bühnen-

^ h Oktobcrhcft

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