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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 40,2.1927

DOI Heft:
Heft 8 (Maiheft 1927)
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Popp, Joseph: Gegenstandslose Malerei
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https://doi.org/10.11588/diglit.8882#0099

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kriHelkm Zeichnungm enLhalken (Klee); bunke Pfeile, Keile, Skäbe fliegen und
fchießen gegen ebensolche Dreiecke, Kreise, Scheiben. Dazwischen quirlm und
spannen sich Linien, gerade und gebogene. Das ganze bald wie ein wilder
Kampf, der bis zum Chaos sich skeigerk, bald wie eiu heikeres Durcheinander
voll grokesker Beweglichkeik (Kandinsky). Jlnklänge an Monkage-Skücke eines
elekkrischen Zählers, Türschlosses, verschiedener Maschinenkeile, die schemati-
sierk und ineinandergeschobm sind, so daß sich eine 2lrk Tapete in makker, fask
sader Farbe ergibk (Baumeisker). Jn reliefmäßigem Hinkereinander und Über-
einander Skücke von Molinen und Mandolinen, Menschen und Kleidern,
Früchten und Schalm oder sarbige Flächen ohne gegenskändliche Bedeukung
(Kubismus von Picasso, Gleizes, Leger, Valmier, Lur«;at, Filla u. a.). Jnge-
nieurmäßige Zeichnungen, die teilweise sarbig gehalten sind; manche erinnern
an die Tragflächen von Flugzeugen, andere sind wie das Skück einer Dreh-
bank; undurchsichtige Flächen durchdringen halb oder ganz durchsichkige, so daß
cin selksames Gesach erskehk; Kurven aller 2lrk verbinden sich mik Geraden,
Flächenhaskes mit Körperlichem. Das meiske schwebk oder fliegk und balanzierk
sich wie im unendlichem Raum auf weißem Grund (El LissyHky und Moholy-
Nagy). Aus schwarzen, dicken Skrichen Quadrake oder Rechkecke, ähnlich
unkerkeilk und die sich ergebenden Merecke wechselweise mik verschiedmm Far-
ben ausgefüllk; der größere Teil bleibk als weißer Grund skehen (Mondrian).
Sporksmenschen, die Wollsäcken gleichen, skehen, liegen und si'Hen in ähnli-
cher Weise, meis! in fahler, kühler, nüchkerner Farbe (Baumeisker). Weibliche
Mannequins mik maskmhafken Gesichkern, in skrasssker Skrukkur und Run-
dung, von abwechselnd dnnkler und leuchkender Farbe, bilden gedrängte Gruppen
(Schlemmer). Über einem Hintergrund, der in verschiedmeckig-bunke Felder
aufgeteilk isk, liegk schräg ein schmales Kiskenbrekk, daraus ein sarbiges kleineres
Stück und darüber ein gerauhker Holzring (Merzbilder von Schwikkers).
2luch einige Plaskik Lsk verkreken, vor allem durch den begabken Nussen 2lrchi-
penko, von dem wir im RkovemberhefL einen sehr hübschen Fraumkorso gebrachk
haben — sarbenplaskische Gebilde, bei denen z. B. ein Frauenkörper und Lehn-
skuhl keilweise gemalk sind, während das meiske plaßisch gesormk wird: in
Holz, Glas, Blech, verschieden bemalk und in abskrakken Formen, der Bruß-
korb isk ekwa eine spiHe Tüke aus zwei braunen Hälsken. — Mele Bilder sind
ohne Rahmen und mik selksamen Tikeln versehcn: Manerbild, 2lbskrakk aus
Rosa, Weißer Zickzack, Spannung in Rok, Oben spiH — Unken rund, Inne-
res Kochen, Lyrische Dreiecke, ürnenskäkke der Familie Ochsensrosch, Keramisch-
Mystisch, Proun, Rkr. 15, 26, zg, A VI, Z IX, Komposition I, II, III, Kon-
zenkrische Gruppe, Ruheraum, Das große Ich, Merzbild mik gelbem KloH.

Der Ünbeteiligke dars sragen: Faschingskunsk oder Kunstsasching, Irrenkunst
— ernste Versuche oder Ulk? Der Fachmann muß ein nachdenkliches Gesicht
machen und sehen, wie er damit serkig wird. Seik mehreren Iahren haben wir
Verwandkes in der Musik: die akonalen, akonikalen, bikonalen, aharmonischen,
polyodischen, dodecaphonen Komposikionm mik ihren Drikkels-, Merkels- und
Sechstelskönen; dazu die „Bruikiskm", die sogenannkcn „Geräuschler", die keil-
weise nur mehr für Schlagzeug erfinden. Von ihnen allen sagk ein wohl-
wollender und urkeilssähiger Kenner, 21. El'nstein, daß sie „voll der Mr-
spokkung, der Mrhöhnung, der Parodie und Travestierung" sind.

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