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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 40,2.1927

DOI Heft:
Heft 8 (Maiheft 1927)
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Popp, Joseph: Gegenstandslose Malerei
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https://doi.org/10.11588/diglit.8882#0104

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kunsisiück hoch oben rn erner Zrrkuskuppel beiwohnen würde. Alles rsi wre aus
SpiHen ernes empsindlichsien Apparates gesiellk, aus denen es keck balancreri.
Was isi das? Was isi jenes von Moholy-Nagy? Ich habe es oben schon
zu sagen versuchi und möchie es hier noch ergänzen. Es sind künsilerisch ver-
arbcrkcie Eindrücke und Erlebnisse aus dem Technischen, mri denen wre im
nnendlrchen Raum ästheiisch gespieli und exyerimeniieri wird, woraus sich An-
regungen sür verschredenes künstlerische Schassen, zumal sür die Archr'iekiur, er-
geben. Sic gehen hierin viel weiier als Mondrians RechLecksieilungen, die auf
cinen so hochbegabien Archiiekien wie Oud sördernd gewirki haben; denn sie
greifen in die Dynamik der Massen, in die Ranmgesialknng über, sind gleich-
sam ideale Vorübungen sür dre künsilerische Verwendung von Eisenbeion- und
Glaskonsirukiionen. Gar manches wirkk sich auch im Plakai, im Buchiriel, im
Bau des neuen Inseraies aus. Isi das Kunsi, so isi es 1'art pour 1'art. Wer im
Aprilhest meine Ausführungen über das Wesen der Künsie gelesen, wr'rd ver-
siehen, daß mir das Wort Kunsi hier nichk über die Lippen will. Ich sehe aber
in diesen geisireichen und mühseligen Gesialirmgen werivolle künsilerische An-
regungen, wie in den phoiographischen Experimenien Moholy-Magys zukunfis-
rer'che Winke und Wege sür den Filnr als reine Kunsileisiung. In einer Zeii
wie der unserigen, die aus so vielen Gebieien im Umbau und Rkeubau be-
grissen isi, muß nichi alles von Ansang an sür eine besiimmke Kategorie des
Alien reif sein; es schassi sich selbsi Kaiegorren, deren Form Zeit nnd Gednld
brauchi. Als geisiige Leisiung und Erscheinung sehe ich in dieser letzien Grnppe,
wie im Konsirukiivismus, das Eindrmgen der Lechnischen Gebilde und des
iechnischen Geisies in die Kunsi und deren AuseinanderseHung mii ihnen. Das
isi ein äußerst inieressanies Schauspiel, desscn Ausgang vielsach noch unab-
sehbar und unübersehbar isi.

Die absoluie Malerei spreche ich aber durchaus als Malerei an, wobei ich mir
wohl bewußi bin, damik nichi nur viele Laien, sondern dr'e meisien Künstler zu
vcrblüssen. Aber das isi nichi enischeidend. Wie wenr'ge haben den Impres-
sionismus bei seinem Erscheinen versianden und wie lang brauchte es, brs er sich
künsilerisch auswirkie! Der Expressionismus hai heuie noch gewichtige Gegner;
erinncrn wir uns nur, daß im Rcichsiag jüngsi van Gogh zu den Irren ge-
worsen wurde, obwohl gerade ein berühmier Irrenarzk seine Kunsi als frer
von solchen Einwirkungen erwresen. Was nichi jedermanns Sache, muß des-
halb nicht in sich salsch und unberechirgi sein. Im übrigen mag gerne zuge-
geben werden, daß der Schassens- und Wirkungskreis dcr absoluien Malerci
ein durchaus begrenzier isi und bleiben wird. Und wer auch das ablchni, mag
aus ihr wenigsiens eine Verseinerung seincs lincaren, sarbigen, räumlichen und
dynamischen Empsindens gewinnen. Weil wir unsere Leser zu nichis überreden,
sie lediglich unicrrichien wollken, haben wir aus die sonsi übliche Bildbeigabe
verzichiek; aber unsere Andcuiungen möchien doch die Unkerlage für cigenes llrteil
bilderr, wenn ihircn dergleichen begegnek. „Im Notwendigen Einheit, im Zweisel-
haften Freiheii, irr allern Berständnis und guter Wille." (Augusti'nus.)

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