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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 40,2.1927

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Heft 8 (Maiheft 1927)
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Trentini, Albert: Gogartens "Ich glaube an den dreieinigen Gott"
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https://doi.org/10.11588/diglit.8882#0112

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sianLisch-Lheologische Bedeuiung, deren äußerlicher, zeikgcistlicher Ausdruck dariu
beschlossen liegk, daß Gogarken einer der Mikbegründer der von Karl Barkh
igi8 ins Leben gerusenen prokesiankischen „Theologie der Krisis" isi, hier zwar
mit allenr Nnchdruck bekonk, aber nichk weiker gewürdigk wird; solche Würdi-
gung könnke einzig vom konsessional-kheologischen Forum aus ersolgen.

Allein dem Werke eignek, über diese Fachbedeukung hinaus, eben noch eine
zweike, weikere, sasi unbeschränkk allgemeine. Diese liegk darin, daß hier ein
u n a b h än g r'g e r Geist einzig mik seinen eigenen Ohren in das Geheimnis
Menschenleben hinablauschk; einzig mik seinen eigenm Augen die Welk bekrachkek;
und alle obligaken und darum schon aukomakisch arbeikenden Mekhoden, „Er-
lauschkes nnd Geschaukes" geistig zu sormulieren, unbeugsam ablehnk; hiebei aber
Enkdeckungen macht, welche die geisiige Halkung sasi der gesamken europäi-
schen Kultnrwelk von heuke berühren. Von dieser Bedeukung also, weil sie
auch der Laie zu beurkeilen vermag, soll hier gesprochen werden. Gogarken
reißk in seinem neuen Bnche den landläusigen modernen Begriss von „Ge-
schichke" von seinem Piedesial herab und sehk einen neuen hinaus; er bläsi
dem landläufigen modcrnen Begriff von „Glauben" (und von „Religion") den
2lkem aus und erweckk an seiner Skelle einen neuen zum Leben; nnd endlich, er
bekennk als seinen cigenen Glauben den Glauben an den dreieinigen Gokk.

Fn den Dialekk allgemein geiffiger Darsiellung übersetzk, sprechen diese drei
Sähe drei Forderungen aus; ersiens: nach dem Zurückgehen vom absirakken
Begriff zur sinnlich-wirklichen Borsiellung; zweikcns: nach radikaler Preis-
gabe der ausschließlichen Jchhastigkeik unserer Kulkurbesirebungen und Kulkur-
ziele; und drikkens: nach ausschließlicher „Du-Bekonung" (Objekk-Bekonung)
jedcr Beziehung des Menschen zu Gokk und den Menschen.

Die erste gehk aus nichks anderes aus als ausWiderhersiellung der „Wirklichkeit";
der nüchterncn, sinnenhask greifbaren Wirklichkeik der Welk, in der wir leben.
Iüdem Gogarken am Beispiel der Berwandlung des konkreken Ereignisses, von
dem die Evangelien reden, in eine „allgemeine", „Chriffenkum" genannke
„Wahrheik oder Wesensnokwendigkeit" zeigk, wie Rkur-Hisiorisches, nur einmal,
zu einem besiimmken Zeikpunkke und an einem beffimmken Orke Gcwesenes,
also Konkrekes, vom modernen Geiste dieser Konkrekionen enkkleidct und zu einem
„Übergeschichklichen, Dauernden, Wesenhasken" abffrahierk wird, das nun der
„Erkennknis eines Wesensgesehes der Vernunsk, also einer Selbsierkennknis
der Vernunsk gleichkomme", kriffk er nichk nur den modernen Begriff von „Ge-
schichke" ins Herz, der alles Hifforische einzig daraufhin werkek, ob es auch
unabhängig von seiner zeiklichen und örklichen Besiimmkheik, also in der Be-
griffswelk der Absirakkion, brauchbar isi; sondern schlechkhin jedes geistige
Überschreiken der Wirklichkeik; jede Wanderung von der anschaulichen Bor-
stellung in die begriffliche Absirakkion, von der wirklichen Erscheinung in ihr
unwirklichcs Wesen hincin; und verurkeilt alle diese Wege als Abwege des-
halb, weil jeder eine Enkwerkung des zeiklich-räumlich-wirklichen Lebens, derWirk-
lichkeit, in der allcin wir lebcn, zur Folge haben müsse; der Begriffler bekomme
im Gehen dieser Abwege nur „Jllusionen" ansiatt der Wirklichkeit, „schakkcn-
hafke Zdcalismen" ansiakt der Realikäk der wirklichen Erscheinungen.

Daß mik solcher Forderung alles bcgriffliche Denken, insonderheik jedes Medi-
kieren, Spekulieren, Philosophieren über die sogenannken ersien und leHken

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