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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 40,2.1927

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Heft 8 (Maiheft 1927)
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Trentini, Albert: Gogartens "Ich glaube an den dreieinigen Gott"
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https://doi.org/10.11588/diglit.8882#0117

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Wer von diesem Buche nichk bi's in den Abgrund seiner Seele hinein ausge-
wühlt wird, den hak das Doppelgesichk unserer Zeik noch nichk angeblinzelk!
Bis zur höchsten Freude erhebk dieses Buch! Wo denn sind sie heuke, die echk-
geborenen, die laukeren, die selscrnen, und vor allem die kiefen Geister? Hier
aber ist einer! Und das, was er aus sich heraus strömen läßk, nichk das übliche
Himbeerwasser wissenschafklicher oder kheologischer So-und-auch-Anders-Kön-
ner; sondern Herz- und Hirnbluk eines Mannes, der, so wahr ihm Gokk helfe,
nichk anders kann!

Das Auswühlende seines Bekennknisses aber kommk nichk von dieser Freude
her; sondern von ganz anderen. Jch wies bereiks daraus hin, daß das Buch nur
von jenem restlos bejahk werden könne, der Gogarkens Glauben auch schon hak,
oder dem dieser Glaube ekwa im Lesen erwuchs. Die unzähligen Andern aber,
und vor allem die heukigen „Geistigen", — wie könnke diese das Buch auswüh-
len? Etwa, weil sie Nein dazu sagen müssen? NAn! Sei es schonungslos
heraussagk: weil sie Za und Nein dazu sagen werden wollen, und weil diese
Taksachc und die Einsichk in sie wie nichks anderes so schlagend das Buch
rechtferkigk! Hunderkkausend Neins sind vom heukigen Geist her — aber,
wohlgemerkk: vom heutigen, nichk vom Geiste schlechkhin! — schleuderbar gegen
das Buch. Hier wird ja der Mensch, mag dieser heukige Geist emgörk ausrusen,
kastrierk. Hier in eine Primikive zurückgegangen, die Gokk zum — willcnklichen! —
Schöpser eines rekkungslos nur noch mik seiner Sünde beschäskigken und daher
ganz und gar nur noch passiven Menschen machk. Die llnvereinbarkeik gökk-
lichen Schöpferkums mik der Nvkwendigkeik seiner Korrekkur durch die Erlö-
sungskak eines Gokkessohnes bedenkenlos neu dargezeigk. Völlig daraus ver-
gessen, daß die Dinge auch so liegen könnken: daß der abstrahierende, sein
Ich enksalkende, sich isolierende, und daher auch cnkscheidungslos unverank-
workende Mensch alle diese „Sünden" ebensowenig zu seinem Ichvergnügen
begehk wie Gogarken seinen Glauben aus Ichsuchk glaubk; vielmehr alle diese
geistigen Leistungen als seineihmvon Gokk aufgelegkeMenschen-
pslichk erachkek und unker dieser — geglaubken! — Ausgabe cbenso er-
barmungswürdig leidek wie jener Gogarkensche Nur-Sünder, der cwig unkäkig
unter dem Kreuze an seine Brust schlägk. Dazu gänzlich übersehen, in welch
gefährliche Nähe zum — ja, zum Makerialismus die Forderung nach Selbst-
beschränkung des Menschen aus die Wirklichkeik sich bewegk. llnd endlich auch
nichk berücksichkigk, daß jede Zeik, also auch die „unwirkliche" der llngläubigcn,
eine Wirklichkeit ist; und daß die Masse von heuke, die, möchke man meinen,
übergenug Wirklichkeit besiHL, krohdem nichk glaubensempsänglicher ist als der
heukige „Geistige". llnd so wciker!

Warum aber nun, da sich so viele Neins sinden lassen, sagk gerade dieser heu-
tige Geistige krohdem auch Ia zu dem Buche? Wcil er mik Gogarken davon
überzeugt ist, daß Wirklichkeik, Ich-enkkhronung, Du-aufrichkung und Fähigkeik
zu verankworkender Enkscheidung einzigvomGlaubendenwicderer-
lebk werden könnken; und weil sich gerade der Geistige von heuke nach
diesen — uns völlig abhanden gekommenen — vier Gükern ebcnso verzweiselk
wie vergeblich sehnt!

Wie aber, und dennoch, da sogar dem so ist, sagk cr nichk bedingungslos
Ia zu diesem Buche? Warum?

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