Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben (40,2.1927)

dann schen sic ganz wie die ToLen aus
ihre Augen sind ohne Blick.

Mein Alem wird immer kürzer,
wenn die weißen Hände mich suchen.
Ich sehne mich nach der Frühe,
nach dem schönen, lebendigen Raben..

Gipfellied

Unzugänglich schien der Gipfel.
Nun begehn wir ihn so leichk.
Fern verdämmern erfte Wege.
Neue Himmel sind erreicht.

llrgebirg und osfne Länder
schwebcn weit, in Eins verspielt.
Städte, die wir nachts durchzogen,
sind ein einfach-lichtes Bild.

Helle Wolke fireift herüber.
llns umweht rhr Schaktenlauf.
Große blaue Falter fchlagen
sich wie Bücher vor uns auf.

Heimliche Landschaft
Reich verftreute Tempelkrümmer
glühen gelb im Sonncnbrand.
Ginsterbüsche zwischen Säulen
ziehen Gold aus heißem Sand.

Edle Schmetkerlinge zieren
Marmorhaupt und Marmorschoß.
In des Gottes Achselhöhle
wucherk blühend grünes Moos.

Eine silbergraue Schlange
liegt zerbrochen starr im Skaub.
Kinder knicen zu ihr nieder,

Decken sie mit Walnußlaub.

llnd schon steigen ans dem Boden
harke Käfer fcharenweis,
toten Lcib zurückzukragen
jn der Wescn heißen Kreis.

Empfängnis

Immer nahn uns ungeborne Seclcn,
wcnn wir atmcn, Brust an Brust,
suchcn sich ins Leben einzustchlen
anf der Woge nnsrer Lnft.