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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 40,2.1927

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Heft 9 (Juniheft 1927)
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Lose Blätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.8882#0199

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urrd der klerne Salzach bebke vor der Srcherherk und Zuversrchk, dre rhm seine
überlegene Körperkrafk verliehen: der brauchke nrchks in sich zu überwindeu,
ker'ne Anwandlung, kernen Schauder, kernen Ekel, keine Angsk je niederzukämp-
fen, um mukig zu sein.

Bis hierher war das Heldenkum des Wiugulk gedrehen, als ihm ein Zwifchen-
fall ein Ende seHke: sie brachken ihm kein Essen. Zwar am nächftcn Morgen, als
er nach cincr ereignislosen Nachk zum Skeg hinunkergmg, fand er, noch warm,
zwei wohlgefüllke Eßgefäße voll Suppe vor; am Abend aber war die Skelle,
wo die gefüllken Gefchirre ftehen sollken, leer.

Eine Skunde zuvor hakte man ihm den Fähnrich erfchossen. Mochke der Feind
eine unvorsichkige Bewegung bemerkk haben, mochke er nur Berdachk gefchöpfk
haben, plötzlich wurden der umgeftürzke Bufch und die Wurzeln, hinker denen
sie lagen, von eirrem Gefchloße von Mafchinengewehrfeuer zerzauft: ein Ge-
fchoß fand sein Bekk in des kleinen Fähnrichs Schläfe und Hirn. Vergeblich
hielk der Wingulk sernen nngefchlachken Finger auf die runde kleine Hffnrmg;
es war nur das Bluk eines Token, das heraussprang. Als der Wingulk nach
dem Skeg hinunterging, nahm er seinen erfchossenen Freund mik. Wie leichk
er rfk, dachke der Wingulk; keiner der Hunderke von Token, die er getragen, war
so leichk gewesen. Am Ende des Skegs legke er den Leichnam in das Schilf
und ftreckke ihn gerade aus wie eine fchlanke Kerze. Sie würden ihn aufnehmen,
meinkc er. Dann sah cr nach dem Essen; aber der angewiesene PlaH war leer.

Der Wingult ftuHLe und blickke nach den deukfchen Linien. Dork war alles ftill.
Ab und zu ging eine Leuchkkugel hoch, sank langsam und ftarb über dem Grund.
Er glaubke an irgendeinen Zufall, eine Verzögerung, hing die enkleerkcn Koch-
gefchirre, aus denen er und dcr Fähnrich gegessen, an den Pfoften des Stegs
und ging gelassen zu scinern Skandork zurück. In der Morgenfrühe fand er
abermals nichks. Dre Kochgefchirre hingen wie er sie verlassen; die Leiche des
Fähnrrchs lag unberührk. Wieder blickte er nach den deukfchen Gräben hinüber.
Sie warcn nrchk das Werkel einer Skunde Wegs enkfernk. Es hungerke ihn;
die Broke waren verzehrk. Aber er seHke dcn Fuß nichk von dem Skeg. Er
wollke wissen, ob er vergessen war und wie werk sie es kreiben würden. Er
wußte ja freilich nichk, daß die Schwadron fchon am Abend des vergangenen
Tages erlig zu anderer Berweridung herausgezogen war; daß andcre Truppen
jene Gräben und Skellungen beseHL hatken, in denen er seine Kameraden wähnke;
daß allerdings der neucn BesaHung dringlich aufgegeben worden war, täglich
zweimal an den Skeg im Grunde Essen für zwei Leuke zu bringen; daß der
Kommandeur der neuen Truppe indes dies glatk verboken hakte, da er auf keinen
Fall wegen zweier Kochgefchirre voll Essen auch nur einen Mann aufs Spiel
seHe; es sei undenkbar, daß drüben jemand sei, und wen es hungere, der werde
fchon zurückkommen. Das alles wußke der Wingulk freilich nichk. Er ging viel-
mehr wieder an den Ork, den er sich gewählk, und unausgeseHL befchäfkigke es
ihn den ganzen Tag, daß sie ihm nichks zu essen brachken. Unzählige Male
bläkkerke er das Soldbuch durch, um zu sehen, zu was der Kaiser sich ihm ver-
pflichtek habe. Aber das Buch cnkhielk keine Beftimmung, und wenn es eirre
enkhalten häkke, würde er sie nichk haben lesen können. Er sann nach, ob sie rhn
sonft vernachlässigk häkken; aber er ermrierke sich, daß er eines Morgens sein
ganzes Kochgefchirr voll frifchcr Mrlch gefunden habe, die die Kameraden nächt-
 
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