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Das Svnnenrad von Langenthal
lange Stange von ziemlicher Dicke zur Vecfügung stellen. Rad
und Stange werden etwa 2 Wochen vor Fastnacht im Bach „ein-
geweicht", damit sie nicht so schnell abbrennen und u. U. mehrere
Jahre verwendet werden können.
Am Fastnachtdienstag wird das N.ad von den Bucschen des
DorfeS „gemacht". Die Stange wird durch die Nabe des Rades
gesteckt und Strohbündel neben -Bündel mit Stcohseilen an die
Speichen und Felgen gebunden. Dann wieder Bündel auf Bündel,
bis alles Stroh aufgebcaucht ist. Das Rad erhält so einen gan>
beträchtlichen .Umfang.
Wir kommen von Heidelberg her über das Münchsl nach
Schönau und von dort übsc die Wolfsgrube nach Langenthal. wo
wir bei Einbcuch dsr Dunkelheit anzukommen gedenken. Von der
letzten Höhe steigen wir ins pllfenbachtal hinab, aus dem uns die
Lichter eines ruhigen Dörschens entgegenleuchten. — Hört! —
Was ist das? Ein Flintenschuß war's aus dem gegenüberliegendsn
Hang des Tales. Jetzt wird es dort laut. Einen Augenblick später
herrscht wieder Totenstille. Dann hört man von Kinderstiinmsn
ein Lied singen: „Goldne Abendsonne" ists heute. s^etzt zeigt sich
ein Licht, dann noch eins und immer mehr und mehr. Holzfackeln
sinds, die man angezündet, und damit sie besser brennen, mit
Tannenharz gespickt und mit Werg umwunden hat, wie wic später
erfahren. 2eßt kommen einige feurige Kugeln den Derg herab-
gerollt. Das sind Dienenköcbe, die man mit Stroh gefüllt und
angezündet hat. Lustig hüpfen dse kleinen Feuer über die Fslder
hin, gleichsam die Äorreiter der zu Tal schreitenden Sonne. Aach
diesen Plänklern kommt die Hauptmacht selbst. Das lRad wird
an allen Seiten angezündet und schon brennts lichterloh und wird,
an der Stange zu beiden Seiten von Durschen geleitst, den Berg
herabgewälzt. Hochaus spcühen die Funken, wenn der glühende
Dall über einen Feldrain rollt. „Langsam und majestätisch wan-
delt das Feuer den Berg herab", wie es Schmitthenner in seinem
Roman „Das deutsche Herz" schildert, selber still und in göttlicher
Ruhe, aber links und rechts, vorn und hinten, umsprungen von
der frohen Hugend, in Stiefel der Däter gehüllt, um leichteres
Schuhwerk nicht zu verlieren. Sie werfen ihre Fackeln in die Lust
und holen sie wieder, wenn sie im grohen Dogen zur Erde nisder-
sausen. Das zaubert die zahllosen Sterne hervor, die in der
Lust schwircen. Dom dunkelglühenden Kecn sprühen die Funken
hochauf, wenn der feurige Dall über einen Feldrain oder eine
Stufe des Ackerlandes rollt. Das iRad beleuchtet die ganze Fluc
und bietet mit seinen zurückbleibenden Feuergarben einen gran-
Das Svnnenrad von Langenthal
lange Stange von ziemlicher Dicke zur Vecfügung stellen. Rad
und Stange werden etwa 2 Wochen vor Fastnacht im Bach „ein-
geweicht", damit sie nicht so schnell abbrennen und u. U. mehrere
Jahre verwendet werden können.
Am Fastnachtdienstag wird das N.ad von den Bucschen des
DorfeS „gemacht". Die Stange wird durch die Nabe des Rades
gesteckt und Strohbündel neben -Bündel mit Stcohseilen an die
Speichen und Felgen gebunden. Dann wieder Bündel auf Bündel,
bis alles Stroh aufgebcaucht ist. Das Rad erhält so einen gan>
beträchtlichen .Umfang.
Wir kommen von Heidelberg her über das Münchsl nach
Schönau und von dort übsc die Wolfsgrube nach Langenthal. wo
wir bei Einbcuch dsr Dunkelheit anzukommen gedenken. Von der
letzten Höhe steigen wir ins pllfenbachtal hinab, aus dem uns die
Lichter eines ruhigen Dörschens entgegenleuchten. — Hört! —
Was ist das? Ein Flintenschuß war's aus dem gegenüberliegendsn
Hang des Tales. Jetzt wird es dort laut. Einen Augenblick später
herrscht wieder Totenstille. Dann hört man von Kinderstiinmsn
ein Lied singen: „Goldne Abendsonne" ists heute. s^etzt zeigt sich
ein Licht, dann noch eins und immer mehr und mehr. Holzfackeln
sinds, die man angezündet, und damit sie besser brennen, mit
Tannenharz gespickt und mit Werg umwunden hat, wie wic später
erfahren. 2eßt kommen einige feurige Kugeln den Derg herab-
gerollt. Das sind Dienenköcbe, die man mit Stroh gefüllt und
angezündet hat. Lustig hüpfen dse kleinen Feuer über die Fslder
hin, gleichsam die Äorreiter der zu Tal schreitenden Sonne. Aach
diesen Plänklern kommt die Hauptmacht selbst. Das lRad wird
an allen Seiten angezündet und schon brennts lichterloh und wird,
an der Stange zu beiden Seiten von Durschen geleitst, den Berg
herabgewälzt. Hochaus spcühen die Funken, wenn der glühende
Dall über einen Feldrain rollt. „Langsam und majestätisch wan-
delt das Feuer den Berg herab", wie es Schmitthenner in seinem
Roman „Das deutsche Herz" schildert, selber still und in göttlicher
Ruhe, aber links und rechts, vorn und hinten, umsprungen von
der frohen Hugend, in Stiefel der Däter gehüllt, um leichteres
Schuhwerk nicht zu verlieren. Sie werfen ihre Fackeln in die Lust
und holen sie wieder, wenn sie im grohen Dogen zur Erde nisder-
sausen. Das zaubert die zahllosen Sterne hervor, die in der
Lust schwircen. Dom dunkelglühenden Kecn sprühen die Funken
hochauf, wenn der feurige Dall über einen Feldrain oder eine
Stufe des Ackerlandes rollt. Das iRad beleuchtet die ganze Fluc
und bietet mit seinen zurückbleibenden Feuergarben einen gran-