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Kurpfälzer Jahrbuch: ein Volksbuch über heimatliche Geschichtsforschung, das künstlerische, geistige und wirtschaftliche Leben des Gebietes der einstigen Kurpfalz — 1.1925

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Zizler, Josef: Die neuere städtebauliche Entwicklung in Mannheim
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https://doi.org/10.11588/diglit.30706#0208

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Die neuere städtebauliche Entwicklung in Mannheim

umschließen oder sie begleiten nnd hinausführen in das Dorland
der Stadt odec in die umliegenden Wälder, ist erst eine Errun -
genschaft der letzten Iahrzehnte. Sie baut sich auf den
Llntersuchungen der Städtehygieniker auf, die in der Erkenntnis
gipfeln, daß für die Gesundheit der Städter nicht bloß ein gsfundes
Baushstem an sich erforderlich sei, sondern daß auch die Mög-
lichkeit des Spazierganges in,fcisch bewegtec Luft ge-
geben sein müsse. Sollen die Parkanlagen aber diesen Zweck voll
erfüllen, dann müssen sie die Wohngebiets durchdringen, sie auf-
schliehen und in einer Entfernung von den Wohnungen zu erreichen
sein, die schon durch die Kürze des Wegs den Anceiz zum
Spaziergang echöht. 2m heutigen Bebauungsplan ste-
hen also die Freiflächen in engster Beziehung zu
den einzelnen Bebauungszonen, die planmäßig
und vorbedacht angelegt, von ihnen durchfocmt
und scharf umrissen werden.

Auch im Dausystem erkennen wir tiefgreifende Wand-
lungen. Sie liegen in der Richtung einer starksn Auflockerung der
Debauungsdichtigkeit, in der Verminderung der Stockwerkzahl und
in einer weitgehenden Einführung des Hausgactsns. Der äckm-
schwung hat sich zwar auch hier schon jahrzehntelang vor dem
Krieg angebahnt. Allein, wenn auch allerorten garten-
städtische Siedlungen entstanden, so waren sie doch nuc
Einzelerscheinungen und nach wie vor blieb das System
des vielstöckigen Mietshausbaues die vorherr-
schende Bauweise. Erst als durch den Kcieg die Pcivat-
wirtschaft zum Erliegen kam und die Dauwictschaft unter den
Einfluh der Dehöcden geriet, die an die Zuschuhleistungen Be-
dingungen auch über das Bausystem stellen konnten, trat an
die Stelle des vielstöckigen Miethausbaues allenthalben der
Flachhausbau mit Garten. Je mehr aber die Zwangs-
wirtschaft sich lockern wird, je mehr also die Privatwirtschaft
wieder auf sich selbst gestellt sein wicd, desto sichsrec wird die
Wohnhausfrage wiedec in die Richtung des Miethausbaues zu-
rückgedrängt werden. Antec dem Einfluß dec Erfahrungen der
Dorkriegszeit aber und untec dem Druck der gartenstädtischen
Dewegung, die während der Zwangswirtschaft festen iLodsn
fassen konnte, wird das Miethaus ein andeces Gesicht bekommen
müssen, wie jenes, dem wir wegen seiner engen lichtarmen Höfe,
seiner iRück- und Hintergebäude mit 5 und 6 Wohngeschossen dis
Bezeichnung der „Kasecne" gaben. Auch das Miethaus ist
notwendig, und wir werden es föcdern müssen.
 
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