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Kurpfälzer Jahrbuch: ein Volksbuch über heimatliche Geschichtsforschung, das künstlerische, geistige und wirtschaftliche Leben des Gebietes der einstigen Kurpfalz — 1.1925

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Becker, Albert: Von Pfälzer Volkstum und Geistesleben
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https://doi.org/10.11588/diglit.30706#0213

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Von Pfäher Volkstum und Geistesleben.

Don Prof. Dr. Albert D e ck e r - Zweibrücken

Art und Wesen eines Volkes odsr Stammes zu finden und
seine innern Kcäfte zu erksnnen, ist eine der vornehmsten und
wichtigsten Aufgaben der Forschung. Aber gerade diefe Aufgabe ist
nicht leichch sie ist befonders fchwer gegenübsr einem ethnogcaphi-
schen Gemenge, wis ss unser Pfälzec Dolkstum darstellt.

Geistesentwicklung und Geistesleben sind zunächst durch den
Pfälzer Dolkschacakter bedingt. Die „Pfälzer" haben nie
einen besonderen Stamm gebildet, auch nicht, als es noch eine
Kurpfalz gab; mit dec alten Kurpfalz aber fällt das 1816 neu-
gebildete bayerische Rheingebist, bald der Rheinkceis, seit 1838
die Pfalz, nur zum Teil zusammen. Don einem kleinen alemanni-
schen Stück im Süden und Südosten abgesehen, gehört die heutige
Pfalz durchweg dem fcänkischen Stamme an. Die Völker-
wanderung ist für sie ein tiefer Einschnitt gewesen; die um das
Iahr 5OO nach Christi Geburt hier neu einströmende, rein ger-
manifche Devölkerung besaß Kraft genug, sich troh „keltifch-römi-
scher" Grundmischung und manches fremden, nichtgermanischen
Einschlags in wurzelechter Deinheit zu erhalten. Auch die Schacen
von Einwanderern, die später sich auf dem OSoden des „alten
Kolonistenlandes" zusammenfanden, die Massen flüchtiger
Protestanten im 16. Sahrhundert oder die zahlreichen Schweizsr
und Diroler in der Zeit nach dem Dreißigjührigen Krieg, sind
innerlich längst alle Pfälzer geworden; sie teiltsn mit den vordsm
schon Ansässigen ihrer neuen tzeimat Geschicke, die uns manchen
Charakterzug des Pfälzers leicht erklären. Der Pfälzec hat sich,
wie alle Rheinländer, jederzeit durch eine hohe Aufnahme-
freudigkeit und schmiegsame Anpassungsfähigkeit aus-
gezeichnet; das entspricht der Derkehrs- und Grenzlags des Ge-
bietes. Der Rheinländer ist aber, wie man scheinbar widersinnig
gesagt hat, auch ausgezeichnet durch Abgeschlvssenheit. Ec schätzt
wohl fremde Anregungen, und den fcemden Sinflüssen nach-

^ Dgl. D. Häberle, A. Becker. Th. Zink. „Die Pfalz am M,ein"
(Derlin 1924), mit zahlreichen Abbildungen.
 
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