Leuchtkugeln: Randzeichnungen zur Geschichte der Gegenwart (6.1850)

Wo des Nrwalds heilge Schatten
Nauschen ron des Gottes Spur,
Wo auf grunen, weiten Matten
Liebend lächelt die Natur!

Dorthiu nach dem Land der Wunder
Steuert muthig unser Kiel
Und gch'n wir im Meere unter:

Frei zu sterben war das Ziel!

Aber nein! durch blaue Fluthen
Segelt hoffend unser Schiff
Uud der neuen Sonne Gluten
Leuchten schon am Fclseuriff!


Frei zu sein im freien Lande,

Das ist unser erstes Glück
Und wir sehn vom freien Strandc
Nur eiu einzigmal zurück:

Dort wo fich die Wogcn brcchcn
Drüben an Europa's Strand,

!

Wcinen an den Wasserbächen
Brüder in der Knechtschaft Land;

An die Weiden, die dort standen,
Hingen wir die Harfen auf,

Heute, da die Schiffe landcn,

Grüßt uns neuen Lebens Lauf.

Ob du auch den Samcn streuest
D'rübcn mit geschäft'ger Hand,

Ob du dich der Ernte freuest
Länderreiches deutsches Land?

Tenn dein Voden ist versumpfet,
Deine Luft des Giftes ooll,

Teine Seclcn sind verdumpfct,

Statt der Liebe hegst du Groll! —

Auf die Kuiee haßt uns sinken
Hier am seuchten Meeresstrand,
Freie Lüfte cinzutrinken
Jn dcm neuen Vaterland!



Waldemar Kchicr.

i — -

L

« AufdemMeere.

Soll mein Vaterland dir nennen?

Keine Scholle nenn' ich mein,
Willst du meine Heimath kenncn,
Mußt du auf dem Mcere sein!

Nichts als Wasscr, keinc Schranke!
Nings um mich, soweit ich schau',



Nur mein menschlicher Gedanke
Und des Himmels ewig Blau!

Auf der Wünsche schwankcm Kahue
Segl' ich in der Träume Land:
Was ich in der Seele ahne,

Hält die Segcl ausgespannt,

Lindc Winde, ferne Sterne
Und dcr Träume buntes Hcer,
Tragcn mich in seel'ge Ferne
Auf dem wellenreichen Mecr:

Freiheit herrscht im Rcich der Wellen,

3n Europa wohnt ste nicht,

Schön'rc Länder zu erhellen,

Stirbt im Meer ihr scheidend Licht!

Leichtcn Schlummers lichte Schwingcn
Wehen mir die Augen zu,

Aus der Tiefe hör' ich's singen
Wie von Himmcls cw'ger Ruh!

Waldemnr Kchicr.

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