Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
SöeöemDv WmE. 7V»' -F.

Erscheincn wöchcntlich cinmal. — Man akoitnirt bci allen Bnch- »/,. M E' Prcir für cincn Band »vn 24 Numnicr» 3 fl. rh. vdcr t Rthlr.
u. Kunsthandliingcn, allcn Postämtcrn u. ZeitungScrpcditioncn. * - Sgr. Einzclnc Nnnimcrn kvsten 9 kr. rh. od. 3 Sgr.


Politifche Evangelien für alle

Am vierundzwanzigsten

Michael legte seinen Freundrn
ein Gleichniß vor und sprach: „Das
Reich de> Freiheit ist nun gleich cinem
Menschen, der guten Samcn auf
seinen Ackcr säete.

„Da aber dic Leute schlicsen, kamen
seine Feinde, die Jesuitcn nnd Des-
potcn, und säeten das Unkraut des
Aberglaubens und der Knechtschaft
unter dcn Waizen der Frciheit und
gingen davon.

„Da nun dcr Waizcn wuchs und Frucht bringen sollte,
fand stch auch das wuchernde Unkraut.

„Da traten die Freunde dessen, der den Waizeit gesäet
hatte, zu dem Säemanne und sprachcn: „Hast Du »icht
guten Samen auf dcincn Acker, die Lehre dcs Rechts und
der Menschenliebe unter das Volk gesäet? Woher crwächst

Sonn- und Festtage des Zahres.

Sonntage nach Trinitatis.

denn jetzt dieses Unkraut dcr Pric-
stergewalt, der Polizeiwilikur, der
Herrcndienerei und Feigheit?"

„Er aber sprach zu ihnen: „Das
hat der böse Feind gethan!"
„DaraufsprachendieFreundederFrei-
heit: „WillstDudenn, daßwirunsjetzt
erheben und das Unkraut ausjätcn?"

„Er antwortele: „Nein ! Damit ihr
nicht zugleich auch den Waizcn mit
auöraufet, wcnn ihr das Unkraut ausjätet.

„Lasset beides mit einander wachsen bis zur Ernte: um
der Ernte Zeit, am Siegestag dcr Freiheit, will ich zu den
Schnittcrn sagen: Sammclt zuvor das Unkraut, und bindet
cs zusammcn, daß man es mit cinander vertilge; dann aber
sammelt dcn Waizen der Frcihcit in das große Haus dcs
endlich vercinigten Deutschland."

Die Freiheit ist gleich dcm
Samenkörnlein, das cin Mensch
auf seinen Acker wirft.

Es ist kleinund uiransehnlich ;
leicht wird cs zertrctcn odcr von
dcn Dögeln gefrcssen.

Wenn es aber aufgeht, so

Am fünfundzwanzigsten Sonntagc nach Trinitatis.


—»—k>—

grünt und blühet es hcrrlich
unter allen Gewächsen, und
wird ein mächtiger Baum, daß
die Vögel des Himmels kommen
und wohnen unter seincn Zwei-
gen und die Menschen i» sei-
nem Schatten stch erlaben an
scinen Früchten.
 
Annotationen