Lieutaud, Joseph: Joseph Lieutaud's ersten Leibarztes des Königl. französischen Hauses, Zergliederungskunst: nach der neuesten mit verschiedenen historischen und kritischen Bemerkungen vom Herrn Portal vermehrten Ausgabe übersetzt und mit einigen Anmerkungen und Zusätzen versehen (Band 1) (Leipzig, 1782)

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Zweyter Abschnitt.
Allgemeine Betrachtungen über die Knochen.
/As ist sehr schwer, alles dasjenige unter allgemeine
Sähe zu bringen, was die Bildung, Struktur,
Gestalt, ^Lage, den Nutzen, die Theile und Verbindun-
gen der Knochen betrifft. Meine Absicht ist blos, hier
einen Begriff von denjenigen Dingen zu geben, welche
am öftersten vorkommen; von den übrigen aber werde
ich bey dec Beschreibung eines jeden Knochen insbeson-
dere reden.
Es ist bekannt, daß die Knochen, welche bey einer
Frucht weich gewesen sind, durch alle Grade des Wachs-
thumS, der Consistenz und Harre nach und nach gehen,
ehe sie zu ihrer natürlichen Festigkeit gelangen. Sie
scheinen aus dichten Blättchen und Fäden zusammenge-
setzt zu seyn, die mehr oder weniger genau mit einander
verbunden sind. Indessen ist doch das Gewebe der
Knochen sehr unregelmäßig geformt, obgleich Gagliar-
di das Gegentheil behauptet; denn wenn man solche
alsdenn, wenn das Feuer und die Länge der Zeit die Zer-
störung derselben zu bewirken anfängk, genau untersucht,
so wird man nur in den äußerlichen Knochenfasern,
welche dichter als die innerlichen sind, eins gewisse Ord-
nung herrschen sehen, die jederzeit viel Einfluß auf die
Bildung des Knochen hat. Die besagten äußerlichen
Blättchen bilden durch ihre parallele Lage Schuppen
oder Platten, wodurch die Oberfläche des Knochen ein
glattes Ansehen bekömmt; es fallen aber dieselben von
dem Körper des Knochen ab, nachdem der letztere eine
Zeitlang den Sonnenstralen und der feuchten Lust aus-
gesetzt gewesen ist. Unterdessen finden sich doch an
denenjenigen Stellen, wo sich Sehnen oder Ligamente
einsenken, keine solche Blättchen. — Was die innere
Struktur