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I. Einführung

Der erste Abschnitt dieser Materialsammlung ist aus mehreren Gründen mit Einführung über-
schrieben.
Die Oberflächenfundplätze, die Funde von Jäger- und Sammlerkulturen aus vorneolithischer
Zeit erbrachten und einen Zeitraum von rund zehn Jahrtausenden Überspannen, in denen auch der
Übergang von der letzten Eiszeit zur Nacheiszeit fällt, sind überwiegend von Laien auf dem Gebiet
der Ur- und Frühgeschichte entdeckt worden. Diese waren es, die die Funde zusammentrugen; ihrer
Aufmerksamkeit ist es zu verdanken, daß Fundkomplexe von zum Teil großem Umfang über Jahre
und Jahrzehnte hin immer weiter vervollständigt wurden. Sie beschrifteten die Fundstücke und
bezeichneten die genauen Fundplätze, so daß auf ihrer Freude am Sammeln und Ordnen letztlich
alle Einzelaussagen fußen, die gemacht werden können. Was läge näher, als diesen Samm-
lern mit einer zusammenfassenden Einleitung den Zugang zu ihren Funden zu erleichtern?
Viele Funde wurden bereits vor geraumer Zeit entdeckt, doch auch heute noch suchen viele
Sammler regelmäßig im Herbst und Winter ihre bereits seit langem begangenen Fundstellen auf
und vergrößern ihre Sammlungen, wenn die Felder tiefgepflügt und abgeregnet sind. Dabei
springen vor allem Flintstücke und -brocken ins Auge, unter denen sich auch Abschläge, Klingen
und Flintgeräte befinden können. Diese Funde sind besonders reizvoll, weil sie im Gegensatz zu
den keramischen Resten, die meist nur bruchstückhaft vorkommen, in jener Gestalt zu finden sind,
die ihnen vor langer Zeit der Mensch gab. Es ist jedoch gar nicht so einfach, die Zwecke, denen
diese Flintgeräte dienten, zu erschließen. So wendet sich der Sammler an den Archäologen, um
Auskunft über seine Funde zu erhalten. Diese Einführung beantwortet vielleicht manche der
Fragen.
Die meisten Sammler machen sich zunächst nicht klar, daß jeder Fund ein Mosaiksteinchen zu
einem umfassenderen Bild ist — also auch jeder Fund und jede Fundstelle dem Wissenschaftler
vielleicht neue Erkenntnis zu vermitteln vermag. So entsteht, von vielen verschiedenen Seiten
zusammengetragen, eine Überschau, die manche Einzelheiten aus dem längst vergangenen Leben
der Menschen zu erkennen gibt, die aus einzelnen Funden oder Fundkomplexen nicht zu er-
schließen sind. Die Archäologen sind daher auf die Mitarbeit und das Entgegenkommen der
Sammler angewiesen.
Viele der Laien treten mit dem Anspruch an den Wissenschaftler heran, er möge ihre Funde be-
stimmen und Auskunft geben, welches Alter sie haben und wie er sie bewertet. Sie sind sich meist
nicht bewußt, wie viele Probleme sie mit diesen Fragen berühren, und können sich nicht vorstellen,
welche Einzelfragen abzuwägen sind, ehe ein kleiner Fundkomplex oder gar ein einzelnes Flintgerät
dem Platz zugewiesen werden kann, den es einst einnahm. Leicht wird auch vergessen, daß diese
steinernen Zeugen früher Kulturen nur ein Bruchteil der materiellen Ausstattung von Menschen
waren, deren Lebensweise zu erfassen Ziel der Archäologie ist. Zwar ist jeder Fund ein Schritt
voran auf diesem Weg — doch ebenso ist jede Bestimmung nur vor dem Hintergrund der wissen-
schaftlichen Auseinandersetzung um Einzelprobleme möglich. Auch dafür soll diese Einführung
Verständnis wecken.
Als Beispiel für diese Schwierigkeiten sei erwähnt, daß es immer noch keine einheitliche Termino-
logie für die verschiedenen Flintgerätformen gibt, obwohl es seil Jahrzehnten deutlich ist, wie

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