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A. Die Hamburger Gruppen

Während sich in der nordeuropäischen Tiefebene nördlich des 53. Breitengrades die Fundplätze
der Hamburger Gruppen häufen (TROMNAU 1975a, Karte 2), sind bisher südlich davon nur ver-
streut einzelne Fundstellen dieser Kulturgruppen bekannt gewesen. Aus dem reichsten und
bekanntesten Fundgebiet dieser Kultur im Ahrensburger Tunneltal nördlich von Hamburg
stammen einige bei den systematischen Grabungen durch die Pollenanalyse gewonnene relative
Datierungen und auch absolute Daten in Form von l^C-Bestimmungen, die zwischen 12000 und
10500 v. Chr. liegen und übereinstimmend mit den Pollenanalysen die Hamburger Gruppen in die
älteste Dryaszeit stellen (OVERBECK 1975, S. 393).
Bereits 1937 hob Schwabedissen hervor, daß von (93—98) Klein-Vollbüttel eine Hamburger
Kerbspitze bekannt sei (SCHWABEDISSEN 1937). Erst 1959 wurde ein zweiter, zeitlich ent-
sprechender Fund, ein Einzelstück, publiziert (TAUTE 1959), der vom (42) Rieseberg bei Königs-
lutter am Elm stammt. Die nächstgelegenen Fundplätze dieser Kulturzugehörigkeit liegen bei Heber
und Deimern, rund 70 km nordwestlich von Klein-Vollbüttel (TAUTE 1959; TROMNAU 1975 b).
Zu den beiden bereits bekannten Fundplätzen im Braunschweiger Land kommen (144) Kästorf
Ib, (171a) Ohof-Bossel und (165) im Süden von Uetze. An allen drei Plätzen wurden Kerbspitzen
oder Fragmente von solchen gefunden. Zum Teil bestätigen Zinken, die auf demselben Fundge-
lände aufgelesen wurden, diesen Zeitansatz (144, 165).
Neben diesen eindeutig ansprechbaren Funden liegen von einigen anderen Plätzen nur atypische
Kerbspitzen vor, doch die Beifunde sprechen für eine Datierung in das spätere Paläolithikum:
(75) Heuers Berge bei Hillerse, (49) mehrere Fundplätze am Trendelmoor; (178) Fahrenbleck.
Noch unsicherer ist die Zuweisung von Fundstellen, die neben Schabern und Sticheln nur Zinken
ergaben. Sie lassen sich mit gleicher Berechtigung Gruppen, die dem Magdalenien zuzurechnen
sind, zuweisen und werden deshalb in dem entsprechenden Abschnitt (S. 27—29) behandelt.
Die Lage der fünf sicher in die Hamburger Kultur zu stellenden Fundplätze entspricht sich
weitgehend. Sie alle wurden auf drenthe- oder saaleeiszeitlichen Geschieben und vermutlich unweit
von Schmelzwasserabflußrinnen, den späteren Flußbetten der Fuhse, Erse, Mühlenriede, Ise und
Schunter, angelegt. Bezeichnenderweise liegen sie alle nördlich der Lößgrenze.

B. Die Federmesser-Gruppen des Magdalenien
Seit die Publikation über „Die Federmesser-Gruppen des nordwesteuropäischen Flachlandes“
(SCHWABEDISSEN 1954) vorliegt, sind die bedeutendsten Fundplätze im Braunschweigischen be-
kannt. Schwabedissen behandelte (118) Westerbeck IV und (119) Westerbeck V (Jenriede)', (104,
105) Leiferde am Viehmoor, (51) Dowesee und (60) Harxbüttel-Lagesbüttel.
Er ordnete sie alle seiner Rissener Gruppe zu, die durch Formen geringerer Größe als in den
Wehlener und Tjonger Gruppen gekennzeichnet ist und außerdem mehr Rückenmesser und Feder-
messer als Gravettespitzen führt. Alle drei Gruppen sind durch 14c-Daten absolut bestimmt
(SCHWABEDISSEN 1957). Sie haben vermutlich gleichzeitig nebeneinander in der Übergangszeit
von der Allerödschwankung zur jüngeren Dryaszeit (l^C-Daten: 9500—9100 v. Chr. — unkorri-
giert) bestanden und sind zeitlich etwas später anzusetzen als die Magdalenienfundplätze im Süd-
westen (z.B. Gönnersdorf: 14c-Daten: 10430 i 230 v. Chr. nach BOSINSKI 1975). Als Stationen
mit Sondergepräge betrachtete Schwabedissen die Funde von Westerbeck und der Eyßelheide.
Fanden sich am ersten Platz nur zwei Rechteckmesser, so fällt der zweite durch eine Vielzahl

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