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Leiber, Christian; Caselitz, Peter; Claus, Martin [Gefeierte Pers.]
Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens (Heft 21): Die Jungsteinzeit zwischen Hildesheimer Wald und Ith — Hildesheim: Verlag August Lax, 1987

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11. Dem Neolithikum nicht sicher zuweisbare Funde
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12. Siedlungskundliche Betrachtung
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https://doi.org/10.11588/diglit.65792#0058
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Das mit einer Mittelnaht versehene Bruchstück von der Siedlung Deilmissen, Unter der Tegge (85) (Taf. 20,
85/113) läßt sich noch grob dem Typ Lomborg III/IV zuweisen. Eine Bestimmung aller anderen Bruchstücke
erscheint mir nicht möglich.
Bei der Bearbeitung des dänischen Flintdolchmaterials kommt E. LOMBORG (1973, 84) zu dem Schluß, daß
der Beginn der spätneolithischen Zeit und das erste Auftreten der Flintdolche vom Typ I zusammenfallen.
In seiner Arbeit über das Spätneolithikum in Schleswig-Holstein ordnet J. KÜHN (1979) Dolche des Typs
I und II in eine frühe Phase, solche des Typs III und IV in eine späte Phase des Spätneolithikums nach eigener
Terminologie ein. Während der Laufzeit des Typs V beginnt in Schleswig-Holstein die frühe Bronzezeit
(KÜHN 1979, 95).
Für den mitteldeutschen Raum belegen Flintdolche des Typs Lomborg I aus dem Grabfund von Seebach,
Kreis Mühlhausen (HESSE 1968, 241 ff.) und von dem Gräberfeld von Nohra, Kreis Nordhausen, Grab 21
und Grab 23 (GRIMM 1932, 244ff.; SCHMIDT-THIELBEER 1955, 93 ff.) eine Datierung in die frühe Aunje-
titzer Phase. Eine entsprechende chronologische Einordnung von Grabfunden mit Dolchen des vorgenann-
ten Typs wurde im Verbreitungsgebiet der Aunjetitzer Kultur Böhmens (J1RA 1923, 14; MOUCHA 1963;
VENCL 1970, 140ff.) und Mährens (ONDRÄÖEK 1967, 413 u. 419; KklVÄNEK u. a. 1972, 514f.) vorge-
nommen. Auch in den nördlichen aunjetitzgeprägten Kulturen, etwa der im nordwestlichen Großpolen so-
wie im westlichen und mittleren Pommeranien verbreiteten Grobia-Smiardowo-Kultur kommen Dolch-
funde des Typs I n. Lomborg in Gräbern vor (STUBENRAUCH 1904; WYSZOMIRSKI 1973/74, 82).
Aus dem südniedersächsischen Raum sind keine stratifizierten Komplexe oder geschlossenen Funde mit
Flintdolchen bekannt. Da davon ausgegangen werden kann, daß der überwiegende Teil der geborgenen Dol-
che als Import nach Südniedersachsen gelangt ist, muß unter Berücksichtigung der Transportdauer vom Her-
stellungsort ins Abnahmegebiet mit einer Verschiebung in der Datierung gerechnet werden (PLÜMER 1964,
91).
Die Flintsicheln aus Langenholzen (30) (Taf. 5, 30) und aus Haus Escherde (70) sind bereits in die Bronzezeit
zu stellen.
12. Siedlungskundliche Betrachtung
Wichtige Voraussetzung für die siedlungskundliche Auswertung eines kleinräumigen Gebietes ist die Kennt-
nis der Geländetopographie der Fundstellen, zumindest der Siedlungen, die sich die Bearbeiter nicht aus
Kartenwerken, sondern durch eigene Begehungen aneignen sollten. Im Arbeitsgebiet wurden, soweit sie
noch zugänglich waren, alle Siedlungsstellen und siedlungsverdächtigen Einzelfundplätze sowie die Fund-
orte von Gräbern zweimal begangen, alle weiteren Einzelfundstellen einmal. Mehrmalige Begehungen konn-
ten aus Zeitgründen nicht durchgeführt werden. Durch die neuen Prospektionen war eine Kontrollmöglich-
keit gegeben, inwieweit Fundstellen auf Ackerland Veränderungen durch anthropogene und natürliche Ein-
flüsse unterworfen sind, die größtenteils seit 30 bis 40 Jahren nicht mehr begangen worden waren. Als Neben-
effekt der Begehungen erhoffte ich mir eine gleichzeitige Aufstockung des alten Fundinventars, das teilweise
verschollen ist. Es kann bereits vorweggenommen werden, daß auf keiner Siedlungsstelle Bodenverfärbun-
gen oder Hüttenlehmreste, die W. BARNER (1928, 22 ff.; 1930, 18 ff.) in den zwanziger Jahren unseres Jahr-
hunderts beobachtet hatte, festgestellt werden konnten. Dies kann an den schlechten Witterungsbedingungen
während der Untersuchungen gelegen haben, da auf den schweren Lößböden im Arbeitsgebiet Bodenverfär-
bungen nur unter äußerst günstigen Umständen sichtbar werden, manchmal auch über Jahre hinweg gar
nicht zu erkennen sind (BARNER 1966, 37). Entsprechende Probleme zeigten sich auch bei Prospektionen
im Göttinger Raum (RADDATZ 1972, 345f.). An neuem Fundstoff haben die 1979 und 1980 durchgeführten
Geländebegehungen Ethisches Material erbracht und nur von einer frühneolithischen Siedlung — Elze, Ken-
delken (115) — einige atypische Keramikscherben. Die Fundplätze, von denen BARNER noch Keramik-
funde beschreibt, führten zum Zeitpunkt der Prospektionen lediglich Flint (BARNER 1928, 22 ff.; 1930,

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