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Die siedlungskundliche Betrachtung vermittelt den Eindruck, daß sich im Zeitraum vom beginnenden Früh-
neolithikum bis zum auslaufenden Spätneolithikum im Siedlungswesen kaum etwas verändert hat. Der Ver-
breitungsschwerpunkt der Fundstellen liegt im Becken nördlich von Alfeld. Weitere Plätze sind in den Sen-
kenzonen, vorwiegend nordöstlich und südwestlich der Sackwald bzw. Sieben-Berge-Mulde, zu finden. We-
nige Fundorte liegen in der Ith-Hils-Mulde. Die Gebiete mit ackerbaulich ungünstigen Böden wurden mit
wenigen Ausnahmen gemieden, die fruchtbaren, aus Löß gebildeten Böden bevorzugt aufgesucht. Auch die
Einzelfunde liegen deutlich in der Minderzahl auf für Ackerbau ungeeigneten Böden. Bemerkenswert ist,
daß der schwarzerdeähnliche Aueboden fast keine Funde geliefert hat, weil diese bisher unerreicht in zu
großer Tiefe liegen, wie das Beispiel der Siedlung Gronau (154) zeigt. Die Fundstellen sind überwiegend
in den Tälern und Talrandlagen anzutreffen. Bei der Platzwahl scheint die Hangrichtung keine entschei-
dende Rolle gespielt zu haben. Siedlungen finden sich nur im Frühneolithikum bis in Höhenlagen knapp
über 200 m; ansonsten in der Regel weit darunter. Damit bleiben die Werte deutlich unter der oberen Löß-
grenze, die zwischen der 240 m- und 250 m-Höhenlinie liegt. Eine Ausnahme stellt die Nasensteinhöhle
(249) als Wohnplatz dar. Ihr Eingang ist im Bereich der 300 m-Isohypse. Die Höhenangaben der Einzelfunde
überschreiten in einigen Fällen den vorgenannten Lößgrenzwert mit Höhen über 250 m, einmal sogar über
300 m. Auffällig ist im Spätneolithikum die Lage der kartierten mitteldeutschen Hammeräxte, die mit einer
Ausnahme nur in Höhen zwischen der 90 m- und der 100 m-Isohypse gefunden wurden. Die Mehrzahl der
Siedlungen und Einzelfundplätze ist unmittelbar an Gewässern anzutreffen und liegt nur in wenigen Fällen
mehr als 100 m bzw. über 200 m davon entfernt. Deutlich sichtbar ist das Mißverhältnis zwischen der Anzahl
Deutlich sichtbar ist das Mißverhältnis zwischen der Anzahl der Siedlungen und der Zahl der Gräber.
Den 16 ausgewerteten Siedlungen stehen drei neolithische Gräber gegenüber. Aus dem Frühneolithikum
ist bisher kein Grab bekannt. Dieses Verhältnis von Siedlungen zu Gräbern paßt sich dem derzeitigen For-
schungsstand in Südniedersachsen an. Verantwortlich gemacht für die Diskrepanz wird u. a. der kalkarme
Lößboden, in dem sich kein Knochenmaterial erhält. Sicher sind aber in einem Teil der Einzelfunde, ich
denke dabei besonders an die mitteldeutschen Hammeräxte, Reste von unerkannt gebliebenen Grabausstat-
tungen zu sehen.

14. Anhang:
Anthropologisches Gutachten zum Skelett aus dem Grab „Auf dem Klei”, Stadt Gronau,
Landkreis Hildesheim, vom 27. März 1979. Von Peter CASELITZ.
Materi al beschreibung:
Zur anthropologisch-osteologischen Untersuchung des Skelettes aus dem Grab Gronau, „Auf dem Klei”
(159), standen zur Verfügung: das Os frontale, der Unterkiefer ohne den linken Ast (alle Zähne vorhanden,
lediglich der erste Schneidezahn unten links ist post mortal ausgefallen), das Os sacrum und beide Ossa coxae
in größeren Fragmenten (Os pubis nur sehr fragmentarisch). Beim linken Humerus fehlt die proximale Epi-
physe. Der rechte Humerus liegt ebenso wie der rechte Radius vollständig vor. Der rechten Ulna fehlt die
distale Epiphysenregion. Von der linken Ulna liegt nur ein kleineres Diaphysen-Fragment vor. Beide Femora
konnten untersucht werden, ebenso beide Tibiae. Von der linken Fibula liegt lediglich die distale Hälfte vor.
Außerdem fand sich ein rechter Calcaneus.
Beim Material fanden sich ferner 2 Flintstücke (Artefakte = ?).

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