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Alper, Götz; Römer-Strehl, Christiane
Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens (Band 32): "Johanneser Kurhaus": ein mittelalterlicher Blei-/Silbergewinnungsplatz bei Clausthal-Zellerfeld im Oberharz — Rahden /​ Westf.: Verlag Marie Leidorf, 2003

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.68366#0021
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Abb. 5 Das im Jahre 1890 errichtete und 1968 abgebrochene Johanneser Kurhaus von Südosten
(undatierte Schwarzweißfotographie).

um Wasserkünste des Bergwerkes Haus Sachsen
anzutreiben. Die Spuren dieses Bergwerkes sind
von der Anlage des Johanneser Kurhauses mit zuge-
hörigen Versorgungs- und Freizeiteinrichtungen
überprägt. Die Hauptgebäude des Kurhauses lagen
auf einem planierten Haldenplateau, das westlich
des Grabungsareals in den tiefer eingeschnittenen
Bereich des Stuffentales, beziehungsweise das
eigentliche Stuffental, hineinreicht (Abb. 5).
Zur Geologie des Grabungsareals ist zu sagen, dass
der anstehende Boden aus tonig verwitterter Grau-
wacke (feldspatreicher Sandstein) besteht und im
Bereich des Baches zum Teil auch aus Tonschiefer;
stellenweise sind Lößlehmauflagen vorhanden.
Bei den hydrothermalen Erzgängen des Oberhar-
zes, zu denen der Zellerfelder Hauptgang gehört,
handelt es sich um zerklüftete Gebirgsspalten,
in denen sich unregelmäßig Erze und Gangar-
ten (Nicht-Erze) niedergeschlagen haben. Durch
Blei-Isotopenuntersuchungen wurde das Alter
ihrer Mineralisation auf 170-180 Millionen Jah-
re festgelegt. Die Erzgänge können eine Mächtig-
keit von wenigen Zentimetern bis zu mehreren
Metern besitzen. Gänge und Gangtrümmer kön-
nen sich zu Gangbündeln, so genannten Gangzü-
gen, vereinigen (Abb. 1, 4). Die meist Westnord-
west-Ostsüdost verlaufenden Gänge und Gang-
züge fallen mit etwa 70°-90° schwach nach Süden
geneigt ein und reichen bis in Teufen von mehr
als 1000 m.

Im Oberharzer Gangerzrevier werden mehrere
Mineralbildungsphasen unterschieden:
- katathermale Vorphase, nimmt die beiden tief-
sten Stockwerke ein; das erste Stockwerk (Wur-
zelregion) führt Quarz mit Spuren von Arsen-
kies und Pyrit, im zweiten Stockwerk kommen
Quarz mit Karbonspäten, Arseniden und Sulfi-
den sowie Hämatit vor
- mesothermale Hauptphase, vorwiegend sulfi-
disch; wird in eine ältere zinkblendereiche
(ZnS) und eine jüngere bleiglanzreiche (PbS)
Phase unterschieden; als Gangarten kommen
Quarz (SiO2) und Calcit (CaCOQ sowie Side-
rit (FeCO3) und Baryt (BaSO4) in den höheren
Gangteilen vor (für den Bergbau wichtigste
Phase)
- kühle Nachphase, in geringen Mengen auf-
tretende Umlagerungsprodukte im oberen
Gangbereich (hat zusammen mit Oxidations-
und Zementationsbildungen für die Erzge-
winnung wahrscheinlich nie eine große Rolle
gespielt).
Die so genannten „Bleiglanz-Stockwerke“ der jün-
geren Hauptphase reichten bis in mehrere hundert
Meter Tiefe. Während im Nordosten der Gangzo-
ne durch die Hebung des Harzes und durch Abtra-
gungen die Wurzelzonen zutage treten, liegen - be-
ziehungsweise lagen bevor sie abgebaut wurden -
im Bereich des Zellerfelder Gangzuges die ober-
sten Gangstockwerke der Hauptphase an der
Geländeoberfläche (Abb. 6).

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