Der hintere Zellerfelder Hauptzug - Ein frühes Bergbaurevier im Oberharz
Wolfgang Lampe
Die Ausgrabungen am Johanneser Kurhaus haben
bewiesen, dass in der näheren Umgebung bereits
im 10. Jahrhundert ein Bergbau auf einer vorwie-
gend Bleierz führenden Ganglagerstätte betrieben
worden ist. Bleierze sind typisch für den Zellerfel-
der Hauptzug bis nach Wildemann, wo bis zum
Ende des Bergbaus an der Wende zum 20. Jahr-
hundert das Blei und nicht das Zink das bedeu-
tendste Metall war. Mit dem Bleierz ist stets sofort
die Silbergewinnung verknüpft, da dieses begehr-
te Metall mineralogisch an den Bleiglanz gebun-
den ist. Auf diese Zusammenhänge weist, wie von
G. Alper behandelt, die Flurbezeichnung „Blei-
feld” hin (Kapitel 4).
In erster Linie interessieren den Bergmann natür-
lich die Fragen, wo genau dieser Bergbau statt
gefunden haben mag und in welche Tiefen er vor-
gedrungen sein könnte. Daran knüpfen sich eini-
ge Gedanken über die technischen Mittel, die die-
sem Bergbau zur Hilfestellung verfügbar gewesen
sein mögen.
Zur Quellenlage
Die Frage nach schriftlichen Überlieferungen über
diesen Bergbau, die etwas Licht in das Dunkel
bringen könnten, hat seit der frühen Neuzeit
immer wieder Geschichtsforscher (zum Beispiel
Bornhardt 1943. Calvör 1765) beschäftigt. Die
einhellige Antwort lautet, es gibt aus dieser frü-
hesten Zeit keine schriftlichen Quellen, aus denen
sich Einzelheiten entnehmen ließen. Alle Ergeb-
nisse jener Betrachtungen berücksichtigen und do-
kumentieren jeweils den zeitgenössischen Kennt-
nisstand. Nur hiervon hängt ab, wie „richtig” oder
„falsch” sie aus heutiger Sicht sind. Das Ergebnis
der Ausgrabungen hat diese Betrachtungen in ein
neues Licht gesetzt. Nun ist der Bergbau in der
genannten Zeit bestätigt. Auf eine nochmalige
zusammenfassende Beleuchtung dieser sekundä-
ren Quellen wird daher verzichtet.
Unverfälschte Aussagen zu den wahren Abläufen
in mittelalterlicher Zeit können nur zeitgenössi-
sche Quellen bieten. Sie geben jedoch nur gröb-
ste Auskünfte, aus denen sich als einzige Aussage
entnehmen läßt, dass zu dieser Zeit auf dem Zel-
lerfelder Hauptzug - wahrscheinlich auf seiner
gesamten Erstreckung - Bergbau umging. Die Berg-
ordnung von 1271 ist hier beredtes Beispiel (sie-
he Kapitel 3.2. Fröhlich 1953, 16-24). So bleibt
keine andere Wahl, als sich den schriftlichen Quel-
len aus dem Beginn des neuzeitlichen Bergbaus
im 16. Jahrhundert zuzuwenden, in dem Hoffen,
hier aus Hinweisen auf den Alten Mann einige
Rückschlüsse ziehen zu können.
Von vorn herein muss darauf hin gewiesen wer-
den, dass die nachfolgende, knappe Betrachtung
nur einen Nadelstich darstellen kann - Gedan-
kenansätze, die gestellten Fragen aus Archivalien
zu beantworten. Eine tiefgreifende Untersuchung
unter Einbeziehung allen verfügbaren Quellenma-
terials muss einer wissenschaftlichen Bearbeitung
in großem Umfang vorbehalten bleiben.
Versuch einer Eingrenzung des frühen
Bergbaureviers
Das Ausgrabungsareal liegt am oberen Ende des
Stuffentals nördlich des Gangverlaufs des Zeller-
felder Hauptzuges, der hier wegen seiner Lage
auch als Stuffentaler Gang bezeichnet wird (siehe
Abb. 4). Als Schachtanlagen mit einer bis in die
Gegenwart zu verfolgenden Geschichte findet sich
etwa 200 Meter westlich der Ausgrabung das Ge-
lände des Haus Sachsener Schachtes, dessen rie-
siges Haldenplateau bereits einen Eindruck vom
Umfang des dortigen Bergbaus vermittelt. In etwa
gleicher Entfernung nach Osten gelangt man an
der Wegabzweigung zur Winterhalbe an kleinere
Halden. Die zugehörigen Pingen sind aus den
Schächten „Alter König” und „St. Johannes” her-
vorgegangen. Im weiteren Verfolg des Ganges
schließt sich nach Schacht Samuel der gemeinhin
als Bleifeld bezeichnete Bereich um den Bleifel-
der Schacht an (vgl. Kapitel 4).
Wie jede Gangerzlagerstätte zergliedert sich der
Zellerfelder Hauptgang immer wieder in mehrere
Trümer, so auch im Gebiet südlich der Grabung.
Hardanus Hake (1583,18) schreibt über das „Stu-
benthal, da dan mehr genge vnd Drummer zu-
sammen kommen, darauff der Altem an im han-
gent vnd liegendt gebawet, vnd weiter nach dem
Zellerfeld, da er dan in Hertzog Wulff en vnd Phi-
lipsen Revier kommet. Vnd weil da noch mehr
413
Wolfgang Lampe
Die Ausgrabungen am Johanneser Kurhaus haben
bewiesen, dass in der näheren Umgebung bereits
im 10. Jahrhundert ein Bergbau auf einer vorwie-
gend Bleierz führenden Ganglagerstätte betrieben
worden ist. Bleierze sind typisch für den Zellerfel-
der Hauptzug bis nach Wildemann, wo bis zum
Ende des Bergbaus an der Wende zum 20. Jahr-
hundert das Blei und nicht das Zink das bedeu-
tendste Metall war. Mit dem Bleierz ist stets sofort
die Silbergewinnung verknüpft, da dieses begehr-
te Metall mineralogisch an den Bleiglanz gebun-
den ist. Auf diese Zusammenhänge weist, wie von
G. Alper behandelt, die Flurbezeichnung „Blei-
feld” hin (Kapitel 4).
In erster Linie interessieren den Bergmann natür-
lich die Fragen, wo genau dieser Bergbau statt
gefunden haben mag und in welche Tiefen er vor-
gedrungen sein könnte. Daran knüpfen sich eini-
ge Gedanken über die technischen Mittel, die die-
sem Bergbau zur Hilfestellung verfügbar gewesen
sein mögen.
Zur Quellenlage
Die Frage nach schriftlichen Überlieferungen über
diesen Bergbau, die etwas Licht in das Dunkel
bringen könnten, hat seit der frühen Neuzeit
immer wieder Geschichtsforscher (zum Beispiel
Bornhardt 1943. Calvör 1765) beschäftigt. Die
einhellige Antwort lautet, es gibt aus dieser frü-
hesten Zeit keine schriftlichen Quellen, aus denen
sich Einzelheiten entnehmen ließen. Alle Ergeb-
nisse jener Betrachtungen berücksichtigen und do-
kumentieren jeweils den zeitgenössischen Kennt-
nisstand. Nur hiervon hängt ab, wie „richtig” oder
„falsch” sie aus heutiger Sicht sind. Das Ergebnis
der Ausgrabungen hat diese Betrachtungen in ein
neues Licht gesetzt. Nun ist der Bergbau in der
genannten Zeit bestätigt. Auf eine nochmalige
zusammenfassende Beleuchtung dieser sekundä-
ren Quellen wird daher verzichtet.
Unverfälschte Aussagen zu den wahren Abläufen
in mittelalterlicher Zeit können nur zeitgenössi-
sche Quellen bieten. Sie geben jedoch nur gröb-
ste Auskünfte, aus denen sich als einzige Aussage
entnehmen läßt, dass zu dieser Zeit auf dem Zel-
lerfelder Hauptzug - wahrscheinlich auf seiner
gesamten Erstreckung - Bergbau umging. Die Berg-
ordnung von 1271 ist hier beredtes Beispiel (sie-
he Kapitel 3.2. Fröhlich 1953, 16-24). So bleibt
keine andere Wahl, als sich den schriftlichen Quel-
len aus dem Beginn des neuzeitlichen Bergbaus
im 16. Jahrhundert zuzuwenden, in dem Hoffen,
hier aus Hinweisen auf den Alten Mann einige
Rückschlüsse ziehen zu können.
Von vorn herein muss darauf hin gewiesen wer-
den, dass die nachfolgende, knappe Betrachtung
nur einen Nadelstich darstellen kann - Gedan-
kenansätze, die gestellten Fragen aus Archivalien
zu beantworten. Eine tiefgreifende Untersuchung
unter Einbeziehung allen verfügbaren Quellenma-
terials muss einer wissenschaftlichen Bearbeitung
in großem Umfang vorbehalten bleiben.
Versuch einer Eingrenzung des frühen
Bergbaureviers
Das Ausgrabungsareal liegt am oberen Ende des
Stuffentals nördlich des Gangverlaufs des Zeller-
felder Hauptzuges, der hier wegen seiner Lage
auch als Stuffentaler Gang bezeichnet wird (siehe
Abb. 4). Als Schachtanlagen mit einer bis in die
Gegenwart zu verfolgenden Geschichte findet sich
etwa 200 Meter westlich der Ausgrabung das Ge-
lände des Haus Sachsener Schachtes, dessen rie-
siges Haldenplateau bereits einen Eindruck vom
Umfang des dortigen Bergbaus vermittelt. In etwa
gleicher Entfernung nach Osten gelangt man an
der Wegabzweigung zur Winterhalbe an kleinere
Halden. Die zugehörigen Pingen sind aus den
Schächten „Alter König” und „St. Johannes” her-
vorgegangen. Im weiteren Verfolg des Ganges
schließt sich nach Schacht Samuel der gemeinhin
als Bleifeld bezeichnete Bereich um den Bleifel-
der Schacht an (vgl. Kapitel 4).
Wie jede Gangerzlagerstätte zergliedert sich der
Zellerfelder Hauptgang immer wieder in mehrere
Trümer, so auch im Gebiet südlich der Grabung.
Hardanus Hake (1583,18) schreibt über das „Stu-
benthal, da dan mehr genge vnd Drummer zu-
sammen kommen, darauff der Altem an im han-
gent vnd liegendt gebawet, vnd weiter nach dem
Zellerfeld, da er dan in Hertzog Wulff en vnd Phi-
lipsen Revier kommet. Vnd weil da noch mehr
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