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Alper, Götz; Römer-Strehl, Christiane
Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens (Band 32): "Johanneser Kurhaus": ein mittelalterlicher Blei-/Silbergewinnungsplatz bei Clausthal-Zellerfeld im Oberharz — Rahden /​ Westf.: Verlag Marie Leidorf, 2003

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https://doi.org/10.11588/diglit.68366#0203
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Abschluss zu finden. Im Inselbereich von Düna
tauchen Scherben der Warenart 14 vereinzelt
schon vor dem Bau des Steingebäudes und in der
Planierschicht, Befund 24, für die eine kalibrierte
14C-Datierung von 995-1155 n. Chr. vorliegt, auf.
Verstärkt kommt Keramik der Warenart 14 nach
dem Brand, der vermutlich in der zweiten Hälfte
des 11. Jahrhunderts das Steingebäude zerstört hat,
vor. E Both nimmt eine Laufzeit dieser Warenart
bis in das 13. Jahrhundert hinein an (Both 1996,
25; 26; 57-60; 88-91; 95 Abb. 29; 101; Tafel 10).
Für die Enddatierung der älteren Kugeltopfware
jüngerer Machart sind die Funde von der Burg
Hasserode in Wernigerode, die zwischen 1226 und
1236 errichtet worden ist, von Bedeutung. Dort
fanden sich „jüngste rote und schwarze Scherben
neben der späteren blaugrauen Ware“ (Grimm
1959, 84). Bei den Arbeiten P Grimms ist aller-
dings zu berücksichtigen, dass die Angaben zu
technologischen Merkmalen eine genaue Beurtei-
lung der Keramik nicht zulassen; Teile der von ihm
als „rote oder schwarze“ beziehungsweise „rot-
braune oder schwärzliche Keramik“ angespro-
chenen Ware könnten auch der hier als mäßig har-
te graue Irdenware (Warengruppe Bl) oder der
rote Irdenware (Warengruppe C) klassifizierten
Keramik zuzurechnen sein. Unter den von Grimm
(1933, 9; 29-31; 1959, 79-81) zusammengestell-
ten Fundorten derartiger Keramik sind einige in
der Umgebung von Bad Harzburg von beson-
derem Interesse. Auf der Kleinen Harzburg, die
wahrscheinlich um 1140 errichtet wurde, fand
sich zusammen mit „Werkstücken des 12. Jahr-
hunderts“ Keramik, die einen sehr homogenen
Charakter aufwies: „Formholzränder“ der „rot-
braunen Ware“ sind zum Teil mit den Rändern
der Formengruppen 5 und 6 vom Johanneser Kur-
haus vergleichbar. Daneben kommen aber auch
stärker profilierte Formholzränder vor und verein-
zelt sind bereits einfache Halsrippen zu beobach-
ten. Als Beleg für eine lokale Produktion dieser
Ware führt P. Grimm das Fundmaterial einer Töp-
ferei im Dorfinneren von Schlewecke bei Bad
Harzburg an (vgl. hierzu Kommentar zur Waren-
gruppe Bl). Die Randscherben von der Wüstung
Schulenrode bei Bad Harzburg weisen besonders
auffällige Furchen und Rippen auf. Die mehrfa-
chen noch recht ungleichmäßigen Furchen im
Schulterbereich gleichen den auf Wandungsscher-
ben der Warengruppe A2 vom Johanneser Kur-
haus vereinzelt vorkommenden Verzierungen.
Vergleichsfunde zu den bei der älteren Kugeltopf-
ware jüngerer Machart am Johanneser Kurhaus

dominierenden einfachen ausbiegenden Randfor-
men sind aus dem gesamten Harzgebiet bekannt:
Rot- und schwarzbraune der Formengruppe 5 ent-
sprechende Ränder sind von der Finkenburg, Kr.
Wernigerode, ohne nähere Datierungshinweise
publiziert (Corpus 1973, Nr. 33/32,2.7. Grimm
1933, 11; 12 Abb. 12). Bräunliche bis schwarz-
graue Randscherben liegen als Oberflächenfunde
aus dem Eckertal bei Stapelburg, Kreis Werni-
gerode vor. Zusammen mit den bräunlichen bis
schwarzgrauen Kugeltopfscherben wurden eine
dunkelgraue Wandungsscherbe verziert mit Rip-
pen, Dellen und Rädchenmustern, Bronzereste
und Schlackenstücke sowie weiteres archäologi-
sches Fundmaterial aufgelesen. Die Oberflächen-
funde werden als Spuren einer Siedlung und eines
Werkplatzes des 12./13. Jahrhunderts gedeutet
(Corpus 1973, 33/36,1-2). Eine der Formengrup-
pe 6 zuzuordnende „abgedrehte Randscherbe“
wurde auf der 1115 zerstörtem Burg Alter Falken-
stein, Kr. Hettstedt, gefunden (Grimm 1959, 82
Abb. 8,a). Aus dem Bereich der ehemaligen Pfalz
Bodfeld auf der Eibingeröder Hochfläche liegt
„gelblich braune, handgefertigte“ Keramik vor.
Die überwiegende Mehrzahl der Randscherben
sind „einfache Trichterränder“. Neben derartigen
der Formengruppe 5 vom Johanneser Kurhaus
vergleichbaren Stücken kommen auch Ränder mit
gekehltem Abschluss {„herausgedrückter Lip-
pe“), ähnlich dem gekehlten Rand vom Johanne-
ser Kurhaus (Abb. 92.11), vor. J. Schneider und
E. Wittenberg (1974) datieren die Funde aus
Bodfeld ins 10./II. Jahrhundert. Lange ausbie-
gende bis schwach ausbiegende Ränder (Formen-
gruppe 5) sind des Weiteren aus der älteren, von
P Grimm in das 9.-12. Jahrhundert datierten Sied-
lung Hohenrode im Südharz bekannt. Sie gehö-
ren zu der „rotbraunen Ware“, unter der sich aber
auch Stücke beiger, grauer und schwarzer Färbung
finden (Grimm 1939, 10; 11; Tafel XIV Abb. 1.
Otto 1934, 51; 52). Erwähnenswert ist auch ein
großes Randstück von einem „dunkelbraunen
Kugeltopf mit schräg aufsteigendem Rand“, das
bei den Ausgrabungen eines Schmelzplatzes am
Sommerberg gefunden wurde. W. Nowothnig
nahm 1965 (239 Abb. 3,3; 243) eine Datierung in
das 10. bis 11. Jahrhundert vor. „Lange Schräg-
ränder“ von braunen und rotbraunen, feinsandig
gemagerten Kugelbodengefäßen von der Hasen-
burg bei Hayenrode aus der Zeit vor 1070 sind bei
W. Timpel (1990, Tafel VII,16.18; VIII,3-4; 1995,
73; 105; Abb. 66,13-14) publiziert.
Vom Quedlinburger Domberg sind aus einer Gru-
be, die eine Münze Heinrichs IV (1050-1106) ent-

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