frischt werden. Die beim „frühen“ Frischen anfal-
lenden wüstitreichen Schlacken können kalotten-
förmig sein und sind nur schwer von denen des
Ausheizens zu unterscheiden - zu dieser Proble-
matik liegen bisher kaum Untersuchungen vor
(Ganzelewski, Rehren 1994, 6; 11; 12. Sperl
1980, 65. Vgl. Tylecote 1986, 218; 219). Für die
eisenreichen heterogenen Schlacken (Kalotten)
vom Johanneser Kurhaus würde die Entstehung
beim Frischen von Roheisen eine sinnvolle Deu-
tung darstellen (vgl. Kapitel 7.2.1, 8.1.1).
Theoretisch wäre, wie bereits angeklungen, auch
eine Entstehung der Schlacken bei der Verhüttung
von Eisenerz denkbar. Hier kämen neben Schacht-
öfen auch Rennfeuergruben und Katalan- oder
Korsikaschmieden infrage (vgl. Osann 1971, 6-9;
138-143. Tylecote 1987, 150-178. Westphalen
1989, 56; 57). Gegen diese Vermutung, die hier
nicht im Detail diskutiert werden soll, spriecht
schon das Fehlen von Eisenerz und weiterem für
Eisenverhüttungsstandorte typischem Fundmate-
rial (vgl. Tylecote 1986, 136-141. Westphalen
1989, 58) sowie allgemeine Überlegungen (vgl.
Kapitel 8).
Abschließend kann festgehalten werden, dass zu
einer genauen Interpretation der heterogenen blei-
armen Schlacken mit hohen Eisenanteilen weitere
Untersuchungen notwendig sind. Mit Sicherheit
sind sie jedoch in das Umfeld einer weiterverarbei-
tenden Eisenmetallurgie zu stellen - hier ist insbe-
sondere an die Qualitätsverbesserung von Rohma-
terial für Schmiedearbeiten zu denken. Auch die
Gesamtbefundsituation deutet daraufhin, dass am
Johanneser Kurhaus anspruchsvolle Schmiedear-
beiten ausgeführt worden sind (vgl. Kapitel 8.1.1).
Die Phasenverteilung für das gesamte heterogene
Schlackenmaterial konnte aus den eingangs an-
gesprochen Gründen nur für alle drei Gruppen
gemeinsam ermittelt werden. Danach stammen
17,82 kg aus Phase 1, 7,42 kg aus Phase 2 und
245,41 kg aus Phase 3; weitere 16,91 kg aus den
Deckschichten können ebenfalls der Phase 3
zugerechnet werden. 6,29 kg heterogene Schla-
ckenstücke mit unsicherer Phasenzugehörigkeit,
die häufig aus Profilgräben stammen, sind dage-
gen überwiegend den älteren beiden Phasen zu-
zuordnen.
Die Mehrzahl der Schlacken der Phase 1 wurde
im Umfeld der Verhüttungsanlagen auf der nörd-
lichen Böschung des ursprünglichen Bachlaufes
gefunden und ist der äußeren Erscheinung nach
als Sinterschlacken, wie oben beschrieben, anzu-
sprechen. Vermutlich handelt es sich bei allen
oder zumindest fast allen Schlacken der Phase 1
und auch der Phase 2 um derartige Rückstände
der Bleigewinnung. Von den heterogenen Schla-
cken der Phase 3 stammt der Großteil aus den
Schlackenhalden oder -abkippungen in Schnitt 2,
7 und 5/6, in denen offenbar ausschließlich die
bleiarmen Schlacken der Bleiverhüttung sowie
der Eisenmetallurgie vorkommen. Die Herkunft
der Sinterschlacken mit hohen Bleianteilen aus
den Phasen 1 und 2 und der heterogenen Schla-
cken mit niedrigen Bleianteilen (Bleigewinnung
und Eisenmetallurgie) aus der Phase 3 lässt sich
auch bei den analysierten Stücken deutlich erken-
nen (Abb. 147, 149). Zwei Sinterschlacken mit
hohen Bleianteilen, die sich in Befunden der Pha-
se 3a fanden, stammen aus dem nordwestlichen
Bereich von Schnitt 1, wo in die alte Bachbö-
schung mit den Verhüttungseinrichtungen der
Phase 1 der Graben der ältesten Siedlungsphase,
Befund 300, eingetieft worden war, und sind ver-
mutlich umgelagert.
Fließ-/glasige Schlacke
Sehr viel seltener als heterogene Schlacken fan-
den sich am Johanneser Kurhaus kompakte Schla-
cken mit relativ homogenen Bruchstrukturen:
Unter 13 Fundnummern wurden 826 g Fließ-
beziehungsweise glasige Schlacken erfasst.
Einige Stücke sind aufgrund von Fließstrukturen
auf der Oberfläche deutlich klassifizierbar (Abb.
152). Die Fließschlacken sind im Bruch überwie-
gend matt dunkelgrau, schichtig durchzogen von
grauschwarzen, vereinzelt auch dunkelolivgrün
erscheinenden glasigen Bereichen - diese Struk-
turen zeigen, dass die Schlacken rasch abgekühlt
sind beziehungsweise abgeschreckt wurden (münd-
liche Mitteilung W. Brockner, 2001. Vgl. Heger-
horst 1998,97; 112). Poren und kleine Einspreng-
sel (Gangart-Quarz) kommen vereinzelt vor, sind
aber deutlich seltener als bei den heterogenen
Schlacken. Die Schlacken besitzen mehr oder
weniger stark ausgeprägte bräunliche bis weißli-
che Oxidüberzüge. Bei einigen dieser Schlacken-
bruchstücke überwiegen die schwarzen glasigen
Bestandteile und eine klare Abgrenzung zu den
dunkelgrauen, fast schwarzen glasigen Schlacken,
die in der Regel als sehr kleine Bruchstücke auf-
treten, ist nicht möglich. Auch die glasigen Schla-
cken weisen Poren auf, Einsprengsel wurden je-
doch nicht beobachtet. An zwei kleinen dunklen
Glasschlackenbruchstücken hatten sich geringe
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lenden wüstitreichen Schlacken können kalotten-
förmig sein und sind nur schwer von denen des
Ausheizens zu unterscheiden - zu dieser Proble-
matik liegen bisher kaum Untersuchungen vor
(Ganzelewski, Rehren 1994, 6; 11; 12. Sperl
1980, 65. Vgl. Tylecote 1986, 218; 219). Für die
eisenreichen heterogenen Schlacken (Kalotten)
vom Johanneser Kurhaus würde die Entstehung
beim Frischen von Roheisen eine sinnvolle Deu-
tung darstellen (vgl. Kapitel 7.2.1, 8.1.1).
Theoretisch wäre, wie bereits angeklungen, auch
eine Entstehung der Schlacken bei der Verhüttung
von Eisenerz denkbar. Hier kämen neben Schacht-
öfen auch Rennfeuergruben und Katalan- oder
Korsikaschmieden infrage (vgl. Osann 1971, 6-9;
138-143. Tylecote 1987, 150-178. Westphalen
1989, 56; 57). Gegen diese Vermutung, die hier
nicht im Detail diskutiert werden soll, spriecht
schon das Fehlen von Eisenerz und weiterem für
Eisenverhüttungsstandorte typischem Fundmate-
rial (vgl. Tylecote 1986, 136-141. Westphalen
1989, 58) sowie allgemeine Überlegungen (vgl.
Kapitel 8).
Abschließend kann festgehalten werden, dass zu
einer genauen Interpretation der heterogenen blei-
armen Schlacken mit hohen Eisenanteilen weitere
Untersuchungen notwendig sind. Mit Sicherheit
sind sie jedoch in das Umfeld einer weiterverarbei-
tenden Eisenmetallurgie zu stellen - hier ist insbe-
sondere an die Qualitätsverbesserung von Rohma-
terial für Schmiedearbeiten zu denken. Auch die
Gesamtbefundsituation deutet daraufhin, dass am
Johanneser Kurhaus anspruchsvolle Schmiedear-
beiten ausgeführt worden sind (vgl. Kapitel 8.1.1).
Die Phasenverteilung für das gesamte heterogene
Schlackenmaterial konnte aus den eingangs an-
gesprochen Gründen nur für alle drei Gruppen
gemeinsam ermittelt werden. Danach stammen
17,82 kg aus Phase 1, 7,42 kg aus Phase 2 und
245,41 kg aus Phase 3; weitere 16,91 kg aus den
Deckschichten können ebenfalls der Phase 3
zugerechnet werden. 6,29 kg heterogene Schla-
ckenstücke mit unsicherer Phasenzugehörigkeit,
die häufig aus Profilgräben stammen, sind dage-
gen überwiegend den älteren beiden Phasen zu-
zuordnen.
Die Mehrzahl der Schlacken der Phase 1 wurde
im Umfeld der Verhüttungsanlagen auf der nörd-
lichen Böschung des ursprünglichen Bachlaufes
gefunden und ist der äußeren Erscheinung nach
als Sinterschlacken, wie oben beschrieben, anzu-
sprechen. Vermutlich handelt es sich bei allen
oder zumindest fast allen Schlacken der Phase 1
und auch der Phase 2 um derartige Rückstände
der Bleigewinnung. Von den heterogenen Schla-
cken der Phase 3 stammt der Großteil aus den
Schlackenhalden oder -abkippungen in Schnitt 2,
7 und 5/6, in denen offenbar ausschließlich die
bleiarmen Schlacken der Bleiverhüttung sowie
der Eisenmetallurgie vorkommen. Die Herkunft
der Sinterschlacken mit hohen Bleianteilen aus
den Phasen 1 und 2 und der heterogenen Schla-
cken mit niedrigen Bleianteilen (Bleigewinnung
und Eisenmetallurgie) aus der Phase 3 lässt sich
auch bei den analysierten Stücken deutlich erken-
nen (Abb. 147, 149). Zwei Sinterschlacken mit
hohen Bleianteilen, die sich in Befunden der Pha-
se 3a fanden, stammen aus dem nordwestlichen
Bereich von Schnitt 1, wo in die alte Bachbö-
schung mit den Verhüttungseinrichtungen der
Phase 1 der Graben der ältesten Siedlungsphase,
Befund 300, eingetieft worden war, und sind ver-
mutlich umgelagert.
Fließ-/glasige Schlacke
Sehr viel seltener als heterogene Schlacken fan-
den sich am Johanneser Kurhaus kompakte Schla-
cken mit relativ homogenen Bruchstrukturen:
Unter 13 Fundnummern wurden 826 g Fließ-
beziehungsweise glasige Schlacken erfasst.
Einige Stücke sind aufgrund von Fließstrukturen
auf der Oberfläche deutlich klassifizierbar (Abb.
152). Die Fließschlacken sind im Bruch überwie-
gend matt dunkelgrau, schichtig durchzogen von
grauschwarzen, vereinzelt auch dunkelolivgrün
erscheinenden glasigen Bereichen - diese Struk-
turen zeigen, dass die Schlacken rasch abgekühlt
sind beziehungsweise abgeschreckt wurden (münd-
liche Mitteilung W. Brockner, 2001. Vgl. Heger-
horst 1998,97; 112). Poren und kleine Einspreng-
sel (Gangart-Quarz) kommen vereinzelt vor, sind
aber deutlich seltener als bei den heterogenen
Schlacken. Die Schlacken besitzen mehr oder
weniger stark ausgeprägte bräunliche bis weißli-
che Oxidüberzüge. Bei einigen dieser Schlacken-
bruchstücke überwiegen die schwarzen glasigen
Bestandteile und eine klare Abgrenzung zu den
dunkelgrauen, fast schwarzen glasigen Schlacken,
die in der Regel als sehr kleine Bruchstücke auf-
treten, ist nicht möglich. Auch die glasigen Schla-
cken weisen Poren auf, Einsprengsel wurden je-
doch nicht beobachtet. An zwei kleinen dunklen
Glasschlackenbruchstücken hatten sich geringe
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