Grab 154 würde in Westerwanna unter die Typen III-V des 6. Jahrh. fallen. Entsprechen-
des gilt für die kugeligen Gefäße der Gräber 295 und 297. Die Töpfe der Sondergruppe G
mit hohem Hals und starkem Bauchteil erscheinen in Westerwanna zwar im 5. Jahrh., doch
erscheint diese Form im Oldenburger Raum selbst noch im späten 6. oder frühen 7. Jahr-
hundert171. Die von Tischler im 6. Jahrh. beobachtete sehr schlichte, manchmal primitiv
wirkende Machart der unverzierten Gefäße - rauhe Gefäßwand und grobkörnige Mage-
rung sind hier kennzeichnend - erscheint in Issendorf nicht nur innerhalb der Gruppe E,
sondern besonders auch in den Gruppen F und H. Aber gerade diese unverzierten kugeli-
gen Gefäße enthalten in Issendorf so gut wie keine Beigaben. Ihre Datierung ist daher
äußerst schwierig, und wir können eigentlich nur auf Grund von Parallelen zu Funden aus
datierbaren Siedlungsschichten des Nordseeküstengebietes feststellen, daß sie dem
6. Jahrh. zuzuweisen sind. Daß noch im 6. Jahrh. in Issendorf bestattet wurde, erscheint
mir angesichts der nicht unbeträchtlichen Zahl der Vergleichsstücke kaum zweifelhaft zu
sein.
Einen wichtigen Platz in unseren Überlegungen zur Belegungsdauer des Urnenfried-
hofs von Issendorf nimmt der tierstilverzierte Bronzebeschlag aus Fundstelle 30 in Schnitt 1
ein (Taf. 71). Um zu seiner richtigen Beurteilung zu gelangen, seien zunächst noch einige
Beobachtungen an dem Fundstück dargelegt.
Es könnte vermutet werden, das Fundstück bilde die Kopfplatte einer Bügelfibel vom
Typ der sog. square-headed brooches172. Gegen diese Vermutung spricht die Tatsache, daß
auf der Rückseite des Fundstückes in den vier Ecken je ein mitgegossener Niet vorhanden
war. Einer der Niete war noch in der ursprünglichen Länge von 4,5 mm erhalten, die an-
deren drei waren abgebrochen. Das Bronzestück muß also auf einer Unterlage befestigt
gewesen sein. Mit einer hier zu erwartenden Spiralkonstruktion für die Nadel haben diese
Niete nichts zu tun. Auf der Vorderseite des Stückes tritt zunächst die kräftige, über die
Darstellung im Mittelfeld um 2 mm erhabene Umrandung von 2-2,5 mm Breite in Erschei-
nung, die abschnittsweise geringe Reste einer perlförmigen Verzierung zeigt. Auf der
Breitseite über der Maskendarstellung geht eine 2,5 cm breite, an den Beschlag ange-
gossene, aber nicht so dicke Lasche ab, die aber schon 1-2 mm jenseits der erhabenen Um-
randung abgebrochen war. Diese Lasche war ganz flach, 1 mm dick und im Querschnitt
überhaupt nicht profiliert, so daß es sich keinesfalls um den Bügel einer Bügelfibel handeln
kann. Ehe wir uns der Darstellung im Mittelfeld des Beschlages zuwenden, sei noch her-
vorgehoben, daß das in massivem Bronzeguß ausgeführte Stück durch Brand sehr stark
verzogen war. An der Umrandung zeigen sich deutliche Brandspuren und Deformationen,
die Perlrandverzierung ist offenbar ebenfalls dem Brand zum Opfer gefallen. Es kann also
wohl kaum noch ein Zweifel bestehen, daß das Fundstück aus einer Brandbestattung
stammt und durch das Feuer des Scheiterhaufens wie alle anderen Gegenstände stark ver-
unstaltet wurde.
Die Bilddarstellung selbst tritt in kräftigen, tiefgradig gegossenen Konturen hervor.
Das eine Drittel des umrandeten Feldes füllt eine Maske aus, von der Augen und Nase
dargestellt sind. Eine Reihe von 6 spitzen kleinen Buckelchen schließt die Maske nach un-
ten hin ab und trennt sie von einer symmetrisch-gegenständig angeordneten Darstellung
zweier Tiere. Von ihnen sind die Augen und die flechtbandartig verschlungenen Leiber zu
erkennen, ferner zwei jeweils seitlich von den Augen angeordnete Tierklauen. Als cha-
rakteristische Einzelform begegnet uns sogleich die halbkreisförmige Augenumrandung,
die nach Salin für den Tierstil I charakteristisch ist173. Die zu den halbkreisförmig umran-
171 Tischler a. a. O. (wie Anm. 157) 83 Abb. 28, 8.
172 E. T. Leeds, Early anglo-saxon square-headed brooches (Oxford 1949).
173 B. Salin, Die altgermanische Thierornamentik (Stockholm 1935) 222 ff.
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des gilt für die kugeligen Gefäße der Gräber 295 und 297. Die Töpfe der Sondergruppe G
mit hohem Hals und starkem Bauchteil erscheinen in Westerwanna zwar im 5. Jahrh., doch
erscheint diese Form im Oldenburger Raum selbst noch im späten 6. oder frühen 7. Jahr-
hundert171. Die von Tischler im 6. Jahrh. beobachtete sehr schlichte, manchmal primitiv
wirkende Machart der unverzierten Gefäße - rauhe Gefäßwand und grobkörnige Mage-
rung sind hier kennzeichnend - erscheint in Issendorf nicht nur innerhalb der Gruppe E,
sondern besonders auch in den Gruppen F und H. Aber gerade diese unverzierten kugeli-
gen Gefäße enthalten in Issendorf so gut wie keine Beigaben. Ihre Datierung ist daher
äußerst schwierig, und wir können eigentlich nur auf Grund von Parallelen zu Funden aus
datierbaren Siedlungsschichten des Nordseeküstengebietes feststellen, daß sie dem
6. Jahrh. zuzuweisen sind. Daß noch im 6. Jahrh. in Issendorf bestattet wurde, erscheint
mir angesichts der nicht unbeträchtlichen Zahl der Vergleichsstücke kaum zweifelhaft zu
sein.
Einen wichtigen Platz in unseren Überlegungen zur Belegungsdauer des Urnenfried-
hofs von Issendorf nimmt der tierstilverzierte Bronzebeschlag aus Fundstelle 30 in Schnitt 1
ein (Taf. 71). Um zu seiner richtigen Beurteilung zu gelangen, seien zunächst noch einige
Beobachtungen an dem Fundstück dargelegt.
Es könnte vermutet werden, das Fundstück bilde die Kopfplatte einer Bügelfibel vom
Typ der sog. square-headed brooches172. Gegen diese Vermutung spricht die Tatsache, daß
auf der Rückseite des Fundstückes in den vier Ecken je ein mitgegossener Niet vorhanden
war. Einer der Niete war noch in der ursprünglichen Länge von 4,5 mm erhalten, die an-
deren drei waren abgebrochen. Das Bronzestück muß also auf einer Unterlage befestigt
gewesen sein. Mit einer hier zu erwartenden Spiralkonstruktion für die Nadel haben diese
Niete nichts zu tun. Auf der Vorderseite des Stückes tritt zunächst die kräftige, über die
Darstellung im Mittelfeld um 2 mm erhabene Umrandung von 2-2,5 mm Breite in Erschei-
nung, die abschnittsweise geringe Reste einer perlförmigen Verzierung zeigt. Auf der
Breitseite über der Maskendarstellung geht eine 2,5 cm breite, an den Beschlag ange-
gossene, aber nicht so dicke Lasche ab, die aber schon 1-2 mm jenseits der erhabenen Um-
randung abgebrochen war. Diese Lasche war ganz flach, 1 mm dick und im Querschnitt
überhaupt nicht profiliert, so daß es sich keinesfalls um den Bügel einer Bügelfibel handeln
kann. Ehe wir uns der Darstellung im Mittelfeld des Beschlages zuwenden, sei noch her-
vorgehoben, daß das in massivem Bronzeguß ausgeführte Stück durch Brand sehr stark
verzogen war. An der Umrandung zeigen sich deutliche Brandspuren und Deformationen,
die Perlrandverzierung ist offenbar ebenfalls dem Brand zum Opfer gefallen. Es kann also
wohl kaum noch ein Zweifel bestehen, daß das Fundstück aus einer Brandbestattung
stammt und durch das Feuer des Scheiterhaufens wie alle anderen Gegenstände stark ver-
unstaltet wurde.
Die Bilddarstellung selbst tritt in kräftigen, tiefgradig gegossenen Konturen hervor.
Das eine Drittel des umrandeten Feldes füllt eine Maske aus, von der Augen und Nase
dargestellt sind. Eine Reihe von 6 spitzen kleinen Buckelchen schließt die Maske nach un-
ten hin ab und trennt sie von einer symmetrisch-gegenständig angeordneten Darstellung
zweier Tiere. Von ihnen sind die Augen und die flechtbandartig verschlungenen Leiber zu
erkennen, ferner zwei jeweils seitlich von den Augen angeordnete Tierklauen. Als cha-
rakteristische Einzelform begegnet uns sogleich die halbkreisförmige Augenumrandung,
die nach Salin für den Tierstil I charakteristisch ist173. Die zu den halbkreisförmig umran-
171 Tischler a. a. O. (wie Anm. 157) 83 Abb. 28, 8.
172 E. T. Leeds, Early anglo-saxon square-headed brooches (Oxford 1949).
173 B. Salin, Die altgermanische Thierornamentik (Stockholm 1935) 222 ff.
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