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HEINRICH DRERUP

5. Römischer Apsisbau. Ein Teil der Westwand steht noch aufrecht. In sie sind
drei Nischen eingelassen. Schlechtes Gußwerk (Taf. 70, 1).
6. Theater. Cavea und Orchestra sind heute eine mit Steinen überdeckte Mulde, die
immerhin einen in halber Höhe rundlaufenden Zwischengang erkennen läßt.
Reste der Sitzbänke und der schräg auf die Bühne zulaufenden Paraskenien
sind noch gut auszumachen. In der Cavea Stück eines dorischen Kapitells spät-
pergamenischer Zeit mit steilem bauchigen Echinus (Taf. 69,1), bei der Bühne
eine Quader mit abgefaster Rustika. Die Bühnenarchitektur tritt unter der Ver-
schüttung nur unklar zum Vorschein. Reste von Ziegelwänden erweisen einen
römischen Umbau. — Dm. der Cavea 55 m; Dm. der Orchestra 18 m; Bühnen-
gebäude 25 x 6 m.
7. Reste eines Gebäudes in dorischem Stil. Feststellen ließ sich nur eine Reihe von
Baugliedern innerhalb einer Schüttung kleiner Steine aus späteren Bauten,
Säulen, Kapitelle und Wandgesimse. Die Säulen haben 20 flachgekrümmte steg-
lose Kanelluren (Taf. 69, 5). Der Echinus des Kapitells ist unmerklich gekrümmt,
bemerkenswert der zart abgestufte Treppengang. Eine erhaltene Trommel hat
folgende Maße: Oberer Dm. (von Steg zu Steg) 69,2 cm. Unterer Dm. (von Steg
zu Steg) etwa 73 cm. Höhe 98 cm. Aus daneben liegenden Fragmenten mit grö-
ßeren Kanellurenweiten ergibt sich, daß die Trommel ziemlich hoch innerhalb der
Säule ihren Platz gehabt haben muß, vermutlich unmittelbar unter dem Kapitell,
was die verschieden gearbeiteten Dübellöcher nahelegen. Die nicht unbeträcht-
lichen Abmessungen der Säulenfragmente, die zarte Führung der Kanelluren
sowie die sorgfältige Arbeit des Kapitells lassen auf ein Gebäude von Bedeutung,
am ehesten einen Tempel mittlerer Größe, schließen.
8. Kleines Zellaheiligtum. Erhalten sind die Quaderblöcke der untersten Funda-
mentschicht. Vor dem Eingang in Breite der Zella eine Statuenbasis mit Resten
von Plinthenbettungen.
FUNDE
Das ganze Stadtgebiet, vor allem der südliche Teil, ist übersät mit Scherben aller
Zeiten, wobei das Mittelalterliche überwiegt. Nach oben reichen sie vereinzelt bis
in die klassische Zeit hinein, das meiste ist hellenistische und römische Ware.
Zwischen den beiden Zisternen ein Stück Obsidian. Einfach gearbeitete Architektur-
stücke wie runde Säulenstümpfe und Quadern finden sich allenthalben im Gelände.
Außer ihnen ließen sich fünf verstreut liegende Reste antiker Skulpturen, meist
von Tierbildern herrührend, ausmachen. Dazu ein ionisches Kapitell. Sie werden
nachfolgend aufgeführt, ebenfalls zwei Architekturstücke, die bei der Freilegung
des S. 99 ff. behandelten Gebäudes zutage traten und sinngemäß hier ihre Er-
wähnung finden.
1. Rumpf eines lebensgroßen sitzenden Löwen. Es fehlen die Hinterbeine, einTeil der
Vorderbeine, der Kopf und zur Hälfte der Hals. Rechte Seite bestoßen, z. T. abge-
sprungen. Auf dem Weg vom Osttor ins Stadtinnere bei der Terrassenmauer,
Kalkstein, Länge 0,89m. Vorzügliche, lebendige Arbeit pergamenischer Zeit.
 
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