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136 ERNST KIRSTEN
verfügbaren Zeit sich allerdings nicht vollständig durchführen ließ. Soweit die
-dabei gemachten Beobachtungen für die Aufdeckung und Beurteilung der mino-
ischen Siedlungsstätte von Monastiraki bei Asomatos wichtig wurden, sind sie
oben niedergelegt worden (S. 27ff.).
Den Südausgang der Kleinlandschaft bildet der Hafen Aja Galini. Er ist als das
antike Sulia1 längst nachgewiesen. Erst nach 1897 wurde er an dessen bis dahin
Eremopolis genannter Stätte, gewiß unter Zerstörung älterer Reste, neu gegründet
und nach der auf der Höhe östlich des Ortes genannten Kapelle benannt. Die antike
Siedlung scheint auf Terrassen an einem Hügel gelegen zu haben. Sie erstreckte sich
von da westwärts hinab in ein enges Tal, dessen Mündung den Hafen bildet. Auf der
Talsohle selbst finden sich Reste eines Säulenbaus der Kaiserzeit. Verstreut in den
Häusern und auf den Wegen konnten festgestellt werden: zwei Granitsäulen aus
einem Stück (4,1 m hoch, 0,45 m Durchmesser), ein ionisches Säulenkapitell mit
Eierstab, Palmettenband, Astragalring und wieder Eierstab von trockener Arbeit
in flachem Relief und eine ionische Säulenbasis gleichen Durchmessers. Häufige, in
die Häuser vermauerte Inschriften 2 erwähnen Dankbarkeit für Artemis und lassen
den Tempel als ihr geweiht ansehen. Eine Weihung des 3-/2. Jahrhunderts vor
Chr. für die Athena vom Kap Sammonia (Ostspitze Kretas), bei Hafenausschach-
tungen wieder aufgedeckt und ins Amtslokal des Bürgermeisters überführt, ist
wohl nicht als Schiffsballast hierher verschleppt, sondern als Dank für glückliche
Umseglung des gefährlichen Kaps hier errichtet 3 und bezeugt dann die Ausdehnung
der Fahrten der Schiffer von Sulia entlang der ganzen Südküste 4.
Sulia ist, wie das Fehlen von Münzen lehrt, in griechischer Zeit nie selbständig
gewesen. Wie so viele andere kretische Küstenorte gehörte es politisch zu einer
Polis des Binnenlandes. Als solche hat man bisher ohne weiteres Sybrita angesehen 5.
Bereits Pashley6 hatte aber von ansehnlichen griechischen Ruinen auf der Höhe
Kastri gehört, die das Becken von Apodulu östlich der Platypotamos-Enge nach
Süden abschließt 7. Es ist eine breit in Ostwestrichtung gelagerte Doppelkuppe
(Taf. 110,1), die nach Süden terrassenförmig, dann flacher zu einer Senke abfällt, in
der heute die Hütten von Aj. Jorjos-Wromonero liegen. Die Existenz antiker
1 Pashley I 303!. I Cret. II, XXV 278. Pendlebury 371. » I Cret. II, XXV 4—25. Bei 11 und
17 wurde die Lesung nachgeprüft, ohne gefördert werden zu können. 3 I Cret. II, XXV 2; dort
die bisherigen Deutungen. Zur Athena Sammonia I Cret. III 156 ff. 4 Schifisfunde aus unter-
gegangenen Schiffen, 120—150 m vor der Kakiskala halbwegs zwischen Aja Galini und Kokkinos
Pyrgos nach den Angaben der Fischer, sind AA. 1937, 229 f· erwähnt, genauer bei Petru, Κρητικέ?
Σελίδε? 2, 1938, 675. Die Volkssage hatte bereits auf sie hingewiesen mit der Erzählung vom Unter-
gang eines Korsarenschifies, das überreich beladen mit den aus Gortyn geraubten Schätzen hier
unmittelbar vor der Küste gestrandet war. Von den Funden wurde mir noch eine Augustus-Münze
gezeigt. Dunbabin, BSA. 42, 1947, 189. 5 Das wurde bestätigt durch das Erscheinen eines See-
tieres wie des Hippokampen auf den ältesten Münzen von Sybrita I Cret. II 290. Svoronos 313!., die
Nachweise oben S. 31 Anm. 2. 6 Pashley I 303. Pendlebury 379, beide offenbar ohne Besuch.
I Cret. II 312. Dunbabin a. O. 188 nr. 41. 7 Pashley I 304 und noch die Karte in ICret. I
setzen dort Psycheion an. Zum Typus der Doppel-Akropolis Levj, ASAAtene 10/12, 1927/29, 443,
 
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