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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 7.1964

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Nr. 1
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Holtermann, Horst: Erfahrungen bei der mündlichen Reifeprüfung
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Burck, Erich: Die Griechische Humanistische Gesellschaft
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https://doi.org/10.11588/diglit.33066#0014
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Griechisch scharf trennen von den Prüfungen zum Kleinen Latinum oder Graecum.
Hier haben solche Mittelstufen ihren guten Sinn, sollte allerdings auch hier einen gram-
matischen Prüfungsteil nach, nicht während der Übersetzung bilden. Im Abitur haben
Stammformenreihen nichts zu suchen, der Prüfling soll die im Text vorkommende
Form richtig erkennen und übersetzen. Kann er das nicht, rettet ihn auch die hergesagte
Reihe nicht.

Die Gewohnheit, nach der Übersetzung Interpretationsfragen sozusagen aus dem
Hinterhalt abzuschießen, erzeugt entweder das Nachplappern von Gedankengängen der
letzten Unterrichtsstunden (also quasi Auswendiggelerntes) oder hilfloses Achselzucken.
(Danach der entrüstete Examinator: „Und das hatten wir doch gerade in der letzten
Woche behandelt!“) Das Verfahren stammt aus den mündlichen Staatsexamina der
Philologen. Und nur wer seinen Professor gut kennt, schneidet bei solcher Stegreifinter-
pretation erfolgreich ab. Wir prüfen aber Abiturienten, nicht Philologen, und die brau-
chen Anlaufzeit, um außer der Übersetzungsforderung auch noch die stets subjektive
Interpretationsrichtung des Prüfers erahnen und mitmachen zu können. Hier hilft vor-
herige schriftliche Fixierung der Interpretationsfragen, wenigstens der wichtigsten. Es
gibt keine Bestimmung, die das verbietet.

Schlimm sind die unqualifiziert frei erfundenen Fragen wie „Können Sie das mal in
einen größeren Zusammenhang stellen?“ Mangelnde Prüfungsvorbereitung des Fach-
lehrers ist fast noch übler als mangelnde Unterrichtsvorbereitung. So etwas kommt
leider nicht nur an Schulen vor. Das Schlimmste aber: Vorlage von Texten aus Flori-
legien mit allen sinnentstellenden Druckfehlern. Wie soll man dann die Unsinnleistung
des Prüflings beurteilen?

Vielleicht können folgende Vorschläge mancherorts zu einer Verbesserung des Prü-
fungsverfahrens helfen: 1) Kritisch geprüfter, richtiger Text, nicht aus gängigen Samm-
lungen. 2) Ausreichende Vorbereitungszeit fiir 100—150 Wörter, mit dem Prüfungsvor-
sitzenden auszuhandlen. Oder: 3) Kürzere, aber inhaltlich noch geschlossene Texte
(schwer zu finden). Oder: 4) Kurzer unbekannter Text im Vergleich mit längerem be-
kannten, etwa Klassenarbeit der 13. Kl. oder Gedicht (noch wenig erprobt). 5) Klare
schriftliche Stellung der Gesamtaufgabe einschließlich der Vokabelhilfen und der wich-
tigsten Interpretationsfragen. 6) Keine Unterbrechung bei Übersetzung oder Beant-
wortung der schriftlich fixierten Fragen. (Was falsch ist, ist eben falsch und wird auch
durch Einhilfe des Prüfers, die oft glattes Vorsagen, bestenfalls Zangengeburt ist, als
Leistung des Prüflings nicht besser). Bloße Unklarheiten der Übersetzung werden im
Anschluß an diese geklärt. 7) Bei mangelhafter Übersetzung keine Interpretation, son-
dern Ende der Prüfung oder Stellung einer neuen Aufgabe, wenn der Prüfungsvor-
sitzende dies anordnet. Nur so kann ein zuverlässiges Urteil über die Leistung des
Prüflings im Verstehen des Einzelnen wie des Ganzen gewonnen werden. Die obigen
Verfahrensweisen wurden in ständigem Gedankenaustausch von den Altphilologen an
Kaiser Wilhelms Gymnasium zu Hannover entwickelt und bis auf Nr. 4 erprobt. Allein
die Formulierung geht zu meinen Lasten.

Die Griechisclie Humanistische Gesellschaft

Im Jahre 1964 rundet sich das erste Lustrum der griechischen humanistischen Gesell-
schaft. Ihr Initiator, Professor Dr. Konstantin Vourveris, kann.im gleichen Jalire auf
eine fünfundvierzigjährige Tätigkeit als Lehrer und auf ein fünfundzwanzigjähriges
Wirken als Universitätsprofessor in Saloniki und Athen zurückblicken. Die enge Ver-
bindung von wissenschaftlicher Forschung und erzieherischer Arbeit, die den Lebensgang

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