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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 18.1975

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Nr. 3
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Schönberger, Otto: Anmerkungen zur Beziehung der Sprachen Latein und Deutsch
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Alt-Stutterheim, Wolfgang von: Die Einschätzung der Fächer Latein und Griechisch aus der Sicht von Absolventen der reformierten gymnasialen Oberstufe
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https://doi.org/10.11588/diglit.33069#0043

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So ließe sich vermutlich im Werke Thomas Manns zeigen, daß er gelegentlich
bewußt antike Stilmuster im Auge hat; ich erinnere mich, daß er einmal über
Ciceros Perioden spricht, kann aber die Stelle nicht mehr finden.
Kaum bekannt dürfte sein, daß auch ein ganz moderner Dichter sich zu einem
antiken Muster bekennt. In dem Sammelwerk Der Schriftsteller und sein Ver-
hältnis der Sprache, dargestellt am Problem der Tempuswahl, hrsg. von A.
Bloch, Bern 1971, beantwortet der Dichter Peter Handke die Frage, ob es in
seinem Zeitsystem eine Consecutio temporum gebe, wie folgt (174):
„Die deutsche Grammatik ist ja im Grunde ziemlich stark von der lateinischen Gram-
matik abgeleitet, ist der lateinischen Grammatik ziemlich ähnlich, zuweilen vor allem
in den Konditionalformen. Ich glaube, meine Satzformen sind so strukturiert und so
überschaubar, als ob sie irgendwie Übersetzungen aus dem Lateinischen wären. Das
kommt bei mir oft vor. Ich hatte mir zum Beispiel bei der letzten Sache, die ich ge-
macht habe, bei Die Angst des Tormanns beim Elfmeter, vorgenommen, einen Schreib-
stil zu verwenden, wie ihn Sallust für seine Geschichtsschreibung verwendet hat, einen
Geschichtsschreiberstil auf einen einzelnen Menschen angewandt. Die Sätze, die ent-
standen sind, wirken zwar ganz künstlich und ganz grammatikalisch, erzählen aber
dennoch eine Geschichte. Eigentlich wollte ich nur den Eindruck wiedergeben, den man
hat, wenn man jetzt die lateinischen Sachen liest, den Eindruck nämlich, daß man
immer irgendwie die Grammatik mitliest. Man kann auch ganz konkret nachweisen,
welches die Ähnlichkeiten mit dem Lateinischen sind: Im Lateinischen gibt es doch die
Regel: Steht das gleiche Subjekt in Haupt- und Nebensatz,-dann kann man das Sub-
jekt mit Beistrich vorne hinstellen und dann geht es: «Cäsar, nachdem er», «Caesar,
postquam . . .» und so weiter. Das kommt in meiner Prosa oft vor, zum Beispiel: «Der
Tormann, nachdem er ging . . .» Dasselbe beim Ablativus absolutus: «Nach getaner
Arbeit ging er . . .» und so weiter, oder: «Dies getan, verließ er das Postgebäude.» Das
könnte man in dieser Prosa noch und noch nachweisen. Das habe ich eigentlich mit
lateinischer Beeinflussung meiner Sprache gemeint.“
GP Dr. Otto Schönberger, 8702 Gerbrunn, Schulweg 16

Die Einschätzung der Fächer Latein und Griechisch
aus der Sicht von Absolventen der reformierten
gymnasialen Oberstufe
Am Staatsinstitut für Schulpädagogik München wurde eine repräsentative
Untersuchung an 633 ehemaligen Abiturienten, die sich jetzt im Studium be-
finden (ca. 3. Semester), durchgeführt. Die Abiturienten besuchten die refor-
mierte gymnasiale Oberstufe (Kollegstufe) in Bayern. Ziel der Untersuchung
ist in erster Linie die Überprüfung des Leitzieles „Verbesserte Studierfähigkeit“.
Mit Hilfe eines umfangreichen Fragebogens sollten die Studenten ihre schulische
Erfahrung rückblickend einschätzen und Angaben zu ihrer jetzigen Studien-
situation machen.
Insgesamt beantworteten 367 (58%) Studenten den Fragebogen. Weitere 15%
befinden sich zur Zeit bei der Bundeswehr oder in einer Berufsausbildung. Nur
6,6% der Befragten verweigerten aus verschiedenen Gründen die Beantwortung,

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