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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 9.1864

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Bock, Franz: Über die christlichen Messkännchen
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https://doi.org/10.11588/diglit.25928#0013
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Über die christlichen Messkännchen.

VoN DR. FRANZ BOCK.

I. Geschichtliche Mittheilungen über Entstehung, Gebrauch und Form der Messkännchen seit
der frühchristlichen Zeit bis zur Renaissance.

JDas Studium der mittelalterlichen Kunst würde hinsichtlich der Kenntniss über die Ent-
stehung* und Gestaltung* der verschiedenen kirchlichen Gefässe gefördert und zugleich für
das praktische Neuschaffen nutzbar gemacht werden, wenn einzelne Forscher es unternähmen die
Grundformen und die Weitergestaltung der liturgischen Geräthe auf historischem Wege nach-
zuweisen und die Einftüsse der kirchlichen Satzungen in den verschiedenen Jahrhunderten zu
bestimmen. Wenn in den nachfolgenden Zeilen der allerdings gewagte Versuch gemacht wird, die
Entstehung, den Gebrauch und die künstlerische Gestaltung der Ampullae in geschichtlichem
Zusammenhänge vorzuführen, so geschieht dieses in der Absicht, vorerst einzelne Materialien
vorzubereiten, die einem späteren, geübteren Nachfolger nicht unwillkommen sein dürften, um auf
Grundlage derselben allseitige Nachforschungen anzustellen, die endlich zu einer erschöpfenden
Monographie führen würden.
Die geschichtlichen Forschungen über jene liturgischen Gefässe, welche als Wein- und
Wasserbehälter mit dem heiligen eucharistischen Opfer in nächster Beziehung stehen, führen
in die Frühzeit des apostolischen Zeitalters und erinnern uns an jene erhabene Handlung,
durch welche der Heiland bei dem letzten Abendmahle das unblutige Opfer des neuen Bundes
unter beiderlei Gestalten einsetzte.
Gediegene Forscher früherer Jahrhunderte stellten bereits Untersuchungen an, welche
materielle und formelle Beschaffenheit jenes ewig denkwürdige Gefäss gehabt haben möge, in
welchem der Herr in jener geheimnissvollen Nacht zum ersten Male die Verwandlung des
Weines vornahm; und erst neuerdings hat sich Abbe Oorblet in einer gelehrten Abhandlung
über das Herkommen und die Gestalt des Speisekelches (Oiboriums) ausgesprochen b
Ohne in weitere Discussionen darüber einzugehen, sei hier nur bemerkt, dass die Sage vom
heiligen Gr aal hiermit wesentlich zusammenhängt, und dass bis zur Stunde von vielen Seiten
behauptet wird, der noch heute zu Genua aufbewahrte Graal, welcher in der Glanzzeit der Dogen-
i S. Revue d'Archeoiogie. T. II
IX.

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