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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 9.1864

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Messmer, Josef Anton: Untersuchungen über die Crypta und den Altar der christlichen Kirche
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https://doi.org/10.11588/diglit.25928#0231
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Untersuchungen
über die Crypta und den Altar der christlichen Kirche.
VON JOS. AxT. MESSMER.

I.
Im Frühalter der Kirche, nachdem durch die apostolische Thätigkeit Gemeinden gegründet
waren, machen sich zwei Arten von Cultusstätten bemerklich, die wir der Kürze halber
ordentliche und ausserordentliche nennen.
Unter jenen verstehen wir die, in einer Christengemeinde erwählten, ständigen Versammlungs-
orte, in welchen der, die örtliche Gemeinde constituirende Cultus geübt wurde, falls nicht
Bedrängniss von Aussen störend dazwischen trat. Unter den ausserordentlichen Cultusstätten
begreifen wir alle jene Orte und Räumlichkeiten, welche nur zu bestimmten Zeiten zur Begehung
des Gedächtnisses eines Märtyrers oder für Privatandacht dienten, oder das Andenken an ein
verehrungswürdiges Ereigniss bewahrten. Sie dienten in Zeiten der Verfolgung aushilfsweise
anstatt der ordentlichen Ecclesiae.
Die frühesten Gemeinden (ecclesiae) fanden in den Häusern der Vermöglichen die ersten
Stätten zur Ausübung ihres Cultus. In dem Complex der römischen Palastanlagen war ausser den
Sälen, Triclinien etc. gewöhnlich auch eine eigene Basilica für Privatversammlungen
vorhanden, und selbst von den genannten Sälen bemerkt Vitruv, dass sie der römischen Basilica
ähnlich waren. Bei der, mit dem christlichen Zwecke harmonirenden Bestimmung solcher Haus-
basiliken und Säle lässt sich annehmen, dass die Ecclesia vorzüglich hier ihre Unterkunft fand.
Den Beweis liefert ein, schon von Origenes angeführter christlicher Schriftsteller des beginnenden
dritten Jahrhunderts, welchem zufolge die nachmals so berühmte Kirche zu Antiochia ihren
Ursprung in der Palastbasilica eines der Vornehmsten dieser Stadt fand. Denselben Sachverhalt
bezeugt eine Äusserung des heiligen Hieronymus über die Palastbasilica des lateranensischen
Geschlechtes zu Rom, welche zu seiner Zeit bereits die Hauptkirche geworden war; anderer hiefür
sprechender Belege nicht zu gedenken. Wenn dies nun auch nicht überall statthnden konnte und
die Christen sich nach Massgabe der Verhältnisse mit jeder Art von Räumlichkeit begnügten, so
hat doch die bestimmte und ausgebildete Form der Basilica über alle anderen Anlagen für den
kirchlichen Zweck die Oberhand gewonnen, da wohl überall die ausgeprägte Gestalt über das
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