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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 9.1864

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Kleinere Beiträge und Besprechungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.25928#0291
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Kleinere Beiträge nnd Besprechungen.

Die Kirche zu Kallundborg in Dänemark' und ihr Einsturz im Jahre 1827.

Unter den Denkmälern Dänemarks, welche noch
immer an Waldemar den Grossen- nnd seine Ge-
nossen erinnern, nimmt die Kirche zu Kallundborg
einen hervorragenden Platz ein; denn sie zeichnet sich
— schon aus der Ferne betrachtet — durch ihren eigen-
thümlichen Bau aus, indem man sie mit ihren Thürmen
eher für eine Burg, als für ein der Andacht geweihtes
Gebäude halten möchte.
Kallundborg liegt auf der Insel Seeland, vierzehn
Meilen westlich von Kopenhagen, an einer Meeresbucht,
welche derKallundborgüord genannt wird. Waldemar
und seine Freunde hatten Dänemark vor dem Untcw
gang gerettet. Er erstürmte und zerstörte den Tempel
des Swantewit auf der Insel Rügen, und sorgte nun für
die innere Einheit und Festigkeit Dänemarks, indem er
zugleich, zum Schutze nach aussen hin, an den Grenzen
und Küsten des Landes Befestigungen und Wälle
erbaute. So errichtete er u. a. auch den starken Thurm
hei Sprogö und die Festung Vordninghorg* u. s. w. Seine
beiden treuesten Anhänger, die Zwillingsbrüder Esb ern
und Axel Sn are, welcher letztere zugleich Bischof und
Feldherr war und sich nach der wunderlichen Weise jener
Zeit Absalom nannte, zeigten sich in der Errichtung sol-
cher Befestigungen nicht minder eifrig. Sie verschanzten
das Land in der Richtung gegen den grossen Belt und
erbauten die Vertheidigungswerke von Öresund und die
Vesten zu Haervig (dem späteren Kallundborg) und zu
Kjöbmend (dem heutigen Kopenhagen), und zwar nicht,
wie dieses in früheren Zeiten der Fall war, aus Baum-
stämmen (trae), sondern aus Backsteinen, wodurch diese
nicht nur an Festigkeit und Feuersicherheit gewannen,
sondern auch den Feinden und namentlich den wendi-
schen Seeräubern weit mehr imponirten.
Aber diese drei würdigen Männer vergassen über
ihren kriegerischen Bauten keineswegs die Kirche.
Schon einige ihrer Vorfahren hatten mehrere Holzkirch-
lein abgebrochen und grössere und schönere Bethäuser
aus Bruch- oder Backsteinen erbaut.
fot. Förste Hefte; J. J. A. Worsaae Kallundborg-Kirke fdr <827. — - Gestorben
den ]2. Mai 1182. S. Dahlmann. Geschichte von Dänemark. T.I. p. 323.
IX.

Waldemar erweiterte nun auch die alte Kloster-
kirche zu Ringsted, in welcher sein Vater, der heilige
Knud, bestattet war und bestimmte sie zu seiner eigenen
so wie zur Grabstätte seines ganzen Geschlechts. Ab-
salom Sn are erbaute die von seinen Vorfahren ge-
gründete Klosterkirche zu Sorö aufs Neue und Esbern


Fig. 1.

Sn are errichtete jene zu Kallundborg. Die Chroniken
geben nicht genau an, in welchen Jahren diese drei
Neubauten begannen, doch dürfte die Vollendung der-
selben in die Zeit von 1160 bis 1180 fallen. Esbern
nannte diese Burg, die er, wie früher erwähnt, bei Haer-
vig erbaute, Kaalundborg oder Kallundborg, und zwar
wie man behaupten will, wegen der grossen Zahl von
Krähen und Dohlen, die sich in jener Gegend aufhielten,
 
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