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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 13.1868

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Sacken, Eduard von: Ein Porträt der Barbara Blomberg, der Mutter des Don Juan d'Austria
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https://doi.org/10.11588/diglit.25926#0014
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E. Freiherr von Sacken.

In der That, man kann nicht leicht etwas lieblicheres sehen als diesen Mädchenkopf.
Das feine Köpfchen ist leicht geneigt, die grossen Angen, die durch etwas stark herabfallende
Lieder einen schmachtenden träumerischen Ausdruck erhalten, blicken sinnig nach abwärts, das
Käs eben mit sanftem Höcker ist leicht aufgebogen, an der Spitze in einer pikanten kleinen Fläche
geschnitten, der nicht kleine Mund mit schwellenden Lippen hat sehr bestimmte Winkel, das
Kinn, wie das ganze Oval, ist voll. Mit einem schalkhaften Zuge um den Mund paart sich ein
etwas sinnlicher verlangender Ausdruck, besonders in dem träumerischen Blick. Der Gesammt-
charakter lässt eine blasse oder doch zart gefärbte Blondine mit durchsichtigem Teint vermuthen.
Das reiche Haar reicht in breiten Scheiteln weit herab und umrahmt das feine Gesicht; ein kokett
etwas schief aufgesetztes, breites Tuchbarett mit Schlitzen und nachlässig unter dem Kinn herum-
gezogener Schnur steht reizend dazu; wallende Straussenfedern füllen den Raum neben dem Kopfe
angenehm aus und vermitteln den Übergang in die Schnörkel des Blüthenkelches. Der volle pro-
portionirte Hals, den eine Perlenschnur schmückt, an der ein kleines, mit Perlen gefasstes Medail-
lon oder ein geschnittener Stein mit einem männlichen Kopfe hängt, lässt auf einen ebenmässigen
tadellosen Wuchs scliliessen. So zeigt uns das Bildniss ein Wesen, das zwar keine regelmässige
Schönheit, aber jenen eigenthümlichen Liebreiz und geheimnissvollen Zauber besass, der dem Män-
nerherzen leicht gefährlich wird, es auch, wie wir später sehen werden, thatsächlich geworden ist.
Die künstlerische Ausführung bekundet eine vollendete Meisterschaft; die feine Indivi-
dualisirung lässt keinen Zweifel an sprechender Ähnlichkeit zu, dabei ist in Mund und Blick
etwas so lebendig bewegtes, dass man sagen muss, der Künstler hat das Original in einem
besonders günstigen Augenblicke aufgefasst. Mit der empfundensten Detailcharakteristik ver-
bindet sich der weichste Formenfluss, ein Schmelz und eine Glätte der Behandlung, welche die
Zartheit der Haut trefflich bezeichnen. Die Augensterne und Pupillen sind leicht durch Eingra-
virung markirt, was dem Blicke mehr Leben verleiht und bei kleinen Bildwerken schon in der
besten classischen Zeit in Anwendung kam; in jedem Zuge pulsirt warmes Leben, und über das
Ganze ist eine Harmonie ausgegossen, welche die feinste Naturbeobachtung bekundet.
Auch die Pflanze, welche dem Porträt zur Folie dient, ist vortrefflich gearbeitet; sie ist
rein ornamental behandelt; nur die zehnblättrige Hauptblume zeigt in der Form und eigenthüm-
lichen schönen Rippung der Blätter im Allgemeinen den Charakter einer Lilie, der Stengel ist
holzig und ästig, wie von einem Stamme abgerissen, die tief eingeschnittenen Blätter nähern
sich dem modificirten Akanthusblatt der Gothik und sind sehr schwungreich. Eine phantastische
kleine Nebenblume hat in der Mitte die Form eines Vergissmeinnicht , vielleicht nicht ohne
Absicht, um die Intention des Porträt-Originales auszudrücken. Diesem Blümchen gegenüber
hängt an einem schnörkeligen Aste ein tartschenförmiger, entsprechend stylisirter Wappenschild,
dessen Bild eine Taube auf einem dürren Aste sitzend darstellt. Die Anordnung dieses pflanz-
lichen Beiwerkes in seiner Symmetrie mit wohlthuender Variation zeugt von dem feinen Geschmack
und dem richtigen Gefühl des Künstlers, durch die unruhige Umgebung mit ihren vielen Spitzen
und Zacken den Formenschmelz der Büste um so mehr hervortreten zu machen. Die technische
Behandlung des angenehm warmtönigen Steines ist von grösster Vollendung.
Ein durch die Pflanze geschlungenes Band gibt uns den Namen der süss anzuschauenden
Blume: BARBARA BLOMBERGIN. Die Familie, der sie entsprossen ist, deren Name ge-
wöhnlich Plumberg, Pluemberg oder Blumberg geschrieben wird, war in Regensburg
ansässig und es kommen in den Steuerbüchern und Rathsprotokollen dieser Stadt mehrere
Glieder derselben vor 2. Im Jahre 1500 räumt der Magistrat dem Andre Plumberger einen
2 Blomberg scheint nur eine veränderte Schreibweise von Plumberg zu sein; in den Urkun den aus dem Anfan
XVI. Jahrhunderts findet sich meist die letztere.
 
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