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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 13.1868

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Essenwein, August von: Die Sammlung des germanischen Museums
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https://doi.org/10.11588/diglit.25926#0101
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Die Sammlungen des germanischen Museums.

Von A. Essenwein.

(Mit 3 Holzschnitten und einer Tafel.)

IN icht leicht ist ein wissenschaftliches Unternehmen grossartiger gedacht und umfassender ange-
legt worden als das germanische Museum. Es ist das Resultat der Bemühungen und des Strebens
eines ganzen Lebens eines unablässig thätigen Mannes, nach vielen Mühen und Kämpfen und
mancherlei Anfechtungen im Jahre 1852 entstanden, dem gesammten deutschen Volke gewidmet,
durch seine Beiträge gebildet und jetzt noch erhalten so wie auch für die nächste Zukunft noch
wie bisher auf die freiwilligen patriotischen Gaben des deutschen Volkes angewiesen. War schon
sein Entstehen von heftigen Kämpfen pro und contra begleitet, die sich in der wissenschaft-
lichen Welt abspiegelten und die heute noch nicht ganz beendet sind, so hat es auch nach der
Gründung bis jetzt schon mehrere Entwickelungsphasen durchzumachen gehabt, steht aber jetzt
fest begründet da und weckt die schönsten Hoffnungen für die Zukunft. Wir halten es hier nicht
am Platze, die politische Bedeutung einer Anstalt hervorzuheben, die durch alle Wandelungen
der deutschen Frage vom Jahre 1852 bis heute eine gemeinsame Anstalt geblieben ist, gemein-
sames Eigenthum der deutschen Nation und unterstützt und erhalten durch die Beiträge aller
Regierungen und so vieler Tausende aus allen deutschen Ländern. Wir unterlassen es hier, die
juridische Seite der Sache hervorzuheben, um zu zeigen in welcher Weise bei der Gründung
dafür gesorgt wurde, dass durch alle Wandlungen der gemeinsame deutsche Charakter gewahrt
werden muss. Wir wollen nur andeuten, dass für das Institut, das in Dresden zur Welt kam, und
dem sowohl auf der Wartburg, wie auf der Feste Coburg eine Stätte geboten war, Nürnberg als
Sitz gewählt wurde. Wir haben hier die wissenschaftliche Seite hervorzuheben und da hat denn
doch die letzte Frage auch eine gewisse Bedeutung. Nürnberg hat im ganzen mehr als irgend
eine grössere Stadt im Mittelpunkte Deutschlands den Charakter der Vorzeit bewahrt. Noch vor
zwanzig Jahren war Nürnberg im grossen und ganzen eine Stadt des XVI. Jahrhunderts, in ihr
spiegelten sich das Leben und die Anschauungen, die Cultur der Vorzeit so rein wieder, dass sie
als der würdigste Rahmen betrachtet werden konnte. Jetzt hat sich darin freilich vieles geändert.
Nürnberg hat sich stark modernisirt; die Fabrikschornsteine haben jetzt schon mehr Bedeutung
als Kirchthürme und Mauerthürme und leider geht das „Kleinod“ mehr und mehr seinem Verfalle
entgegen, der durch den Aufschwung bedingt ist, den die Stadt in anderer Richtung nimmt.
 
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