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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 13.1868

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Schulcz, Ferenc: Studien über Befestigungsbauten des Mittelalters
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https://doi.org/10.11588/diglit.25926#0143
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Studien über Befestigungsbauten des Mittelalters.
Von Schulcz Ferencz, Architekt.

(Mit 2 Tafeln und 12 Holzschnitten.)
"V iel und geistreich wurde schon über die Befestigungsbauten des Mittelalters geschrieben, und
es ist heute ziemlich klar, in welcher Weise und mit zu Hiilfenahme welcher Mordmaschinen sich
unsere Voreltern in den noch auf uns gekommenen Befestigungsbauten vertheidiget haben. Dess-
halb wollen wir diese Seite nicht berühren, und die Befestigungsbauten nur hinsichtlich ihrer
künstlerischen Bedeutung einer etwas eingehenderen Betrachtung unterziehen.
Wenn im Mittelalter eine Commune ihre Stadt mit Mauern und Wällen zum Schutz gegen
den Feind versah, so blieb man nicht bei dem einfachen rohen Bedürfnissbaue stehen, sondern
man wollte, dass sich die Stadt auch in ihrer äusseren Erscheinung stolz und mächtig — Freund
und Feind präsentire. Dieser Stolz der Städte und Burgherren war für die Künstler des Mittel-
alters genügender Anhaltspunkt, überall, wo es nur irgend thunlich war, statt robusten Festungs-
werken mehr oder minder äusserlich geschmückte Bauten, ja mitunter gediegene Kunstwerke zu
schaffen. Alle zum Festungsbau nothwendigen Anlagen und Einrichtungen, wie die Zinnen, die
Wurflöcher, die Schiessscharten etc. wurden zu Kunstgliedern der Festungsbaukunst umgewandelt,
welche, wenn selbe auch hie und da ihre Elemente der kirchlichen und profanen Architectur ent-
lehnte, ihren Werken doch immer ein kräftig trotziges, originelles Gepräge zu verleihen wusste.
Das Studium dieser Befestigungsbauten ist für den praktischen Architekten von hohem
Werthe, denn noch heute kann und soll man Befestigungsbauten und alle Gebäude, die zum
militärischen Apparat gehörten, wie: Casernen, Militär-Erziehungs-Institute etc. fachgemäss
nur in dieser Art lösen.
Von starkem Einflüsse auf die Festungs-Architectur war auch das Material, und so finden
wir an den Bauten in jenen Gegenden, wo Stein zur Anwendung kam, wesentlich verschiedene
Formen gegenüber jenen, die in den Gegenden des Backsteinbaues gelten.
Das künstlerische Hauptgewicht bei der Befestigung einer Stadt wurde, ausser der Ver-
zierung der an den Mauern entlang laufenden Zinnen, auf die Ecken, Thürme und Thore der
Stadtmauer gelegt. Diesen Thürmen und Thoren sei auch unsere weitere Aufmerksamkeit gewid-
 
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