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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 13.1868

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Lind, Karl: Die St. Laurenzkirche zu Lorch
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https://doi.org/10.11588/diglit.25926#0205
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175

Die St. Laurenzkirche zu Lorch.

Von De. Karl Lind.

(Mit 9 Holzschnitten.)

ordwestlich der auf einer Anhöhe gelegenen Stadt Enns und zunächst der von Wien nach Linz
führenden Schienenstrasse, so wie auch nahe dem Einflüsse der klaren Wässer der Enns in die
mächtigen Fluthen der Donau liegt eine durch ihre Grösse nicht unbedeutende und durch ihre
Bauart auffallende Kirche. Wer kennt nicht den Namen des einst in jenem von diesen zusammen-
fliessenden Gewässern gebildeten Dreiecke gelegen gewesenen und unter Marc-Aurel im Marko-
mannenkriege (um 167—174 n. Chr. G.) entstandenen römischen Standlagers und der dabei
befindlichen Colonie Lauriacum, der späteren Hauptstadt von Ufer-Noricum, die schon in dem
ältesten gezeichneten Itinerarium, den aus der ersten Hälfte des III. Jahrhunders stammenden
Peutingerischen Tafeln namentlich aufgeführt ist und über deren Lage bis in die neueste Zeit
wiederholt gemachte Funde unzweifelhafte Merkmale geben.
Schon sehr frühe wurde durch römische Kriegsleute in diesen Gegenden das Christenthum
bekannt und verbreitet. Aber auch hier sollte die neue Lehre nicht ohne die Bluttaufe zur Allge-
meinheit und zum festen Bestand gelangen. Als die Kaiser Diocletian und Maximinian zur Rettung
des Ansehens der alten Götter eine blutige Verfolgung der Christen beschlossen, fanden sich auch
zu Lauriacum genug glaubenstreue Schüler, die für die Lehre Christi Gut und Blut hinzugeben
bereit waren. Ein Opfer der dortigen Verfolgungen, die im J. 304 der Praeses Aquilinus im nori-
schen Uferlande leitete, war der gegenwärtig als Heiliger und Landespatron von Ob er-Österreich
verehrte römische Krieger und Colonist Florianus. Der Erfolg dieser Verfolgungen entsprach
wie überall auch hier den Absichten nicht. Das Christenthum hatte in diesen Gegenden festere
Wurzeln gefasst, als erwartet wurde und war im IV. und V. Jahrhundert schon völlig verbreitet.
Lauriacum blieb die Wiege für das Christenthum in der dortigen Umgegend.
Als die Herrschaft des römischen Reiches in Noricum gebrochen war, wurde in dem aus dem
elassischen Lauriacum entstandenen Lorch, das noch um450 während der Völkerwanderung den
Einwohnern des Flachlandes eine sichere Zufluchtstätte gewährte, gegen Ende desselben Jahrhun-
derts ein Bischofssitz errichtet. Wir wissen von einem Bischof Constantinus, der damals dort
lebte und wirkte. St. Severin, der fast in allen Orten des Ufer-Noricums christliche Gemeinden
mit Kirchen fand, kam öfters nach Lauriacum, welches so viele Gläubige umfasste, dass eine
Basilica für ihre Zahl bereits zu klein war. 696 predigte dort S. Rupertus. Als die Avarenzüge
begannen, wurde die ganze Gegend verwüstet und auch Lorch (737) völlig zerstört. Bischof Vivilo
 
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