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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 13.1868

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Haupt, Josef: Das Spott-Crucifix im kaiserlichen Palaste zu Rom
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https://doi.org/10.11588/diglit.25926#0174
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Das Spott-Crucifix im kaiserlichen Palaste zu Rom.

Von Joseph Haupt.
(Mit einer Tafel.)
Non potes dementiain dicere, qui revinceris ignorare.
Tertull. Apolog. I.
I. Einleitung.
Wenn ich über das in dem Titel bezeichnete sogenannte Spott-Crucifix nach so vielen und so
gelehrten Commentaren, die schon dem archäologischen Publicum darüber zur Erwägung mit-
getheilt wurden, aufs neue die Feder ergreife, so geschieht es aus Gründen, die mir wichtig genug
geschienen haben, nicht länger mit meiner Ansicht hinter dem Berge zu halten. Als Kaiser Nico-
laus in den Jahren 1846 —1857 Ausgrabungen in Rom vornehmen liess, gerieth man auf dem
südwestlichen Abhang des Palatinus in der Signa Nusiner auf die Trümmer eines römischen
Palastes, dessen Hauptmauern noch ziemlich erhalten sind. Reber in seinen „Ruinen Roms
und der Campagna“ hat S. 375 ff. die Lage dieses Palastes, sowie den Zusammenhang der
einzelnen Gemächer beschrieben. In einem dieser Gemächer, das zwischen zwei andern neben
einem Corridor liegt, fand P. Garrucci das in der beigebenen Tafel unter A befindliche Bild
an einer Wand. Auf seinen Betrieb ward das Stück Wand zur bessern Conservierung ausgenom-
men und wird jetzt zu Rom im sogenannten Museo Kircheriano in dem Zimmer der christli-
chen Alterthümer gleich rechts beim Eingänge aufbewahrt. Es ist etwa 0.36 Meter breit und
0.36 Meter hoch. Das Bild und die Inschrift ist mit einem scharfen Instrument in die Steine
gekratzt oder gegraben. Ob es gerade nothwendig gewesen ist, auf diese Weise mit dem Stücke
Wand zu verfahren, anstatt es an Ort und Stelle zu lassen, will ich nicht weiter untersuchen. Ich
wende mich zu meiner eigentlichen Aufgabe.
o o
Das in Rede stehende Bild ward bisher ohne weitere Untersuchung für ein Spottbild auf
den Stifter der christlichen Kirche an- und hingenommen: es ward als solches zwar als ein heid-
nischer Gräuel, aber doch als ein werthvolles Denkmal für die christliche Archäologie erklärt.
Am weitesten ging darin Herr Ferdinand Becker in seiner 1866 zu Breslau darüber veröffent-
lichten Abhandlung, die mit sentimentalen Phrasen und honigtriefenden Worten den Beweis für
die allgemein geltende Ansicht geliefert zu haben glaubt. Nicht ihm, noch dem Jesuiten Gar-
rucci, der das Bild zuerst in der „Civiltä Cattolica“ bekannt gemacht hatte, noch den
 
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