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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 13.1868

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Bock, Franz: Die deutsche Kaiserkrone
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https://doi.org/10.11588/diglit.25926#0055
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Die deutsche Kaiserkrone

Von Canonicus Dr. Fr. Bock.

(Mit 4 Holzschnitten.)

TJber die Thatsache, dass Karl der Grosse vom Papst Leo III. mit einer goldenen Kaiserkrone
gekrönt worden, geben verschiedene gleichzeitige Schriftsteller Nachricht h Über ihre ehemalige
Form lässt sich heute wohl schwerlich das Genauere mehr nachweisen. Der Beschreibung im
römischen Ceremoniale 2 zufolge, die jedoch offenbar auf eine symbolisch entwickeltere Kaiser-
krone des spätem Mittelalters Bezug hat, soll sich das Kaiserdiadem von den anderen Kronen
besonders dadurch unterscheiden, dass sich unter dem grossen Bogen (arcus) eine Kronhaube
(pileus) in Form einer bischöflichen Miter erhebe; jedoch soll diese Miter niedriger und es sollen
die beiden aufstehenden Spitzen (cornua) stumpfer sein als dies bei der bischöflichen Infel der Fall
ist. Auch die Öffnung derselben dürfe nicht zur Seite der Schläfen (ab aure) beginnen, sondern
müsse an der Stirne nach hinten ihre Richtung nehmen. Diese Öffnung überrage alsdann ein
goldener Halbbogen, dessen Spitze mit einem kleinen Kreuze geschmückt sei. Auf älteren Maje-
stätssiegeln trifft man vom XV. Jahrhundert an ähnliche Kaiserkronen abgebildet 3; auch die
Krone, mit welcher Kaiser Karl IV. auf einem porträtähnlichen Bilde zu Schloss Karlstein
bekleidet dargestellt ist, zeigt eine solche corona imperialis, wie sie das römische Ceremoniale
beschreibt.
Mit einigen Wahrscheinlichkeitsgründen liesse sich annehmen, dass die heute noch vor-
bildliche goldene Kaiserkrone, zu deren Beschreibung wir im Folgenden übergehen werden, in
früherer Zeit, vor der Anbringung des jetzigen runden Kronhäubcliens aus Genueser Rothsammt,
einen pileus hatte, der, den Angaben des eben gedachten Krönungs-Ceremoniale ziemlich ent-
sprechend, als niedrige Infel durch seine beiden offenstehenden Spitzen den grossen Kronbogen
durchgehen liess. Vielleicht dürfte aus der oben angezogenen Stelle des römischen Ritualbuches
gefolgert werden, dass, wenn es auch aus dem spätem Mittelalter herrührt, in diesen kirchlichen
Bestimmungen noch eine Reminiscenz an die Form, wie an die decorative und symbolische
1 Vgl. hiezu: Anonymi vita Caroli M. ap. Pithoeum pag. 233; ferner Chron. Moissiacense ad ann. 801, Monum. Germ,
ap. Pertz tom. I, pag. 305; desgleichen Sigebertus , Gemblac. ad ann. 800 und endlich den Mönch von Angouleme bei
Pithoeus, S. 263.
2 Sacrae caerimoniae Rom. eccles. L. I, §. V, cap. ult,
3 Auf den grossen Majestätssiegeln aus den Zeiten Kaiser Friedrich’s III. und Maximilian’s sieht man die betreffenden
Kaiser mit infulirten Kronen im vollen kaiserlichen Pontificalornate abgebildet. In dieser Gestaltung scheint die Krone auch
äusserlich als Parallele zu den übrigen bischöflichen Pontificalien aufzutreten, die der Neugekrönte bei seiner Salbung und
Weihe anzulegen das Itecht erhielt.
XIII.

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