Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 13.1868

DOI Artikel:
Bock, Franz: Der Schatz des Westgothenkönigs Athanarich, gefunden im jahr 1837 zu Petreosa in der grossen Walachei
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.25926#0123
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
10S

Der Schatz des Westgothenkönigs Athanarich,
gefunden im Jahre 1857 zu Petreosa in der grossen Walachei.

Von Canonicus De. Fe, Bock.

(Mit 9 Holzschnitten.)

Die gesegneten Landstriche an der unteren Donau, welche nach Besiegung Decebals (106 n. Clir.)
unter Trajan durch zahlreiche Einwanderungen und wiederholte Colonisationen aus anderen
Theilen des römischen Reiches eine dichtere Bevölkerung erhielten, hatten bereits im III. Jahrhun-
dert christlicher Zeitrechnung einen ziemlich hohen Grad von Cultur erreicht. Dieselben wurden
später als römische Provinz in „Dacia superior et inferior“ getheilt; jedoch war diese Grenzmarke
des römischen Reiches durchaus nicht die friedlichste, da es noch vieler Feldzüge der römischen
Kaiser und ihrer Deere bedurfte, um die Herrschaft Roms hier einigermassen zu befestigen. Dies
dauerte bis in die zweite Hälfte des IV. Jahrhunderts. Seitdem aber die Westgothen im Jahre 37 7
die Donau überschritten und der Strom der Völkerwanderung sich auf Byzanz zu wälzen begann,
bildeten eben diese Gegenden in fast ununterbrochener Dauer bis auf die verheerenden Züge der
Moslemins unter dem Clialifen Muhamed das grosse Kriegstheater, auf welchem Gothen, Hunnen,
Avaren, Longobarden, Magyaren, Bulgaren, Muselmänner eine schnell vorübergehende Rolle mit
mehr oder weniger Glück nacheinander spielten. Denn in der That war dieses Dacien, welches
das östliche Ungarn, Siebenbürgen, die Bukowina, Moldau und Walachei umfasste , für jene
unstät umherschweifenden Völkermassen äusserst einladend: in diesen weiten fruchtbaren Ebenen
landen diese Nomadenhorden prächtige Weideplätze für ihre zahlreichen Heerden, während zugleich
die Ausläufer des Karpathengebirges mit ihren Schluchten und Engpässen einen erwünschten
Stützpunkt zur nachdrücklichen Vertheidigung gegen Feindesmacht boten.
Nach solchen Vorgängen ist es leicht begreiflich, dass jene verschiedenen Völker, welche die
angedeuteten Niederungen an der Donau auf längere oder kürzere Zeit nacheinander behaupteten,
noch zahlreiche Spuren ihrer ehemaligen Cultur, die sich sogar theilweise zu einiger Bliithe
erhoben hatte, uns hinterlassen haben. Diese der Zerstörung entgangenen Zeugen von schnell
sich folgenden Culturperioden bestehen aber nicht blos in grossen Bauten , öffentlichen Denk-
mälern, Inschriften u. s. w., sondern es kommen auch hinzu eine Anzahl von kleineren Kunst-
XIII.

15
 
Annotationen