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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 13.1868

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Essenwein, August von: Die Sammlung des germanischen Museums
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https://doi.org/10.11588/diglit.25926#0122
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A. Essenwein. Die Sammlungen des germanischen Museums.

Medaillen, die als eine Sammlung ersten Ranges durch Kostbarkeit des Inhaltes betrachtet
werden kann, und die in einer Auslage gegebene Auswahl der Medaillen gewährt einen pracht-
vollen Anblick. Diese ist chronologisch geordnet. An die Nürnberger Schule schliessen sich in
dieser Auslage die anderen Schulen an. Eine Serie von Specksteinen von ausserordentlicher
Schönheit, und Wachsmodellen ist angefügt. Die bezügliche Sammlung schliesst bis jetzt mit
dem Jahre 1650 ab. Es ist aber auch durch Geschenke bereits eine nicht unbeträchtliche Samm-
lung von Medaillen vom dem Schlüsse des XVII. bis zur Gegenwart vorhanden.
Die Münzsammlung zählt eine grosse Zahl Nummern und in ihren Gold- und Silbermün-
zen repräsentirt sie einen sehr ansehnlichen Werth. Wer jedoch Münzsammlungen überhaupt kennt,
muss wissen, dass eine grosse Zahl Münzen, die sich geographisch über ganz Deutschland ver-
theilen, noch immer eine sehr kleine Münzsammlung sein kann; so ist es auch hier. Mit Aus-
nahme der sehr reichhaltig vertretenen Nürnberger Sammlung, die das Museum, wie die Nürn-
berger Medaillen, dem hiesigen Magistrate dankt, ist kein anderes Münzgebiet bis jetzt vollständig
vertreten. Die Ordnung ist auf Münzgebiete vertheilt, die nach den alten Kreisen des deutschen
Reiches angenommen sind. In jedem Kreise sind die einzelnen Münzherren nach ihrem Range
und innerhalb desselben alphabetisch, die Münzen dieser Unterabtheilungen chronologisch geord-
net. Nachdem alle einzelnen Serien noch sehr klein sind, so dürfte es nothwendig werden, sowie
es in einer für das Publicum bestimmten Auslage geschehen ist, zunächst zwei Hauptabtheilungen
zu machen; die erste Mittelaltermünzen, die zweite neuere enthaltend und etwa bis zum Unter-
gänge des deutschen Reiches gehend, von welcher Zeit an ja ungefähr ohnedies der neue Auf-
schwung des Münzwesens datirt.
Der Münzsammlung schliessen sich eine Anzahl Jetons und Zeichen, wie Brotmarken,
Fleischmarken und sonstiges an, und endlich einige alte Münzstempel.
Wir dürfen unseren flüchtigen Überblick nicht schliessen, ohne die Bemerkung zu machen,
dass alle diese Resultate in verhältnissmässig kurzer Zeit erreicht worden sind, dass aber während
dieser Zeit noch etwas anderes erreicht wurde, nämlich die Erhaltung und der Beginn der Re-
stauration eines sehr interessanten Baudenkmals. Die alte Kart hause lag, als sie in das Eigen-
thum des germanischen Museums überging, theilweise in Ruinen, theilweise war sie in fürchter-
lichem Zustande; ihr Wiederaufbau und ihre Restauration war somit Aufgabe des Museums. Auch
diese Aufgabe ist noch bei weitem nicht gelöst. Ja, ihre vollkommene Lösung steht noch in
ferner Zukunft. Wir hoffen, dass es möglich sein wird, in ihr soweit es sich um blosse Restauration
handelt, eine Muster-Restauration zu liefern. Dass diese Aufgabe nicht schon vom Anfänge an in
dieser Weise aufgefasst wurde und manches geschehen ist, was nicht streng gerechtfertigt werden
kann, möge man nachsichtig mit der finanziellen Bedrängniss entschuldigen, in der sich das Mu-
seum stets befunden hat und die noch nicht vollständig behoben ist. So wollen wir es auch in
dieser Beziehung der deutschen Nation empfohlen haben, die jetzt in dieser Anstalt ein bereits
erstarktes gemeinsames Band besitzt. Seine Gründung war nicht das Resultat irgend welcher
politischer Zustände und so kann es auch durch solche nicht aufgehoben werden. Ja es ist seiner
Stiftung und seinen Satzungen nach absolut unauflöslich. Möge aber das deutsche Volk, das ja stets
auf seine geistige Höhe gepocht hat, dieses Band, das auf geistigem Gebiete alle umschliesst, hegen
und pflegen. Möge es wie bisher so auch ferner die zur Entwickelung nöthigen Mittel gewähren.
Wir haben gezeigt, dass die Sammlungen im ganzen keineswegs mehr unbedeutend sind, allein
wir können nicht verhehlen, dass sie es noch in den meisten Einzelheiten sind und dass noch
vieles geschehen muss, wenn das Museum das werden soll, wozu es bestimmt ist, des deutschen
Volkes Stolz und Freude und sein Trost in trüben Tagen.
 
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