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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 13.1868

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Sacken, Eduard von: Ein Porträt der Barbara Blomberg, der Mutter des Don Juan d'Austria
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https://doi.org/10.11588/diglit.25926#0013
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Ein Porträt der Barbara Blomberg-, der Mutter des Don
Juan d’Austria.

Von E. Freiherrn von Sacken.

(Mit einer Tafel.)

In der auserlesenen Gemäldesammlung des Herrn J. B. Gsell in Wien befindet sieb ein Bild-
werk, welches der genannte Kunstfreund vor wenigen Jahren erwarb und das sowol wegen seines
hohen Kunstwerthes als wegen der Darstellung besondere Aufmerksamkeit verdient; in ersterer
Beziehung muss es unbedingt als ein Kunstwerk ersten Ranges bezeichnet werden, letztere ist
von historischer Bedeutung. Es ist ein Relief aus sehr reinem Solenhofer Kalkschiefer, soge-
nanntem Kehlheimerstein, 1 Fuss 1 Zoll hoch, 9 Zoll breit. Wir sehen in massig erhobener Arbeit
eine vollständig entfaltete, im Hauptcharakter einer Lilie ähnliche, aber stylisirte Blume, aus
deren innerem Kelche die Büste eines Mädchens hervorgeht. Das Innere der Bltitlie selbst
scheint diese Gestalt angenommen zu haben, denn es ist eine so wunderbare Verschmelzung
von Blume und menschlicher Bildung, dass die eine völlig in die andere übergeht, und man
kann nicht sagen, ist die Jungfrau zur Blume geworden und blickt noch das Antlitz scheidend
heraus, um sich auch sofort in Blüthenblätter aufzulösen, oder wird durch ein Wunder die Lilie
zum Weibe und nimmt zuerst die menschlichen Züge an, um vor unseren Augen wachsend bald
die ganze Gestalt in vollendeter Schönheit zu zeigen. Diese Metamorphose erinnert an die Mythe
der Griechen, deren gestaltende Phantasie die Pflanzen mit genienhaften Wesen bevölkerte oder
an die von der Nymphe Klytia, der eifersüchtigen Geliebten Apollfs, die nach ihrem Tode in
eine Heliotrop-Blume verwandelt wurde, was eine unserem Bildwerke einigermassen verwandte
herrliche Marmorbüste des britischen Museums darstellt. Beiden Darstellungen liegt die poetische
Idee einer symbolischen Ähnlichkeit der Jungfrau und der Blume zu Grunde; zu unserer aber
gab dem Künstler, der jenes schöne griechische Werk gewiss nicht kannte, offenbar der Name
des Mädchens: Blumberg, Veranlassung, was durch die Umschrift bestätigt wird, welche in
poetischem Ergüsse die Schönheit der Blume preist, aus der das Angesicht der holden Jungfrau
herausblickt. Auf dem flachen Rande der Tafel stehen nämlich auf grünem Grunde mit rothen
Capitalbuchstaben geschrieben die Verse:
YIL SVSER IST DIE BLOM ZU SCHAWEN
ALS ROS VND GILGEN i VF DER AWEN.
1 Lilien.
XIII.

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