Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 13.1868

DOI Artikel:
Thausing, Moritz: Dürer's Triumphwagen und sein Antheil am Triumphzuge Kaiser Maximilian's I.
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.25926#0159
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
13S

Dürer’s Triumphwagen und sein Antheil am Triumphzuge
Kaiser Maximilian’s I.
v\

Von Moriz Thausing.

(Mit einer Tafel und. 3 Holzschnitten.)

A\_ucli die wissenschaftliche Erkenntniss bewegt sich in Gegensätzen vorwärts, und nicht auf
gerader Bahn, sondern in immer kleineren Schwingungen nähern wir uns historischen Wahr-
heiten. Davon liefert vielleicht nachstehende Untersuchung ein neues Beispiel.
Von Sandrart bis auf Bartsch war man der Meinung, dass alle Holzschnitte, welche Kaiser
Maximilian I. zu seinem Triumphe ausführen liess, nach Dürer’s Zeichnungen gearbeitet seien; also
auch die grosse Folge des Triumphzuges. (Bartsch. Peintre Graveur VII, p. 229 ff., Nr. 81).
Eine Bestätigung für diese Annahme fand v. Murr in dem Briefe Dürer’s an Kress (v. Murr’s
Journal, B. I, p. 391 und B. IX, p. 1. Reliquien v. Alb. Dürer. Nürnberg 1828, p. 55), wo es
schlechtweg heisst: „Item wisst auch, das ich K. Mt. ausserhalb des Triumphs sonst viel man-
cherlei Visierung gemacht.“ Unter „Triumph“ verstand v. Murr ohne weiteres den Triumphzug
und erklärte das Monogramm Hans Burgkmair’s H. B., das auf vielen Blättern vorkömmt, für das
Zeichen des Holzschneiders.
Bartsch aber untersuchte die auf der k. Hofbibliothek aufbewahrten Holzstöcke und fand
auf vielen derselben die verschiedenen Namen und Monogramme der wirklichen Holzschneider
und zwar auf der Rückseite angemerkt. Da diese auch bei den mit H. B. bezeichneten Stöcken
verschieden lauteten, schloss er sehr richtig, dass Burgkmair als der Erfinder oder doch Zeichner
jener Darstellungen anzusehen sei. Und nun schrieb er wieder das ganze Werk diesem zu und
bezog das Wort „Triumph“ im Briefe Dürer’s auf dessen Ehrenpforte oder den Triumphwagen.
Wenn wir uns nun genöthigt sehen, die Wahrheit in der Mitte zwischen diesen beiden An-
schauungen zu suchen, so glauben wir damit das Andenken unseres Bartsch nur zu ehren.
Dieser hochverdiente Kunstforscher und Künstler hat uns mit beispielloser Arbeitskraft ein so
weites Gebiet von Kenntnissen erschlossen, dass es ihm unmöglich war, sich tiefer in alle Einzel-
heiten einzulassen. Dafür hat er uns Späteren die Wege geebnet, und wir säumen nicht dieselben
zu betreten. Selbstverständlich müssen wir dabei zuweilen in Widerspruch mit dem Altmeister
gerathen, auf dessen Schultern wir doch stehen. Darin aber soll uns keine falsche Pietät beirren,
xm.


19
 
Annotationen