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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 13.1868

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Thausing, Moritz: Dürer's Triumphwagen und sein Antheil am Triumphzuge Kaiser Maximilian's I.
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https://doi.org/10.11588/diglit.25926#0160
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136

Moriz Thausing.

denn das Verdienst eines Bartsch bleibt auch da unerschüttert, wo seine Argumente nicht Stich
halten. Wohl aber dürfen wir uns ihm gegenüber nicht bei allgemeinen Geschmacksurtheilen
genügen; denn die Autorität fordert in aller Wissenschaft ein förmliches Beweisverfahren.

I.
Fassen wir sogleich festen Boden, indem wir von Dürers bekanntem „Ehren- und Triumph-
wagen des Kaisers Maximilian“ Bartsch 139 ausgehen. Dieses unübertroffene Meisterwerk der
Holzschneidekunst ward offenbar erst 1522 veröffentlicht, also nach des Kaisers Tode. Diese
Jahrzahl trägt auch die erste Ausgabe des Werkes, die Bartsch nicht beschreibt. Dieselbe unter-
scheidet sich äusserlich von dem frühesten, Bartsch bekannten Zustande dadurch, dass das achte
Blatt mit dein vordersten Pferdepaar nur deutschen Text hat, der sammt den Worten: Cum gratia
et privilegio Cesaree Maiestatis — in gebrochenen gothischen Lettern gedruckt ist. Letzteres gilt
auch von dem H links unten, während die vorausgehenden Blätter derselben Ausgabe an gleicher
Stelle Renaissancebuchstaben führen. Ein Exemplar dieses äusserst seltenen Abdruckes befindet
sich in der „Albertina“ oder erzherzogl. Albrecht’schen Kupferstichsammlung; ein zweites befand
sich in der ehemals Posonyischen Dürer-Sammlung in Wien. Es ist kein Zweifel, dass Dürer die
Zeichnung selbst auf die Stöcke Überträgen und Hieronymus Andree — oder Resch, wie ihn Neu-
dörffer nennt — dieselben geschnitten hat. Was die Composition anbelangt, so stimmt sie voll-
ständig mit dem Wandgemälde überein, welches im selben Jahre im grossen Saale des erneuerten
Nürnberger Rathhauses den Fenstern gegenüber ausgeführt wurde; so schliesse ich aus der
Schilderung von Murr’s: Beschreibung der Merkwürdigkeiten in Nürnberg 1778, p. 395 ff. Hier
wie dort sitzt der Kaiser im Reichsornate, umgeben von allegorischen Frauengestalten, allein
auf dem Wagen; wir nennen diese Composition den Wagen von 1522.
Dass die Ausführung des Holzschnittes erst unter der Regierung Kaiser Karl’s V. erfolgte,
lehrt schon die Inschrift desselben, wo es heisst, dass „diser Eren- und Triumphwagen dem
allerdurchleuchtigsten Herrn weilund Kaiser Maximilian, hochlöblicher Gedächtnuss, zu Ehren
erfunden und verordnet, und zu unterthänigem Gefallen dem jetzt regierenden Kaiser Karolo
durch Albrecht Dürer in das Werk gebracht sei“. So erfahren wir zugleich, dass der Wagen bereits
für Kaiser Max erfunden wurde, und dies wird bestätigt durch die Beifügung des kaiserlichen
Schreibens vom 29. März 1518, worin Pirkheimern in Gnaden für die Erfindung und Zusendung
des Entwurfes gedankt wird. Die Sache wird durch die uns aus jener Zeit glücklicherweise
erhaltene Correspondenz des Kaisers mit Pirkheimer näher aufgeklärt1.
Am 5. Februar 1518 bestätigt Maximilian zu Augsburg Pirkheimern den Empfang einer
„Laurea“, die zu einem „Triumphe“ gehöre; er ist darüber sehr erfreut, da durch dieselbe sein
besagter Triumph in erhöhtem Masse geziert werde. Was unter der „Laurea“, die weiterhin noch
Pirckheimer’s „neue Erfindung und Zierde des vom Kaiser unternommenen Werkes“ genannt
wird, zu verstehen sei, wissen wir mit Bestimmtheit nicht anzugeben; jedenfalls wohl ein Schrift-
stück des Gelehrten2. Eine andere Frage ist, was unter dem „Triumphe“ hier gemeint sei. Zur
1 Abgedruckt: Pirkheimeri Opera ed. Goldast. Norirn. 1610. p. 172 ff. et W. Pirkheimers Tugendbüchlein. Nürnb. 1606-
Ein Brief pag. 162 und alle deutsch pag. 169 ff. und 240 ff.
2 Pirkheimer ed. Opp. pag. 176. Lauream (ad Triumphum nostrum pertinentem) quam superioribus diebus nobis trans-
misisti singulari clementia ac beneplacito vidimus et accepimus, idque non absque ingenti gaudio atque laetitia, siquidem
per eandem praefatus noster Triumphus magis magisque condecoretur. Iccirco huius-ce tuae novae inventioms et conde-
corationis propositi nostri operis, non solummodo erimus haud immemores etc. Ob mit A. v. Zahn: Dürer’s Kunstlehre, Leipzig
1866, pag. 31 statt „Laurea“ „Livrea“ d. h. Devise, zu lesen sei, würde ein Blick in das im Haller’schen 1 amilien-Archive
zu Nürnberg noch vorhandene Original lehren. Damit wird die Sache übrigens nicht klarer, denn es ist ein Irrthum, zu glauben*
 
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