Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 13.1868

DOI Artikel:
Thausing, Moritz: Dürer's Triumphwagen und sein Antheil am Triumphzuge Kaiser Maximilian's I.
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.25926#0173
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Dürer’s Triumphwagen etc.

\ 49

Bl. 103, an den Statuen der Grabbilder auf verschiedenen Sitzkissen, wie auch auf dem langen
Mantel eines der gezeichneten Reiter in der Albertina. Charakteristisch ist auch die Art, wie
Kanten durch zurückgeschlagenes Blattwerk verziert, wie Gewänder und Decken durch Stickereien
eingefasst werden. Die originelle Freiheit und Breite von Dürer’s Zeichnung aber tritt an der
geringfügigsten Zuthat des Triumphzuges blos desshalb so charakterisirend zu Tage, weil dieser
unbeachtete Bestandtheil allen Blättern des Zuges gemeinsam ist, und desshalb habe ich auf die
Behandlung des Bodens, des Terrains, zunächst aufmerksam gemacht. Während sich die anderen
Meister und insbesondere Burgkmair auch hierin an die der St. Florianer Miniatur entsprechende
Vorlage halten und die kleinen Unebenheiten, Steine und beiderseitigen Grassäume ängstlich
wiedergeben, behandelt Dürer den Grund nur mit wenigen grossen Schraffirungen —• blos hie
und da ein Stein oder ein Büschel von Ftalmen — der Hintergrund aber wird durch kräftige Kreuz-
lagen vertieft, wie sie nur Dürer seinen Formschneidern vorschreiben konnte.
Die Holzschneider aber, welche nach Dürer’s Zeichnungen arbeiten, sind zumeist auch nicht
dieselben, wie jene, welche die anderen Theile des Triumphzuges ausführen. Dies lehren uns die
Aufschriften der Holzstöcke. Von den sonst gewöhnlich vorkommenden Namen finden sich in
Dürer’s Antheil blos einmal Wilhelm Lieffrinck Bl. 92 und Jan de Bon Bl. 102, zweimal Cornelis
Lieffrinck Bl. 94 und 100. Dagegen tragen die Dürerschen Stöcke die Bezeichnungen: Jeronimus
Andree Bl. 89, 93, 99, 105, 135, W. R. Bl. 91, 98, FF. Bl. 95, 96, 97, 101, 103, 107. Das sind:
Hieronymus Andree (bei NeudörfferResch genannt), der grösste Formschneider seiner Zeit, bekannt
durch seine Leistungen für Dürer 14; Wolfgang Resch, der auch bei Burgkmair’s „Heiligen aus der
kaiserlichen Familie“ mitgewirkt; und Hanns Frank, dessen Thätigkeit für Dürer Neudötffer bezeugt,
alle drei Nürnberger Künstler. Ihren Namen begegnen wir sonst im Triumphzuge blos aus-
nahmsweise und zwar: „Jeronimus Andree“ einmal in Burgkmair’s Antheil auf dem kleinen Stock
von Bl. 14. „Hanns Franckh“ in allen Buchstaben ausgeschrieben, zweimal in der Folge der
berittenen Bannerträger Bl. 62 und 87, Wolfgang Resch aber gar nicht. Es ist wohl kein Zufall,
dass mit der Reproduction der als Dürer’s Antheil am Triumphzuge erkannten Blätter vorwiegend
Nürnberger Formschneider und blos ausnahmsweise Fremde betraut erscheinen, während sich bei
der grossen Zahl der übrigen Stöcke das umgekehrte Verhältniss ergibt. Dabei wurden absichtlich
blos die nach den Inschriften der Holzstöcke von Bartsch bezeichneten Abdrücke ins Auge gefasst.
Nicht blosse Wahrscheinlichkeitsrechnung, sondern die aufmerksame Vergleichung der sieben
übrigen nicht bezeichneten Stücke in Dürer’s Antheil mit den bezeichneten wird aber erhärten,
dass auch der überwiegende Theil dieses Restes jenen drei Nürnberger Holzschneidern angehört.
Mannigfache Erfahrung belehrt uns, dass Geschmacksurtheile in der Regel von Niemand
so eifrig gehegt werden, als von ihren beziehungsweisen Vätern. Ich habe mich daher von jeder
einseitigen Anwendung subjectiver Beweismittel ferngehalten; und bin ich auch entfernt nicht der
Meinung, in dieser allen deutschen Kunstfreunden naheliegenden Frage mit dem ersten auch das
letzte Wort gesprochen zu haben, so glaube ich doch auf Grund der hier zusammengestellten
Tdiatsachen beantragen zu dürfen, dass Dürer’s Holzschnittwerk um 24 Blätter aus dem bisher
nur Burgkmair zugeschriebenen Triumphzuge Kaiser Maximilian’s zu vermehren sei.
14 Neudörffer a. a. 0. pag. 47. „Dieser Hieronymus hat allhier in der Breitengassen gewohnt, dessen Wohnung hinten
ins Frauengässlein gangen, er hat dem Albrecht Dürer seine meiste Riss geschnitten; als er an gedachten Dürer’s Triumph-
wagen, so kayserl. Mayj. gehöret, gearbeitet, ist Ihro Mayj. damals allhier gewesen und fast täglich hinaus ins Frauen-
gässlein zu Ihm gefahren und seine künstliche Arbeit zu sehen“ etc. Da der „Triumphwagen“ im engeren Sinne erst nach
des Kaisers Tod in Holz geschnitten wurde, so wird sich die Glaubwürdigkeit dieses Zeugnisses nur dann retten lassen,
wenn wir „Triumphwagen“ wie oben im Titel des kaiserl. Programmes als „Triumphzug“ verstehen. Bei dieser ganz berech-
tigten Annahme aber liefert uns die Stelle einen ausdrücklichen Beleg für die weitere Betheiligung Dürer’s an den Zeichnungen,
zum Triumphzuge..
 
Annotationen